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Castello Christo

Titel: Castello Christo Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arno Strobel
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gegenüber.
    Er hatte Alicia durch Francesca kennengelernt, da sie ebenfalls beim ›Cortanero‹ arbeitete, wenn auch in einer anderen Redaktion: Die Journalistin schrieb über den Vatikan, wo sie aufgrund ihrer fairen und objektiven Berichterstattung gerne gesehen war. Sie verfügte über hervorragende Kontakte zur Römischen Kurie und traf sich regelmäßig mit den Direktoren des Presseamts und der vatikaneigenen Zeitung ›Osservatore Romano‹ zum Mittagessen.
    »Alicia, ich freue mich ehrlich über deinen Besuch. Aber wie du sicher verstehen wirst, wundere ich mich doch ein bisschen, weshalb du an diesem gewöhnlichen Dienstagmorgen bei mir aufkreuzst«, sagte er schmunzelnd und sah ihr dabei in die Augen. »Soweit ich mich erinnere, bist du eigentlich nie so früh unterwegs; Francesca meinte mal,vor elf bekäme man dich nie zu Gesicht. Also, wieso bist du hier?«
    Das Lächeln verschwand aus ihrem Gesicht. »Ich bin hier wegen dieser schrecklichen Mordfälle, über die wir gestern berichtet haben.«
    »Natürlich, die Morde!«, brauste Varotto auf und schlug mit der Hand auf die Theke. »Ich hätte es mir ja denken können. Dir geht’s gar nicht um mich; nicht die Sehnsucht nach mir hat dich nicht länger schlafen lassen, nein, die gewiefte Reporterin nutzt nur ihre persönlichen Kontakte, um als Erste an die neuesten Informationen ranzukommen.«
    Vor Staunen war Alicia der Mund offen stehengeblieben. Nun verfinsterte sich ihre Miene. »Du sollst ein zynischer Stinkstiefel gewesen sein, Daniele, bevor Francesca einen umgänglichen Menschen aus dir gemacht hat. Ich konnte das nie glauben. Als ich dich kennenlernte, hatte sie dich ja auch schon unter ihre Fittiche genommen. Jetzt allerdings bekomme ich eine Ahnung davon, wie du davor warst und nun offenbar wieder geworden bist. Ja, ich bin Reporterin. Und natürlich wende ich mich an den ermittelnden Beamten, wenn es um eine Mordserie mit religiösem Hintergrund geht. Das fällt in mein Ressort. Was aber meine
persönlichen
Kontakte betrifft, so warst du es doch, der Abstand wollte! Du hast mir damals auf der Beerdigung gesagt, du möchtest die Menschen vorerst nicht mehr sehen, mit denen ihr beide befreundet gewesen seid. Ich habe das respektiert. Was aber nicht heißt, dass ich nicht oft an dich gedacht habe; mehr als einmal habe ich überlegt, ob ich dich anrufen soll, und mich dann nicht getraut.«
    Wortlos hatte Varotto Alicias Zornausbruch über sich ergehen lassen und dabei einmal mehr festgestellt, dass die 3 6-jährige zierliche Halbspanierin eine wirklich sehrschöne Frau und ein wahres Energiebündel war. Die durch das Fenster hereinfallenden Sonnenstrahlen ließen ihr langes dunkles Haar rötlich schimmern, ein Erbe ihres Vaters, der aus Galicien stammte, wie sie Francesca und ihm vor langer Zeit einmal bei einem Abendessen erzählt hatte.
    »Tut mir leid, Alicia«, sagte er mit schuldbewusster Miene. »Du hast ja recht; ich dachte, ich könnte es nicht ertragen, und wollte mich deshalb von allen abkapseln. Bitte entschuldige   ... Also, was möchtest du wissen?«
    Alicia schmunzelte. »Ganz einfach: Was hast du in Erfahrung bringen können, was meine Kollegen noch nicht wissen?«

Vatikan. Apostolischer Palast
    16
    Der Mann hätte einer der vielen deutschen Touristen sein können, die täglich Rom besuchten, sah man einmal davon ab, dass keiner dieser Besucher je auf dem Platz sitzen würde, auf dem er gerade saß. Leger in Jeans, weißes T-Shirt und graues Sakko gekleidet, sah der braungebrannte Mann mit den hellblonden schulterlangen Haaren Papst Alexander IX. aufmerksam in die Augen.
    Sein Verhalten bei der Begrüßung hatte den Heiligen Vater und den Präfekten der Kongregation für die Glaubenslehre im ersten Augenblick überrascht. Wider das Protokoll hatte Matthias nicht abgewartet, bis der Kardinal ihn vorstellte, sondern war ohne Zögern auf den Papst zugegangen und hatte sich vor ihm auf die Knie geworfen.
    »In Demut und Reue bekenne ich, Furchtbares getan zu haben. Gott sei mir Sünder gnädig.«
    Da war Voigt, der die Szene von der Tür aus mit offenem Mund beobachtet hatte, klar geworden, dass der Deutsche vier Jahre lang darauf gewartet haben musste, die Absolution für seine schwere Sünde zu erhalten.
    Und auch der Papst schien sich der Bedeutung dieses Moments bewusst gewesen zu sein, denn er hatte die Hand gehoben und mit feierlichem Ernst über Matthias das Kreuzzeichen gemacht.
    »Gott, der barmherzige Vater, hat durch den Tod

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