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Castello Christo

Titel: Castello Christo Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arno Strobel
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zerstören und im Sinne der Simoner neu aufzubauen.«
    »Bruder Matthias hat mit seiner Tat die Welt vor dem Untergang bewahrt«, sagte der Papst so leise, dass Bertoni ihn fast nicht verstand. Der stieß ein verächtliches Lachen aus.
    »Das ist eine Frage der Perspektive. Jedenfalls stand ich in diesem Moment vor den Trümmern meines Lebens. Die einzige Frau, die ich je geliebt hatte – gestorben durch die Schuld der Kirche. Mein geliebter Sohn – gestorben durch die Schuld der Kirche. Mein Lebensinhalt, der mich davor bewahrte, am Schmerz über ihren Verlust zugrunde zu gehen – zerstört durch Hermann von Keipen. Und dann wurde auch noch derjenige zum Oberhaupt dieser elenden Kirche gemacht, der durch seinen gemeinen Verrat damals alles ausgelöst hatte: Massimo Ferdone.«
    Matthias sah zur Seite, aber der Papst zeigte mit keiner Regung, welche Wirkung diese Worte auf ihn hatten.
    »Und als ob das alles noch immer nicht genug gewesen wäre, wurde ich durch Zufall auch noch Zeuge eines Telefonats, in dem Sie, Kardinal Voigt, mit dem Justizminister über von Keipens Freilassung sprachen. Da begann der Plan in mir zu reifen, die Sache alleine zu Ende zu bringen. Sie müssen mir zugestehen, von Keipen, dass der Plan so genial ist, dass er von Ihrem Vater hätte stammen können. Ich habe Sie und die Polizei mit meinen kleinen Inszenierungen hingelenkt, wo auch immer ich Sie haben wollte. Die Idee mit dem Gemälde im Castello war doch genial, oder etwa nicht? Ich wusste, Sie würden auf die Idee kommen, auf die Sie kommen sollten. Sie sind schließlich Ihres Vaters Sohn. Ein bisschen spät war es zwar, aber immerhin   ... Nachdem die Schweizergarde dann aufgrund Ihrer scharfsinnigen Schlussfolgerungen so nett war, fast komplett zu verschwinden, habe ich meine Männer hierherbeordert. Sie haben an ausgesuchten Stellen, wie zum Beispiel unter den Museen, in der Sixtinischen Kapelle und der Vatikanischen Bibliothek, im Apostolischen Palast und natürlich im Palazzo Sant’ Ufficio und hier unter dem Dom so viel Sprengstoff gelegt, dass ich damit den gesamten Vatikanstaat in die Luft jagen kann.«
    Er machte eine Pause, die sich zur Ewigkeit zu dehnen schien. Dann zog er ein Mobiltelefon aus der Tasche und sah nochmals auf seine Uhr.
    »Und genau das werde ich in zwei Minuten und fünf Sekunden per Knopfdruck von diesem Telefon aus tun. Wie ich es der Presse angekündigt habe, werde ich die Welt um Punkt halb zwei von der katholischen Kirche mitsamt ihrem Oberhaupt, ihren Schätzen und allem, was sie repräsentiert,befreien. Der Vatikan wird pulverisiert. Und auch wenn Sie es nicht mehr erleben werden, kann ich Ihnen eins versprechen: Davon wird sich Ihr verlogener Verein nie wieder erholen.«
    »Vielleicht hätten Sie Ihrer Mörderbande das Schießen beibringen sollen. Das Attentat auf Matthias jedenfalls ist Ihnen eindeutig misslungen.«
    Bertoni fuhr herum und starrte Varotto an, der mit erhobener Pistole etwa zehn Meter seitlich von ihm stand. Sein Gesicht war ebenso wie die Kleidung total verdreckt, die Haare glänzten feucht.
    Bertoni erholte sich erstaunlich schnell von dem Schreck und korrigierte seine Waffe so, dass sie direkt auf die Stirn des Papstes zeigte.
    »Wie auch immer Sie hier hereingekommen sind, Commissario, lassen Sie die Waffe fallen, sonst muss ich den Papst gleich erschießen.«
    Varottos Wangenknochen traten hervor. »Einen Teufel werde ich tun. Da Sie sowieso in zwei Minuten alles in die Luft jagen wollen, können Sie mir wohl kaum noch drohen. Los, geben Sie mir die Waffe und das Handy!«
    Bertoni sah dem Commissario stumm in die Augen. In der rechten Hand hielt er die Waffe, mit der er auf den Heiligen Vater zielte, in der linken das Mobiltelefon. Varotto hob seine Waffe noch ein Stück.
    »Wenn Sie sich auch nur einen winzigen Millimeter bewegen, verpasse ich Ihnen einen Kopfschuss.«
    »Ich werde die Explosion trotzdem noch auslösen können, das wissen Sie.«
    Matthias spürte, wie sich ein Schweißtropfen an seiner Schläfe löste und am Ohr vorbei zum Hals lief. Er musste Bertoni irgendwie ablenken.
    »Was ist mit den letzten der entführten Jungen, Bertoni?Wo sind sie? Und wo sind Ihre Männer? Bringen Sie die auch mit um?«
    Bertonis Blick blieb unverändert auf Varottos Gesicht haften.
    »Im Gegensatz zu Ihnen habe
ich
meine Arbeit vollendet, von Keipen. Sie wissen, es gab vierzehn Kreuzwegstationen. Meine Männer haben vor wenigen Minuten den Vatikan verlassen. Sie werden mit dem

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