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Castello Christo

Titel: Castello Christo Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arno Strobel
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gefragt, welcher Bekannte. Aber der Mann sagte nur, ich wisse schon, wer, und solle keine Fragen stellen.«
    Bertoni griff nach dem Wasserglas, das vor ihm auf dem Tisch stand, und trank einen großen Schluck. Seine Hand zitterte so sehr, dass er das Wasser fast verschüttete.
    »Er sagte, die Zeit sei gekommen, dass sich die Prophezeiung erfülle und der Gottessohn seiner Bestimmung entgegengehe. Genau wie vor rund zweitausend Jahren schon einmal. Dieses Mal werde er jedoch nicht für dieSünden der Menschen büßen, sondern für die seines Vaters. Auge um Auge, Zahn um Zahn.«
    »O mein Gott, was sind das nur für Wahnsinnige!«, stöhnte Alicia auf.
    »Auge um Auge . . .«, überlegte Matthias laut. »Hatte das nicht auch Niccolò Gatto gesagt, damals, Sie wissen schon?«
    Bertoni nickte bedrückt. »Ja, das hat er. Am Ende sagte der Anrufer aber noch etwas, das vielleicht wichtig sein könnte: ›Seine Burg wird sein neues Golgatha sein. Es ist so falsch wie die Güte seines Vaters.‹«
    Eine Zeitlang schwiegen alle, bis Varotto sagte: »Sie geben uns Rätsel auf.«
    »Du weißt, dass Jesus auf dem Hügel Golgatha gekreuzigt wurde, oder? Dort steht bis heute die Grabeskirche«, sagte Matthias.
    Als Varotto genervt nickte, erklärte Bertoni: »Golgatha lag damals außerhalb der Stadtmauern Jerusalems. Vielleicht hat es etwas damit zu tun?«
    »Aber der Mann hat doch von einem
neuen
Golgatha gesprochen«, warf Alicia ein.
    Matthias strich sich eine Haarsträhne aus dem Gesicht. »Stimmt. Wahrscheinlich hat der Anrufer uns einen Hinweis auf den Ort gegeben, an dem die zwölfte Kreuzwegstation inszeniert werden soll. Und das   ... passt einfach nicht.«
    »Was passt daran nicht? Dass diese Irren nun auch noch Spielchen mit uns spielen?«
    Matthias schüttelte den Kopf. »Nein, dieser ganze Aufwand damals, um die Kinder zu finden, dann die Entführungen überall in ganz Italien. Perfekt geplant und über Jahre hinweg ausgeführt, so dass es der kurzsichtigen
Polizia di Stato
nie auffiel, dass all die Jungen am gleichen Taggeboren waren.« Matthias merkte, dass Varotto aufbrausen wollte, ließ sich davon aber nicht beirren. »Über zwanzig Jahre haben die Täter die Jungen versteckt gehalten, was eine Menge Geld gekostet haben muss, wenn man bedenkt, dass sie nie entdeckt worden sind. Da steckt ein findiger Kopf dahinter. Und jetzt, wo das Ziel so nahe ist, gibt man uns Hinweise, die dazu führen könnten, dass wir sie kurz vor dem Ende noch erwischen und damit zwanzig Jahre minutiöser Planung zunichte machen? Nein, das passt nicht.«
    Varotto wiegte zweifelnd den Kopf. »Grundsätzlich gebe ich dir recht, Matthias. Aber es könnte sich bei dem Anrufer doch auch um einen Aussteiger handeln, der sich an der Organisation rächen möchte.«
    »Aber wenn sich jemand wirklich rächen möchte, warum sollte er dann das Risiko eingehen, dass wir seinen Hinweis nicht entschlüsseln können und so unnötig viel Zeit verlieren?«, warf Alicia ein. »Warum sagt er nicht, wo genau das Verbrechen begangen werden soll?«
    »Ich sehe es im Grunde genauso«, stimmte Varotto zu. »Deshalb denke ich, die Erklärung ist viel einfacher. Hier sind Psychopathen am Werk. Da kann man unsere Logik nicht als Messlatte anlegen. Wer weiß, vielleicht gibt es denen erst den richtigen Kick, mit einem Hinweis zwanzig Jahre aufs Spiel zu setzen. Vielleicht wollen sie es einfach noch einmal richtig spannend machen.«
    Matthias schüttelte den Kopf. »Ich weiß nicht   ... Mangels anderer Spuren sollten wir aber auf jeden Fall versuchen, diese Burg zu finden, von der der Anrufer gesprochen hat. Und zwar vor dem 24.   Oktober.«
    Eine Weile herrschte Stille. Die auf der Straße vorbeifahrenden Autos waren durch die gut isolierenden Fenster kaum zu hören. Matthias sah Bertoni an, der auf denCouchtisch starrte und offensichtlich angestrengt nachdachte.
    »Monsignore, Sie erwähnten in unserem Gespräch, dass Niccolò Gatto Ihnen damals gesagt hatte, er lebe in einem Kloster, etwas mehr als hundert Kilometer von Rom entfernt.«
    Der alte Mann nickte stumm, woraufhin Matthias sich an Varotto wandte.
    »Hast du eine Landkarte von der Region Latium? In einem Maßstab, bei dem man auch kleinere Orte finden kann?«
    Der Commissario stand auf. »Ja, sicher. Sie reicht im Norden bis zur Toskana und im Süden bis Kampanien. Da ist auf jeden Fall alles im Umkreis von hundert Kilometern drauf.«
    Er ging zu der Kommode aus hellem Holz, die gleich neben der Tür

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