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Casteel-Saga 04 - Nacht über Eden

Casteel-Saga 04 - Nacht über Eden

Titel: Casteel-Saga 04 - Nacht über Eden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: V.C. Andrews
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gesessen und die Augen geschlossen, und als ich sie wieder öffnete, erblickte ich dich. Du lachtest, und dein Haar wehte im Wind. Und dann hast du mit mir gesprochen.«
    »Was habe ich gesagt?« Meine Stimme war kaum mehr als ein Flüstern.
    »Du hast gesagt: ›Sei nicht traurig, Luke. Ich werde wieder stark und gesund werden und nach Winnerrow zurückkehren.‹ Ich mußte die Augen schließen, um dich noch weiter sehen zu können. Und als ich sie wieder öffnete, geschah etwas ganz Seltsames, Annie.«
    »Was?«
    »Ich fand dies auf dem Boden des Pavillons.« Er griff in seine Hosentasche und zog ein pinkfarbenes Stirnband hervor, mit dem ich früher oft mein Haar zurückgebunden hatte. »Oh, ich weiß, viele Leute würden sagen, daß es schon zuvor hier gelegen sein mußte, daß es vielleicht nur unter das Geländer gerutscht und jetzt durch einen Windstoß zum Vorschein gekommen war. Aber ich sah es erst, als ich die Augen wieder öffnete.«
    »O Luke!« Ich nahm das Band in meine Hand. »Es ist nicht einmal schmutzig.«
    »Ich habe es nachts mit ins Bett genommen. Mein Zimmerkollege muß mich für völlig verrückt gehalten haben, aber das war mir gleichgültig. Solange ich es bei mir hatte, war es, als wärst du in meiner Nähe. Also, siehst du, dieser Ort hat tatsächlich etwas Magisches.«
    Magisch, dachte ich. Wenn Liebe magisch war, dann hatte Luke wohl recht. Oh, ich wußte, daß es nicht richtig war, ich wußte, daß ein junger Mann und eine junge Frau, die in so enger verwandtschaftlicher Beziehung zueinander standen, sich nicht so ansehen durften, wie wir es taten… Doch keiner von uns beiden schien fähig, dem ein Ende zu setzen. Sollten wir es einfach offen zugeben, unsere Gefühle füreinander frei aussprechen? Oder sollten wir weiterhin vorgeben, nur gute Freunde und Halbgeschwister zu sein?
    Würde dann das Verlangen, das ich für ihn empfand, erlöschen? Würde dann mein Herz nicht mehr so stürmisch pochen, wenn er mich berührte? Würde ich dann aufhören von ihm zu träumen und zu phantasieren? Wenn Liebe wirklich ein Zauber war, dann würden wir durch ihren Bann immer nur Verdammnis oder überirdisches Glück erfahren.
    Überirdisches Glück, da ich mich, wann immer ich mit Luke zusammen war, so lebendig fühlte wie in der Gegenwart keines anderen Menschen. Ich empfand alles, was eine Frau nur empfinden konnte. Verdammnis, da es eine Qual war, jemanden zu begehren, den man nicht wirklich lieben durfte…
    Vielleicht war es besser, nicht dem Zauber solcher Magie zu verfallen.
    »Ich möchte dir ganz nah sein, Luke«, flüsterte ich, »aber…«
    »Ich weiß«, sagte er und legte seine Finger auf meine Lippen, um die Worte zurückzudrängen, die wir beide fürchteten. Dann beugte er sich zu mir vor bis unsere Gesichter sich beinahe berührten. Mein Herz klopfte wild, und mein Atem ging schneller.
    »Luke…«, murmelte ich, und er hatte sich schnell wieder in der Gewalt und lehnte sich zurück. Für einen Augenblick sah er verwirrt aus, dann stand er auf.
    »Ich hole deine Gehhilfe. Du wirst bald wieder ohne Schwierigkeiten gehen können«, fügte er hinzu, um mich zu ermutigen. Ich ergriff seine Hand, um ihn zu unterbrechen.
    »Luke, erwarte nicht zu viel. Ich habe erst seit kurzem wieder Gefühl in den Beinen.«
    Er lächelte nur zu mir herab, als wüßte er Dinge, die mir unbekannt waren. Ich preßte das pinkfarbene Band an meine Brust und wartete, bis er meine Gehhilfe aufgebaut und vor mich hingestellt hatte. Dann trat er zurück und verschränkte die Arme vor der Brust.
    Ich langte nach oben zum Griff der Gehhilfe. Dann zog und stemmte ich mich hoch, bis sich mein Körper langsam von der Bank löste. Meine Beine waren noch sehr schwach, doch langsam gelang es mir, sie durchzudrücken, bis ich schließlich stand. Meine Arme zitterten. Luke sah betroffen aus und kam einen Schritt auf mich zu.
    »Nein, bleib stehen. Ich muß es allein schaffen.«
    Eine dicke Wolke schob sich vor die Sonne, und ein Schatten legte sich wie ein großer, dunkler Vorhang über den Pavillon und trennte ihn von der umliegenden Welt ab. Obwohl es warm war, lief ein kalter Schauer über meinen Rücken. Ich bemühte mich, meinen Körper immer mehr aufzurichten, und dann konzentrierte ich mich ganz darauf, meinen rechten Fuß vorwärts zu schieben. Ich spürte, wie mein Gesicht sich vor Anstrengung verzerrte und meine Lippen sich aufeinanderpreßten.
    »Mach einen Schritt, Annie«, drängte mich Luke.
    Unter Aufbietung

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