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Casteel-Saga 05 - Dunkle Umarmung

Casteel-Saga 05 - Dunkle Umarmung

Titel: Casteel-Saga 05 - Dunkle Umarmung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: V.C. Andrews
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nur nebenher dort gearbeitet, weil ich einfach dabeisein wollte. Ich will eines Tages Kundenfänger für einen Zirkus werden, du weißt schon, der Mann, der die Leute anlockt.« Er sprang auf und rief: »Kommt, ihr Leute, hereinspaziert zur größten Schau der Welt. Wir haben einäugige Riesen, eine Schlangenfrau, die bärtige Dame, Boris, den Löwenbändiger, die tollsten Akrobaten und Trapezkünstler!« zählte er auf, als stünde er auf einem Podest. Leute, die in der Nähe saßen, drehten sich zu uns um, aber es schien ihn nicht zu stören, daß er die Aufmerksamkeit auf sich zog.
    »Wie mache ich das?«
    »Ausgezeichnet.«
    »Danke, ich übe ständig, aber es ist schwer, denn da, wo ich herkomme, wissen die Leute nicht viel über den Zirkus. Sie wissen überhaupt ziemlich wenig«, sagte er betrübt.
    »Woher kommst du?«
    »Aus einer Gegend in West-Virginia, die man unter dem Namen ›The Willies‹ kennt. Das ist in den Bergen oberhalb von Winnerrow«, erklärte er, und ich merkte, daß er eine tiefe Zuneigung zu seiner Heimat hatte. »Wenn man lange genug in den Bergen lebt, bekommt man einfach Zustände – vor allem wenn die Wölfe heulen und die Luchse schreien. Dort oben streifen wilde Tiere durch die Gegend. Man muß gut auf seine Welpen aufpassen«, fügte er hinzu und lachte.
    »So, wie du das sagst, klingt es nicht sehr verlockend. Kein Wunder, daß du fortgegangen bist, um im Zirkus zu arbeiten.«
    »Nein, das war nur Spaß. So schlimm ist es dort gar nicht. Eigentlich vermisse ich sogar die Ruhe und den Frieden der Wälder. Die meiste Zeit hört man nur die Vögel singen oder das Rauschen eines kristallklaren Gebirgsbachs in der Nähe. Und die Gerüche fehlen mir – das saftige grüne Laub im Sommer, die Fichtennadeln, die wildwachsenden Blumen. Es ist schon toll, Eichhörnchen aus der Nähe zu sehen, und wenn morgens die Sonne aufgeht und ihren Kopf über die Berge hebt oder durch die Bäume lugt, dann fühlt man sich… ich weiß es nicht… lebendig, nehme ich an.«
    »Und jetzt stellst du es einfach herrlich hin«, sagte ich. »Was von beidem stimmt?«
    »Beides. So, und wohin fährst du?«
    »Ich fahre nach Texas«, sagte ich. »Fullerton, Texas. Ich will zu meiner Großmutter.«
    »Ach? Und wo kommst du her?«
    »Aus Boston und Cape Cod.«
    »Wie kannst du von zwei Orten kommen?« fragte er. Ich lachte, doch das schien ihn zu verletzen. Ich merkte, daß er ein sehr sensibler junger Mann war, der nicht für dumm gehalten werden wollte.
    »Meine Familie ist an mehreren Orten zu Hause«, erzählte ich. »Ich bin in Boston aufgewachsen, aber ich habe außerhalb von Boston gewohnt.«
    Er nickte. »Klingt, als hättest du recht.«
    »Was soll das heißen?«
    »Du hast es nicht nötig, daß ich deinen Einer in einen Fünfer verwandle«, sagte er verdrossen. Ich starrte ihn einen Moment lang an und schüttelte dann den Kopf.
    »Doch, ich kann ihn gut gebrauchen«, gestand ich.
    Seine Augen drückten Interesse aus. »Wieso?«
    »Ich habe nicht genug Geld mitgenommen, als ich weggegangen bin. Ich hatte keine Ahnung, wieviel eine Fahrkarte kostet.«
    Er nickte nachdenklich. »Wahrscheinlich bist du überstürzt abgereist. Stimmt das?« fragte er, doch ich schaute ihn nicht an. »Sag mal, was ist das, was du so fest an dich preßt?« Er beugte sich vor, um Angel besser sehen zu können. »Eine Puppe!« rief er erstaunt.
    Meine Augen sprühten Funken. »Das ist nicht einfach irgendeine Puppe; es ist eine ganz besondere Puppe, ein Sammlerstück. Es ist ein Kunstwerk«, sagte ich mit scharfer Stimme.
    »Ach so, ich verstehe. Entschuldige, bitte. Darf ich sie mir mal genauer ansehen? Ich verspreche dir auch, daß ich vorsichtig mit ihr umgehe.«
    Ich sah ihn fest an. Er machte einen so aufrichtigen Eindruck, daß ich ihm Angel reichte. Er nahm sie behutsam entgegen und betrachtete ihr Gesicht. Dann pfiff er durch die Zähne.
    »Du hast recht. Das ist wirklich ein Kunstwerk. Ich habe noch nie eine Puppe gesehen, die so liebevoll bis in alle Einzelheiten gearbeitet ist.« Er ließ sie sinken und musterte mich. Dann sah er die Puppe wieder an. »Warte mal. Diese Puppe sieht dir sehr ähnlich.«
    »Das soll sie auch«, erwiderte ich und nahm sie behutsam an mich. »Ich… ich habe dafür Modell gestanden.«
    »Ach, das ist ja wirklich etwas ganz Besonderes, und auch die Kleider scheinen ziemlich fein zu sein.«
    »Das sind sie auch.«
    »Na, das erklärt doch, warum du dich an deine Puppe klammerst, als hinge

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