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Casteel-Saga 03 - Gebrochene Schwingen

Casteel-Saga 03 - Gebrochene Schwingen

Titel: Casteel-Saga 03 - Gebrochene Schwingen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: V.C. Andrews
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Zeit, die Granny das Zwielicht genannt hatte. Dunkelheit brach herein, und die Natur rüstete sich zum Schlaf. Ich sah hinüber zum Labyrinth und mußte an Troy denken. Ich fragte mich, wohin er wohl gegangen war und was er im Moment machte. Irgendwie wußte ich, daß er an mich dachte. Meine Gedankengänge wurden unterbrochen, als Miles das Auto vorfuhr. Curtis trat mit zwei Koffern aus der Tür, ihm folgte Martha Goodman.
    »O Martha«, rief ich und ging zu ihr hinüber. »Ich hatte ganz vergessen, daß Sie heute aufbrechen.« Ich nahm ihre Hand, dann umarmten wir uns. »Wohin werden Sie gehen?«
    »Oh, die Vermittlung hat mir schon eine neue Stelle in Boston angeboten. Ich schreibe Ihnen die Adresse. Vielleicht, wenn Sie mal in der Stadt sind…«
    »O natürlich, ich lade Sie zum Essen ein«, versprach ich. Sie nickte und lächelte, doch dann wurde ihr Gesicht traurig.
    »Ich habe bei Mr. Tatterton angeklopft, um mich zu verabschieden, aber er hat nicht geantwortet. Bitte grüßen Sie ihn von mir.«
    »Das werde ich. Passen Sie gut auf sich auf, Martha!« sagte ich. Wir küßten uns, und sie stieg in das Auto. Dabei hielt sie noch einmal inne und drehte sich zu mir um.
    »Diese Klaviermusik«, sagte sie, »die hat Mr. Tatterton sich nicht eingebildet, und ich auch nicht, nicht wahr?« Lange Zeit schauten wir uns an.
    »Nein, Martha«, sagte ich endlich. »Sie war echt.« Sie nickte und stieg ein. Ich sah sie davonfahren, dann ging ich hinein zu Logan.
    In dieser Nacht erfuhr ich, daß ein Mann und eine Frau sich auch lieben können aus dem Verlangen heraus, sich zu trösten, und nicht aus sexueller Leidenschaft und Hingabe. Logan war schon im Bett, als ich hereinkam. Ich machte mich fertig und zog ein durchsichtiges Nachthemd an. Sobald ich ins Bett kroch, nahm er mich in die Arme und küßte mich. Ich legte mein Gesicht auf seine Brust und fing an zu weinen. Ich weinte zwar um Jillian, um Tom, um Troy, um all diejenigen, die ich geliebt und verloren hatte, aber ich glaube, am meisten weinte ich um mich selbst und auch um Logan.
    Ich weinte um das kleine Mädchen in den Willies, mit den großen weiten, blauen Augen, das gezwungen wurde, viel zu schnell groß zu werden, das für seine jüngeren Geschwister die Mutter sein mußte, das dann hilflos ausgeliefert war, als selbst dieses armselige, harte Leben durch den entsetzlichen Verkauf seiner Geschwister an andere Familien auseinandergerissen wurde. Ich weinte um das unschuldige junge Mädchen, das das Opfer der krankhaften Eifersucht der Kitty Dennison wurde und dann von deren Ehemann Cal verführt und vergewaltigt wurde. Am allermeisten weinte ich um Troy, um die Liebe, die eigentlich die Liebe meines Lebens hätte sein sollen.
    So wie vorher Troy küßte Logan meine Tränen fort, und ich merkte, wie ich ihn zurückküßte. Ich brauchte einfach Liebe. Ich brauchte das Wissen, daß man sich um mich sorgte und kümmerte, das Gefühl, daß ich lebendig war. Jeder Kuß, jedes Streicheln bildete das Fundament der Festung meines Zutrauens in die Zukunft. Ich wollte keine Einsamkeit und Sorgen. Ich wollte das Ende der Tränen. Ich wollte etwas anderes spüren als Trauer, und ich wußte, durch den Liebesakt konnte ich das erreichen.
    Dann konnte ich erleben, wie mein Körper lebendig wurde, konnte spüren, wie er erschauerte und Wellen vibrierender Elektrizität über den Rücken jagten, bis schließlich auch die letzte meiner Fingerspitzen sang. Ich wollte, daß Logan mich überall küßte, mich überall streichelte. Kein Teil meines Körpers sollte ausgelassen werden, es sollte meine vollständige Hingabe an unsere Ekstase, an unseren Liebesakt sein. Ich wußte, daß er von der Intensität meiner Küsse überrascht war, und auch davon, wie fest, wie wild ich mich an ihn klammerte. Aber ich konnte mein verzweifeltes Verlangen nicht unter Kontrolle halten. Als es vorüber war, konnten wir erst nichts sagen, so intensiv war es gewesen.
    »Heaven«, sagte er schließlich und legte eine Hand auf meine Schulter, »da ist doch etwas…«
    »Schsch«, gab ich zur Antwort, »zerstör den Zauber nicht.« Ich wollte mich nur noch umdrehen und dann ruhig und friedlich einschlafen. So geschah es. Ich hörte kaum noch, wie er gute Nacht sagte, da schlossen sich schon meine Augenlider, und ich fiel in die Dunkelheit.
    Aber ich wußte, daß am nächsten Morgen alles von neuem anfangen würde.
     
     
    Direkt nach Jillians Beerdigung ging mit Tony eine dramatische Veränderung vor

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