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Castello Christo

Titel: Castello Christo Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arno Strobel
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war Varotto aus dem Mannschaftswagen gesprungen und lief auf zwei junge Polizisten zu, die etwa dreißig Meter entfernt neben einem Polizeiwagen standen und rauchten.
    »Los, einsteigen«, rief er. »Wir müssen sofort nach Rom zurück.« Als die verdutzten Polizisten nicht sofort reagierten, brüllte er sie an: »Wird’s bald?«, und riss die hintere Wagentür auf.
    Sekunden später fuhren sie los. Der schmalschultrige junge Polizist auf dem Fahrersitz war offensichtlich vom barschen Ton des Commissario so beeindruckt, dass er den Wagen mit einer irrsinnigen Geschwindigkeit durchdie schmalen Straßen und engen Kurven jagte. Varotto zerrte sein Mobiltelefon aus der Hosentasche und wählte die Nummer seines Chefs, dabei rutschte er auf der Rücksitzbank hin und her wie auf einem Kutter bei hohem Seegang. Schließlich hatte er es geschafft, Barberis Nummer zu markieren. Er wollte schon auf die grüne Taste drücken, da hielt er inne.
    Was würde sein Chef tun, wenn er ihn informierte? Er würde die wenigen in Rom noch verfügbaren Polizisten schnellstmöglich zum Vatikan schicken. Und dann? Was auch immer im Stadtstaat gerade vor sich ging – Matthias hatte es offensichtlich nach diesem ominösen Anruf für unabdingbar gehalten, alleine loszufahren. In den wenigen Tagen, die sie nun zusammenarbeiteten, hatte er den Deutschen als einen sehr rationalen Menschen kennengelernt, der jede Entscheidung genau abwog. Dafür, dass er ihn, Varotto, weder über sein Ziel noch über den Inhalt des Telefonats informiert hatte, musste es einen zwingenden Grund geben.
    Sekundenlang starrte Varotto auf die Rückenlehne des Beifahrersitzes, dann stopfte er das Handy wieder in seine Hosentasche. Er hoffte, dass er nicht gerade im Begriff war, einen Fehler zu machen, der fürchterliche Folgen haben konnte.
    »Geht das nicht ein bisschen schneller?«, knurrte er und der junge Fahrer trat noch ein bisschen mehr aufs Gas.
    Varotto griff mit der rechten Hand nach dem Haltebügel über der Tür und sah gedankenverloren aus dem Seitenfenster, an dem die Häuser mit irrsinniger Geschwindigkeit vorbeiflogen.

12   Uhr 36.   Rom
    69
    Matthias hatte den Weg durch die Stadt gut gefunden. An der Ecke Via Borgo Vittorio/Via di Porta Angelica sprang er aus dem Wagen. Es war allerhöchste Zeit, 45   Minuten waren fast um.
    Er hatte sich noch keine fünf Schritte von dem BMW entfernt, als eine kräftige Stimme ihn veranlasste, stehen zu bleiben und sich umzudrehen. Ein schon älterer untersetzter Carabiniere lief etwa zwanzig Meter hinter ihm von der anderen Straßenseite aus auf ihn zu und gestikulierte wild mit den Armen. Matthias verstand über die Entfernung kein Wort, aber die Tatsache, dass der Polizist immer wieder auf Varottos BMW zeigte, ließ kaum einen Zweifel daran, was er Matthias klarmachen wollte.
    »Was denken Sie sich, wo Sie hier sind?«, blaffte er, als er Matthias fast erreicht hatte. »Fahren Sie sofort den Wagen da weg.«
    Matthias ließ den Blick zwischen dem Polizisten und der Porta di Sant’Anna hin und her wandern. Seine Gedanken rasten. Er konnte sich keine Minute Verzögerung leisten. Entschlossen griff er in seine Hosentasche und hielt dem Mann den Autoschlüssel hin.
    »Bitte, ich bin im Auftrag der Justizbehörde unterwegs und muss sofort in den Vatikan. Es hat mit dem Verschwinden des Papstes zu tun. Dieser Wagen gehört Commissario Daniele Varotto. Setzen Sie sich mit ihm in Verbindung, er wird Ihnen alles erklären.«
    Der Carabiniere war so überrascht, dass er den Schlüssel wortlos entgegennahm. Matthias kam jedoch nicht weit, da ein wütendes »Stopp« in seinem Rücken ihn erneut innehalten ließ.
    Bevor er sich umdrehte, registrierte Matthias denSchweizergardisten, der einige Schritte an der Schranke vorbei nach vorne getreten war und die Szene nun interessiert beobachtete, während er gleichzeitig telefonierte.
    »Sie fahren jetzt sofort Ihren Wagen da weg«, zischte der Polizist. Auf seinen schlaffen Wangen hatten sich große rote Flecken gebildet. Mit zwei entschlossenen Schritten stand er vor Matthias und drückte ihm den Schlüssel in die Hand. »Es ist mir egal, wer Sie sind und . . .«
    »Signore, bitte, kommen Sie. Man erwartet Sie schon dringend.« Bevor er sich umdrehen konnte, war der seltsame Schweizergardist schon neben ihm aufgetaucht und sah erst ihn und dann den Carabiniere an.
    »Was ist los?«, wollte dieser wissen. Die Wut in seinem Gesicht wich einer deutlichen Verunsicherung. Der Gardist

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