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Casteel-Saga 03 - Gebrochene Schwingen

Casteel-Saga 03 - Gebrochene Schwingen

Titel: Casteel-Saga 03 - Gebrochene Schwingen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: V.C. Andrews
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wirklich ein großer Verlust für sie.
    Die Särge wurden aus der Kirche und zum Friedhof getragen. Ein Gedenkstein war schon vorbereitet worden. Oben stand Casteel, darunter die Vornamen und die Geburts- und Todesdaten. Der Spruch lautete einfach: »Ruhet in Frieden.« Nachdem die letzten Gebete gesprochen und die Särge hinabgelassen worden waren, brachen die Trauergäste auf.
    An der Kirchentür riß Fanny Drake mit tränenüberströmtem Gesicht in ihre Arme.
    »O Drake, Süßer, nun bist du ein Waisenkind, so wie wir.« Sie bedeckte sein Gesicht mit Küssen. Er leistete ihr keinen Widerstand, denn er war wie betäubt und überwältigt durch den Gottesdienst und den Anblick der Särge. Da ich jedoch fand, daß sie übertrieb, zog ich ihn aus ihren Armen.
    »Er ist kein Waisenkind«, sagte ich, und Ärger flammte in mir auf. »Er hat ein Heim und eine Familie.«
    Fanny wich zurück, bestürzt über den kalten Ton in meiner Stimme. Sie wischte sich die Tränen von ihren Wangen und schaute mich an.
    »Er sollte in den Willies leben«, sagte sie. »Mit den Leuten von Daddys Familie.«
    »Auf gar keinen Fall«, erklärte ich und richtete mich stolz auf. »Luke hat selbst die Willies verlassen, um ein besseres Leben führen zu können, und er hätte dasselbe für seinen Sohn gewünscht.«
    »Komm, Fanny«, sagte Randall leise. Einige Trauergäste von dem Zirkus waren stehengeblieben und beobachteten uns. »Das ist nicht der richtige Platz für eine derartige Diskussion.«
    Fanny schaute sich um und lächelte dann.
    »Ja, richtig«, sagte sie. »Auf Wiedersehen erst einmal, Heaven Leigh. Tschüß, Drake, Süßer.« Sie warf Drake einen Kuß zu, drehte sich um und schritt mit Randall davon.
    Wir fuhren direkt zum Flughafen. Drake saß ruhig und teilnahmslos auf meinem Schoß, den Kopf an meine Brust gelehnt. Als wir am Flughafen ankamen, wurde er durch die Geschäftigkeit und die ganze Reiseaufregung jedoch wieder lebendig. Wir aßen zu Mittag und stiegen dann ins Flugzeug. Ich gab ihm den Fensterplatz, und er wurde plötzlich sehr lebhaft. »Sind wir über den Vögeln?« fragte er. »Landen wir auf dem Mond?« Logan erklärte Drake alles: daß wir wegen der Wolken die Erde nicht sehen konnten und warum das Flugzeug nicht in den Wolken verschwand. Drake war über sein neues Abenteuer so aufgeregt, daß ich ganz sicher wußte, er würde in seiner neuen Familie glücklich werden. Logan würde ein wunderbarer Vater sein. Schon jetzt akzeptierte er Drake wie seinen eigenen Sohn.
    Bald schliefen Logan und Drake. Drakes hübscher, dunkler Kopf lag auf Logans Schoß. Wie friedlich sahen sie doch aus! Ich wünschte, ich wäre auch so zufrieden, doch ich war aufgewühlt vor Angst. Ich wollte wissen, warum Tony Luke den Zirkus gegeben, warum Luke den Ausschnitt über unsere Hochzeit in seiner Schublade hatte. Ich wollte, daß mein neues Leben mit Logan, Drake und dem Kind frei war von der bedrückenden Vergangenheit, und ich war entschlossen, Tony zu zwingen, alles zu klären.
    Als wir endlich ankamen, war Tony nicht zu Hause. Curtis sagte, daß er geschäftlich zu tun hätte und nicht vor dem späten Nachmittag des nächsten Tages zurückkommen würde.
    Für Logan hatte es eine Menge Anrufe gegeben, und er begab sich direkt an die Arbeit.
    Drake und ich machten einen kurzen Rundgang durch das Haus. Er freute sich über die Wandgemälde in dem Musikzimmer, und die Größe des Hauses beeindruckte ihn sehr. »Ist das ein Schloß, Heaven?« fragte er. »Werde ich jetzt ein Prinz?« Seine Augen waren ganz groß vor Staunen.
    »Ja, Liebling«, sagte ich und zog ihn fest an mich. »Du wirst der Prinz von diesem Schloß und bekommst alles, was dein Herz begehrt.«
    Ich ließ ein Zimmer direkt neben unserem für ihn herrichten, und Logan brachte einige von den Spielzeugmustern, die im Haus waren. Drake war von dem Tag und von der Reise erschöpft und schlief gleich, nachdem er gegessen hatte, ein.
    Eine Zeitlang blieb ich noch am Bett stehen und schaute den schlaf enden Jungen an. Er war so süß, so hübsch und so unschuldig! Ich versprach im stillen, daß ich ihm eine wahre Mutter sein wollte, nie sollte er sich fremd oder ungewollt bei mir fühlen. Ja, ich konnte versuchen, die Vergangenheit zu überwinden. Mit meiner Liebe konnte ich beweisen, daß man Wut, Bitterkeit und Vorwürfe für immer vergessen kann. Ich würde ihn so sehr lieben, daß der Schmerz, den ich durch meinen Haß auf Luke erlitten hatte, überwunden werden

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