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Casteel-Saga 04 - Nacht über Eden

Casteel-Saga 04 - Nacht über Eden

Titel: Casteel-Saga 04 - Nacht über Eden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: V.C. Andrews
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besaß?
    Ich war so müde. Mrs. Broadfield hatte recht, ich konnte jetzt nichts anderes tun, als mich auszuruhen und zu hoffen.
    Ich hörte die Sirene des Krankenwagens, und undeutlich wurde mir bewußt, daß sie meinetwegen heulte.

 
    6. K APITEL
     
    T ONY T ATTERTON
     
     
     
    Während der restlichen Fahrt zum Flughafen schlief ich und erwachte erst, als man mich in das Krankentransportflugzeug brachte. Als mir wieder zu Bewußtsein kam, was geschehen war, war es, als hätte ich einen harten, kalten Schlag ins Gesicht erhalten. Es war kein Traum, es war die grausame Wirklichkeit. Mammi und Daddy waren tatsächlich tot, für immer von mir gegangen. Und ich war ernsthaft verletzt und gelähmt, all meine Träume und Pläne, all die wunderbaren Dinge, die Mammi und Daddy für mich erhofft hatten, waren in einem schrecklichen Augenblick auf einer Bergstraße zerstört worden.
    Jedesmal, wenn ich erwachte, kam auch die furchtbare Erinnerung zurück. Ich sah wieder, wie der Regen gegen die Windschutzscheibe schlug, ich hörte Mammi und Daddy streiten und sah schließlich den anderen Wagen auf uns zukommen. Diese Erinnerung ließ mich innerlich aufschreien und erschütterte mich so sehr, daß ich froh war, wenn der Schlaf mich wieder übermannte und mir Linderung verschaffte. Doch wenn ich wieder erwachte, mußte ich der Realität abermals ins Auge sehen und durchlebte die grauenvollen Ereignisse aufs neue.
    Ich war dankbar, daß ich wieder einschlief und erst am Bostoner Flughafen erwachte, wo man mich wieder in einen Krankenwagen hob. Jedesmal wenn ich aufwachte, war ich von der autoritären Art beeindruckt, mit der Mrs. Broadfield ihre Anweisungen gab. Das Krankenhauspersonal gehorchte ihr aufs Wort. Einmal hörte ich sie sagen: »Aufpassen, sie ist doch kein Mehlsack!« Drake hatte offensichtlich recht: Ich war in guten Händen. Wieder schlief ich ein und erwachte erst, als wir das Krankenhaus erreicht hatten. Ich spürte, daß jemand meine Hand hielt. Ich öffnete die Augen und sah Tony Tatterton neben mir.
    Einen Augenblick lang glaubte ich zu träumen, denn auf seinem Gesicht lag ein so abwesender, entrückter Ausdruck, daß ich das Gefühl hatte, er wäre in eine andere Welt eingetaucht, während er mich ansah. Als er schließlich bemerkte, daß ich zu ihm aufblickte, glitt ein Lächeln über sein Gesicht.
    »Willkommen in Boston. Ich habe dir ja gesagt, daß ich bei deiner Ankunft hier sein würde, um dich zu begrüßen und mich zu versichern, daß du alles hast, was du brauchst. Ist die Reise gut verlaufen?« fragte er besorgt.
    Gestern, als ich ihn an meiner Seite gesehen hatte, war alles so unwirklich gewesen, daß ich mich nur undeutlich an ihn erinnern konnte. Jetzt betrachtete ich ihn zum erstenmal aufmerksamer. Seine Augenbrauen waren sorgfältig in Form gebürstet, und er war glatt rasiert. Auch sein graues Haar war tadellos geschnitten und sah so voll und gepflegt aus, als wäre es von einem Friseur gewaschen und in Form gebracht worden. Er trug einen teuren grauen Seidenanzug mit weißen Nadelstreifen und eine dunkelgraue Krawatte. Seine Kleidung schien nagelneu. Als mein Blick auf seine Hand fiel, welche die meine umschloß, sah ich, daß seine aristokratischen Finger perfekt manikürt waren; die Nägel glänzten. Ja, er war ganz anders als jener Tony Tatterton, den Drake beschrieben hatte. Sein Brief und sein Anruf waren mir nur noch als Erinnerungen aus einer anderen Welt gegenwärtig, in der ich früher gelebt hatte und aus der ich plötzlich in diese kalte, grausame Wirklichkeit vertrieben worden war.
    Tony ließ mir Zeit, ihn eingehend zu mustern, während sein sanfter, zärtlicher Blick auf mir ruhte.
    »Ich habe fast die ganze Reise über geschlafen«, sagte ich, doch meine Stimme war kaum mehr als ein Flüstern.
    »Ja, das hat Mrs. Broadfield mir erzählt. Ich bin so froh, daß du hier bist, Annie. Bald werden die Untersuchungen beginnen, die die Ärzte für dich vorgesehen haben, damit sie dich entsprechend behandeln können.« Er tätschelte meine Hand und nickte mit dem Selbstvertrauen und der Sicherheit eines Mannes, der daran gewöhnt war, daß die Dinge nach seinen Vorstellungen abliefen.
    »Meine Eltern«, sagte ich.
    »Ja?«
    »Ihre Beerdigung…«
    »Nein, Annie, daran darfst du jetzt nicht denken. Ich habe dir schon in Winnerrow gesagt, daß ich mich um alles kümmern werde. Du mußt deine ganze Kraft darauf konzentrieren, wieder gesund zu werden«, sagte er eindringlich.
    »Aber

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