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Castello Christo

Titel: Castello Christo Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arno Strobel
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warf ihm einen vorwurfsvollen Blick zu und sagte streng: »Der Präfekt der Glaubenskongregation, Kardinal Voigt, erwartet den Signore seit einer halben Stunde. Sie wissen doch wohl, dass der Heilige Vater entführt worden ist. Soll ich dem Kardinal sagen, die Suche nach dem Heiligen Vater müsse warten, weil ein Verkehrspolizist ein falsch geparktes Auto für wichtiger hält?«
    Noch bevor der mittlerweile völlig verunsicherte Carabiniere etwas entgegnen konnte, wandte Matthias sich ab und ging mit schnellen Schritten durch die Zufahrt. An der herabgelassenen Schranke vorbei betrat er den Vatikan.
    »Gehen Sie zum Petersdom«, hörte er hinter sich die Stimme des Mannes, der zwar die Uniform der Schweizergarde trug, der aber – das ahnte Matthias – bestimmt nicht zu der persönlichen Schutztruppe des Papstes gehörte. Er musste ihm auf dem Fuß gefolgt sein. »Man erwartet Sie.«
    Einem ersten Impuls folgend wollte Matthias sich zu ihm umdrehen, doch dann dachte er an den Papst und ging zügig weiter.
    Von dieser Seite aus hatte er den Vatikan noch nie betreten, aber die Kuppel des gewaltigen Doms, die er hinter einigen langgezogenen Gebäuden aufragen sah, wies ihm die Richtung.
    Eines der schmalen Kirchenportale stand weit offen. Matthias ging darauf zu und betrat dann, ohne zu zögern, den Petersdom.

12   Uhr 47.   Am Stadtrand von Rom
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    Nach einer halsbrecherischen Fahrt bogen sie eben von der Via Appia Antica in die Viale Delle Mura Latine ein, als Varottos Handy klingelte. Er zog es umständlich aus der Hosentasche und hielt es sich hastig ans Ohr. Als er hörte, wer der Anrufer war, stieß er einen erleichterten Seufzer aus.
    »Endlich rufen Sie an, Oberst.«
    »Was gibt’s, Commissario?« Die Stimme des Schweizers klang verärgert. »Meine Männer drehen hier jeden Stein um, aber bisher konnten wir noch keine Spur entdecken. Ich . . .«
    »Oberst Mähler«, unterbrach ihn Varotto. »Ich brauche dringend eine Information von Ihnen.«
    »Immer der Reihe nach, Commissario. Beantworten Sie zuerst meine Frage. Wo sind Sie?«
    Varotto fuhr sich nervös mit der Hand über die Augen und seufzte. »Also gut. Eine Kurzfassung, aber dann muss ich etwas von Ihnen wissen.«
    Wenige Minuten später, sie hatten den Vatikan fast erreicht, steckte Varotto das Telefon wieder in seine Hosentasche. Er hatte erfahren, was er wissen wollte. Nunwürde sich bald herausstellen, ob er die Situation richtig eingeschätzt oder einen gravierenden Fehler begangen hatte. Er beugte sich nach vorne und tippte dem Fahrer auf die Schulter.
    »Fahren Sie zur Engelsburg.«
    Der Mann sah überrascht in den Rückspiegel, nickte dann aber und konzentrierte sich wieder auf den Verkehr.
    Varotto lehnte sich zurück. Er schloss die Augen, und für einen Moment schweiften seine Gedanken ab. Er sah das sorgenvolle Gesicht einer schönen Frau vor sich und wunderte sich im gleichen Augenblick. Es war nicht Francesca, die er sah.
    Es war Alicia.

Zur gleichen Zeit im Petersdom
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    Matthias hatte den Dom durch das Seitenportal betreten. Zögernd ging er nun an der Cappella della Pietà vorbei, wo hinter Panzerglas Michelangelos Pietà stand, die einzige seiner Arbeiten, die der weltberühmte Bildhauer und Maler je signiert hatte. Matthias hatte in diesem Moment jedoch keinen Blick für die Schönheit der Skulptur. Unruhig ließ er seinen Blick nach links und rechts wandern, während er auf die Mitte des Doms zusteuerte. Seine Schritte hallten laut in dem menschenleeren Gotteshaus wider. Eine Stimme, die vom Hauptaltar her kommen musste, ließ ihn stocken.
    »Ah, da sind Sie ja, Herr von Keipen. Kommen Sie doch näher, wir haben Sie schon erwartet.«
    Durch die Akustik hatte die Stimme sicherlich einen anderen Klang als sonst, aber Matthias war absolut sicher,dass sie nicht Kardinal Voigt gehörte, sondern jemand anderem. Jemand, den er ebenfalls kannte. Der ihn
Herr von Keipen
genannt hatte, obwohl er diesen Namen eigentlich gar nicht kennen durfte.
    Für einen Moment schien der Boden unter seinen Füßen zu schwanken, dann hatte er sich wieder gefasst und ging langsam weiter. Seine Gedanken begannen zu rasen. Wie war das möglich? Wie hatte dieser Mann ihn und die römische Polizei so täuschen können? Woher wusste er, wer er wirklich war? Und wie konnte er über so viele Jahre unentdeckt sein falsches Spiel spielen?
    Unweit vor ihm überspannte der gewaltige Bronzebaldachin von Bernini den Hochaltar über dem Petrusgrab, der ausschließlich

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