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Casteel-Saga 04 - Nacht über Eden

Casteel-Saga 04 - Nacht über Eden

Titel: Casteel-Saga 04 - Nacht über Eden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: V.C. Andrews
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kein Wort mit ihm sprechen, falls sie es verbieten sollte. Aber immerhin könnten wir dort herumlaufen und…«
    »Annie!«
    Luke sprang auf, als meine Mutter um die Hausecke trat. Offensichtlich hatte sie unsere Unterhaltung mit angehört. Drake nickte, als habe er ihr plötzliches Erscheinen erwartet.
    »Ja, Mammi?« Ich zog mich hinter meine Staffelei zurück. Sie sah Luke an, der rasch den Blick abwandte, und kam dann auf mich zu. Ich sah, daß sie es vermied, auf die Leinwand zu sehen.
    »Annie«, sagte sie sanft, und in ihren Augen las ich eine tiefe Besorgnis, »hatte ich dich nicht gebeten, daß du dich und mich nicht mehr mit Gesprächen über Farthinggale quälst?«
    »Ich habe sie gewarnt«, sagte Drake.
    »Warum hörst du nicht auf deinen Onkel, mein Liebling? Er ist alt genug, um die Dinge zu begreifen.«
    »Ja, Mutter.« Selbst wenn sie traurig war, sah sie wunderschön aus. Ihr Gesicht war rosig und so jung wie an dem Tag, an dem sie meinen Vater geheiratet hatte. Alle Leute, vor allem aber die Männer, die uns zusammen sahen, meinten immer: »Ihr beide seht eher wie Schwestern aus als wie Mutter und Tochter.«
    »Ich habe dir doch gesagt, wie unerfreulich meine Erinnerungen an die Zeit in Farthinggale sind. Glaub mir, es ist kein Märchenschloß, und es gibt dort auch keine schönen jungen Prinzen, die darauf warten, dir zu Füßen zu fallen. Ihr beide solltet so etwas nicht spielen.«
    »Ich habe alles getan, damit sie aufhören«, sagte Drake. »Andauernd spielen sie dieses alberne Märchenspiel!«
    »Es ist nicht albern«, protestierte ich. »Jeder Mensch hat seine Phantasien.«
    »Manchmal benehmen sie sich wie kleine Kinder«, beharrte Drake, »und Luke ermutigt sie auch noch.«
    Luke erschrak und blickte meine Mutter schuldbewußt an. Ich wußte, wie wichtig ihre Zuneigung für ihn war. »Das tut er nicht«, rief ich. »Es ist ebensosehr meine Schuld.«
    »Bitte, laßt uns nicht weiter auf dieses Thema eingehen«, bat meine Mutter. »Wenn ihr Märchen erfinden wollt, dann gibt es so viele andere wunderbare Dinge und Orte, über die ihr phantasieren könnt«, fügte sie hinzu, und ihre Stimme klang jetzt wieder fröhlich und unbekümmert. Sie lächelte Drake zu. »Du siehst in deinem Harvard-Sweater wirklich wie ein Collegestudent aus. Ich wette, du kannst es gar nicht erwarten, dorthin zurückzukehren«, meinte sie und wandte sich dann Luke zu: »Ich hoffe, du wirst das College ebenso aufregend finden wie Drake.«
    »Bestimmt. Ich freue mich schon darauf.« Luke sah meine Mutter an und blickte rasch wieder auf mich. Solange ich denken konnte, war Luke in Gegenwart meiner Mutter immer ein wenig scheu gewesen. Er war ohnehin von Natur aus schüchtern, aber er fürchtete auch, daß sie ihn dabei ertappen könnte, wie er sie anschaute. Aus demselben Grund hatte er auch nie ein längeres Gespräch mit Daddy oder Mammi geführt, obwohl er beide sehr bewunderte.
    »Es ist schön, daß du so gute Schulnoten hast, Luke«, sagte sie. Dann straffte sich ihr Körper, und sie warf den Kopf zurück. Die Frauen in der Stadt pflegten sich über ihren »Casteel-Hochmut« zu ereifern, aber ich wußte, daß die meisten nur eifersüchtig auf sie waren. Denn sie war nicht nur schön, sondern auch eine erfolgreiche Geschäftsfrau. Jeder Mann in der Stadt bewunderte sie.
    »Danke, Heaven«, antwortete Luke, während er sich verlegen das Haar aus der Stirn strich und so tat, als sei er in sein Buch vertieft. Doch ich wußte, wie sehr er sich über ihr Lob freute.
    Dann sah er plötzlich auf seine Uhr.
    »Oh, ich habe gar nicht gemerkt, wie spät es ist. Ich werde jetzt besser nach Hause gehen.«
    »Ich dachte, du würdest heute abend mit uns essen«, protestierte ich, ehe er aufstehen konnte.
    »Aber sicher, du solltest zum Abendessen bleiben, Luke.« Meine Mutter sah zärtlich zu Drake. »Es ist Drakes letzter Abend, bevor er zurück ins College geht«, sagte sie. »Meinst du, daß Fanny etwas dagegen hat?«
    »Nein«, ein feines, leicht sarkastisches Lächeln spielte um Lukes Mund. »Sie kommt heute abend nicht nach Hause.«
    »Dann ist ja alles in Ordnung«, sagte meine Mutter hastig. Wir alle wußten um Fannys Eskapaden mit jüngeren Männern und wie sehr Luke sich darüber grämte. »Ich werde ein Gedeck für dich auflegen lassen.«
    Einen langen Augenblick ruhte ihr Blick auf meiner Leinwand. Auch ich betrachtete das Bild und blickte sie dann scheu an, um zu sehen, ob auf ihrem Gesicht Anerkennung oder Kritik zu

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