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Castello Christo

Titel: Castello Christo Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arno Strobel
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alles einfach keinen Sinn ergeben wollte. Was, wenn der Kardinal zu dem Anruf gezwungen worden war? Wenn er nicht Täter, sondernebenfalls Opfer war? Wenn doch dieser Niccolò Gatto hinter allem steckte? Matthias suchte nach weiteren Argumenten für diese Theorie, als ihm der Mordanschlag auf ihn einfiel. Der Anrufer, der ihn in die Parkanlage gelockt hatte, hatte seinen wirklichen Namen gekannt und über seine Vergangenheit und sogar über seine Familie Bescheid gewusst. Es gab nur ganz wenige Menschen, die diese Fakten kennen konnten. Einer dieser wenigen war Siegfried Kardinal Voigt.

12   Uhr 15.   Castel Gandolfo
    68
    Der anfängliche Ärger, den Varotto empfunden hatte, als Matthias ohne ihn losgefahren war, wich immer mehr der wachsenden Sorge um den Papst und die letzten der vor vielen Jahren entführten Männer. Und auch um den Deutschen machte er sich Sorgen, denn Matthias war nicht wie versprochen gleich zurückgekommen, und wenn die Vermutungen stimmten, die er selbst angestellt hatte, war der Zeitpunkt, der den furchtbaren Höhepunkt der Mordserie bilden könnte, schon seit einer Viertelstunde überschritten, ohne dass sie irgendjemanden gefunden hätten. Mehrere Versuche, den Deutschen telefonisch zu erreichen, waren erfolglos gewesen. Entweder hatte er dort, wo er sich im Moment aufhielt, keinen Empfang, oder das Gerät war ausgeschaltet.
    Varotto hatte sich zu Commissario Di Manelli gesellt, der in einem Mannschaftswagen vor der Einfahrt zum Papstpalast die Kommandozentrale eingerichtet hatte. Dort liefen die Funksprüche der an der Suche beteiligten Beamten zusammen, von dort aus wurden die einzelnenTeams koordiniert. Ständig klingelten Mobiltelefone, und die Gespräche wurden untermalt von krächzenden Stimmen, die aus den Lautsprechern der Funkgeräte kamen. Als Varottos eigenes Telefon läutete, brauchte er einige Sekunden, bis er es registrierte. Hastig zog er es in der Erwartung hervor, endlich etwas von Matthias zu hören. Vielleicht hatte er ja tatsächlich etwas erreichen können.
    Aber nicht Matthias meldete sich auf sein »
Pronto
«, sondern Alicia.
    »Azzani hat mich gerade angerufen und mir etwas erzählt, das vielleicht sehr wichtig sein könnte«, sprudelte es aus ihr heraus.
    Varotto hielt sich das freie Ohr zu, um sie besser verstehen zu können.
    »Dein Chefredakteur?«, fragte er. »Was sollte der . . .«
    »Hör mir zu, Daniele. Er war maßgeblich an dem Artikel über dich beteiligt und hat nun wohl das Bedürfnis, etwas wiedergutzumachen. Ich soll dir ausrichten, dass er eben den Anruf eines Mannes bekommen hat, der behauptet, einer der Verantwortlichen für die Kreuzwegmorde zu sein. Er sagte, er wolle einigen wenigen Journalisten die Möglichkeit geben, ein geschichtliches Ereignis mitzuerleben, das die katholische Kirche für immer verändern würde. Sie sollen zum großen Finale um Punkt 13   Uhr 30 vor dem Petersplatz stehen und Kamerateams mitbringen. Mein Chef glaubt zwar nicht, dass . . .«
    »Moment!«, unterbrach Varotto die Journalistin, während er auf seine Uhr sah: siebzehn Minuten nach zwölf. Matthias war zwanzig Minuten zuvor mit seinem Wagen losgefahren, als wäre der Teufel persönlich hinter ihm her, und hatte sich seitdem nicht mehr gemeldet. Sollte tatsächlich   ...
    »Was hat er sonst noch gesagt, Alicia?«
    »Nichts weiter. Ich dachte, es könnte . . .«
    »Danke, Alicia! Ich melde mich wieder.«
    Varotto steckte das Telefon wieder ein. Für einige Sekunden verbarg er sein Gesicht in beiden Händen. Er musste sich konzentrieren. Und er musste eine Entscheidung treffen. Jetzt sofort. Seine Gedanken überschlugen sich. Der Anruf für Matthias, seine Geheimniskrämerei, der überstürzte Aufbruch. Alleine. Wohin? Zurück nach Rom? Dort gab es kaum noch Polizisten, und auch die Schweizergarde war fast vollständig in Castel Gandolfo angerückt   ... Optimale Voraussetzungen, um in aller Ruhe einen Massenmord vorzubereiten und durchzuführen. Dann die Nachricht an die Redakteure, die für die nötigen Bilder und Schlagzeilen sorgen sollten.
    Er erhob sich mit einem Ruck. Sein Entschluss stand fest. »Okay.« Mit einem Stift kritzelte er eine Zahlenkolonne auf einen der zerfledderten Notizblöcke, die auf der Ablage vor ihm lagen. »Das ist meine Handynummer«, erklärte er Di Manelli. »Ich muss los. Versuchen Sie, den Kommandanten zu erreichen, und bitten Sie ihn, mich anzurufen. Es ist enorm wichtig.«
    Noch bevor Di Manelli ihm Fragen stellen konnte,

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