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Casteel-Saga 04 - Nacht über Eden

Casteel-Saga 04 - Nacht über Eden

Titel: Casteel-Saga 04 - Nacht über Eden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: V.C. Andrews
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ich Winnerrow je wiedersehen würde. Ich wollte einen letzten Blick auf die kleine Stadt werfen, um die Erinnerung in meinem Herzen zu bewahren, und den sauberen kleinen Gehöften mit ihren sommerlich bestellten Feldern ein letztes Adieu zurufen. Aber vor allem wollte ich von den Willies Abschied nehmen, wollte die Berge mit den Bergarbeiterkaten und den Hütten der Schwarzbrenner noch einmal sehen.
    Ich wurde plötzlich aus meiner Welt gerissen, wurde von den Menschen und den Orten, an denen mein Herz hing, getrennt. Überwältigt von Trauer schloß ich die Augen und versuchte mir vorzustellen, was wohl in diesem Augenblick in Hasbrouck House geschah. Sicherlich würden alle Hausangestellten noch wie betäubt sein, unfähig zu begreifen, was geschehen war.
    In meinem Kopf begann es zu hämmern, und Tränen schossen aus meinen Augen. Ich wurde von einem heftigen Schluchzen geschüttelt.
    Ich würde sie also nie wiedersehen? Nie wieder hören, wie mein Vater, wenn er nach Hause kam, rief: »Wo ist meine Tochter? Wo ist meine kleine Annie?« Als ich klein war, versteckte ich mich immer hinter der hohen Lehne des mit blauem Chintz bezogenen Sessels und preßte meinen kleinen Zeigefinger gegen die Lippen, um ein Kichern zu unterdrücken, während er so tat, als würde er überall nach mir suchen. Dann wurde sein Gesicht traurig, und mir brach fast das Herz bei dem Gedanken, ihm Kummer zu bereiten.
    »Hier bin ich, Daddy«, zwitscherte ich, und er nahm mich auf den Arm und küßte mich. Dann trug er mich in das Arbeitszimmer, wo Mammi und Drake saßen und über die Schule sprachen. Wir ließen uns auf der Ledercouch nieder; und dann krabbelte ich auf Daddys Schoß. So saßen wir eine Weile und hörten ihnen zu, bis Mammi sagte, daß es nun Zeit für uns wäre, uns zu waschen und zum Abendessen umzuziehen.
    Diese Tage waren von Sonnenschein und Lachen erfüllt gewesen; doch jetzt hatten sich dunkle Wolken über mir zusammengebraut, und eisige, finstere Schatten legten sich über mich wie ein Leichentuch.
    »Versuchen Sie zu schlafen, Annie«, sagte Mrs. Broadfield und riß mich aus meinen Träumen. »Wenn sie daliegen und weinen, werden Sie nur schwächer und schwächer. Sie haben noch viele schwere Kämpfe vor sich, glauben Sie mir das.«
    »Haben Sie schon früher Patienten wie mich betreut?« fragte ich, denn mir wurde klar, daß ich Freundschaft mit dieser Frau schließen mußte. Oh, wie sehr ich jetzt Freunde brauchte, Menschen mit denen ich sprechen konnte, Menschen, die älter und weiser waren als ich, die mir sagen konnten, was ich jetzt tun sollte! Ich brauchte jemanden, der Lebenserfahrung besaß, aber auch warmherzig und voller Zuneigung mir gegenüber war.
    »Ja, ich habe schon viele Unfallopfer betreut«, sagte sie, und in ihrer Stimme lag ein überheblicher Ton.
    »Sind sie alle wieder gesund geworden?« fragte ich.
    »Natürlich nicht«, antwortete sie brüsk.
    »Werde ich gesund werden?«
    »Ihre Ärzte haben große Hoffnung.«
    »Aber was glauben Sie?« Ich fragte mich, wie jemand, dessen Aufgabe es doch offensichtlich war, anderen zu helfen, so kalt und unpersönlich sein konnte. Wußte sie denn nicht, wie wichtig eine warmherzige und liebevolle Pflege war? Warum war sie so unnahbar? Tony hatte sicherlich genaue Erkundigungen über diese Frau eingezogen, ehe er sie eingestellt hatte. Meine Genesung bedeutete ihm so viel, daß er bestimmt die beste Krankenschwester ausgewählt hatte. Und doch wünschte ich, er hätte eine andere Frau gefunden, die mehr Wärme ausstrahlte, zu der ich Vertrauen fassen konnte und die noch etwas jünger war. Dann erinnerte ich mich daran, was Drake mir gesagt hatte: daß ich mich jetzt den Menschen anvertrauen sollte, die älter und erfahrener waren und die Dinge genauer überdachten, als ich es im Moment konnte.
    »Ich denke, Sie sollten sich jetzt ausruhen und sich keine Sorgen mehr machen. Im Augenblick können wir sowieso nichts tun«, sagte Mrs. Broadfield, doch ihre Stimme klang immer noch kalt und schneidend. »Ihr Urgroßvater hat die beste Behandlung für sie organisiert, die man für Geld bekommen kann. Sie haben Glück, daß er für Sie da ist. Ich kannte viele Patienten, die viel weniger hatten als Sie.«
    Ich nickte. Wie rasch er mir doch zu Hilfe geeilt war und wie sehr er sich dafür einsetzte, daß ich wieder gesund wurde! Jetzt erschien mir alles noch viel rätselhafter. Was hatte meine Mutter von einem Mann weggetrieben, der anscheinend ein so großes Herz

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