Casteel-Saga 05 - Dunkle Umarmung
Sie es sich genauer anschauen, werden Sie sehen, wie liebevoll die Einzelheiten ausgeführt sind. Jedes dieser Spielzeuge gibt es nur ein einziges Mal, und somit sind alle etwas ganz Besonderes, und jedes einzelne ist wertvoll. Wer es sich leisten kann, erschafft sich sein eigenes Königreich, könnte man behaupten.« Ich ging hin, um mir das Schloß genauer anzusehen.
»Da sind ja sogar winzige Personen – Dienstboten, einfaches Volk und feine Herren und Damen!« rief ich aus. »Sind alle Ihre Spielsachen so perfekt gearbeitet?«
»Ja, das sind sie, denn andernfalls lasse ich nicht zu, daß sie verkauft werden.« Sein Samtärmel streifte meinen Arm, als er sich neben mich stellte, und der schwere Duft seines teuren Eau de Cologne drang in meine Nase. »Wir stellen auch Spiele her, aber Spiele, die so schwierig sind, daß sie den schärfsten Verstand Stunden über Stunden zu fesseln vermögen.« Er sah Mama wieder an, und sie lächelten sich wie zuvor zu – als belustigte sie ein Scherz, den nur sie beide kannten.
»Reiche Leute neigen dazu, sich schneller zu langweilen als andere. Manche von ihnen langweilen sich immer, und dann wenden sie sich Sammlerobjekten zu, seien es nun Antiquitäten oder meine Spielsachen. Es gibt Menschen in diesem Lande, die so viel Geld haben, daß sie nicht genügend Zeit haben, es auszugeben. Ich biete ihnen ein weiteres Betätigungsfeld an, etwas, was ihre Phantasie anregt.
Wenn Sie mit mir in eines meiner Spielzeuggeschäfte kämen, würden Sie glauben, daß Sie im Märchenland sind. In meinen Geschäften können die Leute in die Zeit ihrer Wahl versetzt werden, ob sie nun in der Vergangenheit oder in der Zukunft liegt. Wir haben festgestellt, daß sich die meisten für die Vergangenheit interessieren.
Vielleicht haben sie Angst vor der Zukunft«, schloß er philosophisch.
Ich starrte ihn an. Er sprach über seine Kunden, als seien sie bemitleidenswert. Ich hatte nicht den Eindruck, daß er sie wirklich zu schätzen wußte, und doch brachten sie ihm die Einkünfte ein, mit denen er dieses prachtvolle Anwesen unterhalten konnte.
»Schau mal«, drängte Troy und zupfte an meinem Rock. Als ich hinsah, preßte er ein metallenes Feuerwehrauto an sich, das fast so groß wie er selbst war. Sämtliche Teile waren beweglich, und einige waren abnehmbar. Die kleinen Feuerwehrmänner hatten Gesichter, die liebevoll bis in alle Einzelheiten gestaltet waren, und jeder Gesichtsausdruck Unterschied sich grundsätzlich von allen anderen. Troy drückte auf einen Knopf, und eine Sirene heulte.
»Das ist ja wunderbar, Troy«, sagte ich. »Ich wette, du hast viel Spaß daran.«
»Magst du damit spielen?« fragte er.
»Leigh kann im Moment nicht mit deinem Spielzeug spielen, Troy«, erklärte Tony. »Wir wollten ihr doch alles zeigen, oder hast du das vergessen?«
Er sah aus, als bräche ihm das Herz.
»Wir spielen später«, versprach ich.
Er nickte, und seine Hoffnung lebte wieder auf.
Von seinem Zimmer aus gingen wir zu den anderen Suiten, von denen eine luxuriöser und geräumiger als die andere war. Sämtliche Wohnzimmer waren vollständig mit restaurierten Stücken aus dem neunzehnten Jahrhundert eingerichtet, und manche machten den Eindruck, als seien sie nie benutzt worden. Die Wannen in den Bädern waren so riesig wie kleine Schwimmbecken. Überall gab es Spiegel, und das machte die Bäder und die Schlafzimmer noch geräumiger.
Mama und Tony Tatterton liefen vor uns her, als wir aus dem Haus traten, um uns die Parkanlagen anzusehen. Sie sprachen so leise, daß ich nicht hören konnte, was sie sagten, aber wahrscheinlich hätte ich ohnehin schon wegen Troy kein Wort verstanden. Ich hielt ihn an der Hand, als wir auf den Wegen durch die Gärten und die Rasenflächen zum Swimmingpool und den Umkleidekabinen liefen, und er setzte zu einem Monolog an, der für einen kleinen Jungen in seinem Alter ziemlich bemerkenswert war. Sobald er auftaute, zeigte sich, wie frühreif er war.
»Boris, der Gärtner, wird hier kleine Bäume anpflanzen«, erklärte er und deutete nach rechts. Dort arbeiteten zwei Gärtner. »Die Blumen sind tot, aber nach dem Winter werden es immer mehr werden, weil Boris sagt, daß er diesmal mehr verschiedene Sorten anpflanzt. Er ist auch für den Irrgarten zuständig«, sagte Troy, den das offensichtlich tief beeindruckte.
»Den Irrgarten?«
Er deutete nach rechts, und ich sah ihn. Die Hecken schienen mindestens dreieinhalb bis vier Meter hoch zu sein.
»Wie weit
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