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Castello Christo

Titel: Castello Christo Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arno Strobel
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seinem Gedächtnis hätte sein sollen, war nur ein verschwommenes Etwas. Erst hatte er sich dafür geschämt, aber schließlich hatte er es als Folge der schrecklichen Ereignisse akzeptiert. In diesem Moment jedoch, in dem er neben Daniele Varotto saßund knapp einem Mordanschlag entgangen war, in diesem Moment sah er das wunderschöne sanfte Gesicht seiner Mutter so deutlich vor sich, als hätte sie ihn eben erst verlassen. Er sah ihre braunen Augen, die ihn so liebevoll und doch voller Schmerz angesehen hatten, in jener Nacht in Kimberley, in der sie sich von einem kleinen Jungen verabschiedet hatte, der sie nicht begleiten wollte. Weil er eine Aufgabe hatte. Weil er sich geschworen hatte, seinen Vater und alles, was ihm wichtig war, zu vernichten.

Rom. Via Michele Pironti
    47
    Noch während sie die letzten Stufen im Treppenhaus nahmen, wurde oben schon die Wohnungstür aufgerissen.
    »O Gott, was ist passiert? Ich hab mir solche Sorgen gemacht, Daniele, als du ohne ein Wort aus der Wohnung gestürzt bist!«, rief sie mit einem entsetzten Blick auf Matthias’ Oberarm, den ein weißer Verband zierte.
    »Es war nur ein Streifschuss«, erklärte Matthias schnell. »Ansonsten geht’s mir gut.«
    »Ein Streifschuss? Aber wie . . .?«
    »Lass uns erst einmal reingehen«, sagte Varotto und schob Alicia sanft vor sich her.
    Im Wohnzimmer wollte sich Bertoni mühsam von der Couch erheben, in deren weichem Polster er tief eingesunken war. Matthias bedeutete ihm mit der Hand, sitzen zu bleiben.
    »Monsignore Bertoni! Danke, dass Sie gekommen sind.«
    Er machte ihn mit Varotto bekannt und ließ sich dann vorsichtig in dem Sessel nieder, vor dem er gerade stand.
    »Was ist geschehen?«, fragte Bertoni und deutete auf den verbundenen Arm. Er wirkte sehr angespannt.
    Matthias wechselte einen schnellen Blick mit Varotto, und als der nickte, begann er vom Anruf des angeblichen Kardinals zu erzählen.
    »Mein Gott, das wird ja immer verrückter«, sagte Alicia, als er knappe zehn Minuten später mit der Feststellung des Arztes endete, dass seine Verletzung nur oberflächlich war. »Hast du deine Kollegen schon benachrichtigt, Daniele?«
    Varotto schüttelte den Kopf. »Nein, damit handeln wir uns nur Ärger ein. Wenn ich Barberi jetzt informiere, macht er mir die Hölle heiß. Außerdem müssten wir in die Questura, um das Ganze zu Protokoll zu geben und uns verschiedene Stimmaufnahmen anzuhören, um den Anrufer zu identifizieren. Das kostet uns zu viel Zeit.«
    »Hm . . .«, machte die Journalistin und senkte den Kopf. Ganz überzeugt schien sie nicht.
    »Entschuldigen Sie bitte, wenn ich mich einmische, aber ich muss Ihnen etwas sagen, das mir sehr wichtig erscheint.«
    Bertoni, der bisher nur reglos dagesessen und zugehört hatte, rutschte auf der Couch etwas weiter nach vorne und richtete sich auf, so weit es die Polster zuließen.
    »Kurz bevor ich hierhergefahren bin, habe ich auch einen sehr merkwürdigen Anruf erhalten. Von einem Mann, der behauptete, mich im Auftrag eines alten Freundes anzurufen.«
    »Eines alten Freundes? Etwa im Auftrag von Niccolò Gatto?«, wollte Matthias wissen und sprang auf.
    »Wer zum Teufel ist Niccolò Gatto?«, fuhr Varotto dazwischen.
    »Ein Mann, den Monsignore Bertoni schon als Kindgekannt hat«, erklärte Matthias. »Es kann sein, dass er etwas mit den Morden zu tun hat.«
    Varotto sah Matthias aufgebracht an. »Aha. Das ist ja sehr interessant. Es kann also sein, dass ein alter Freund von Monsignore Bertoni mit der Sache zu tun hat. Ein Freund, von dem du offensichtlich schon länger weißt. Und da wir uns vor nicht allzu langer Zeit ausgiebig darüber unterhalten haben, dass wir uns vertrauen müssen, wirst du mir bestimmt von diesem Gallo oder Gatto erzählt haben.« Seine Augen verengten sich. »Zu dumm nur, dass ich mich nicht daran erinnern kann.« Er sah Matthias tief in die Augen, wandte den Blick aber ab, bevor dieser dazu kam, etwas zu entgegnen. »Ist das deine Art von Vertrauen?«
    »Entschuldigen Sie, wenn ich Sie unterbreche, Commissario, aber ich glaube, es wäre wichtig, dass ich Ihnen zuerst von dem Anruf erzähle. Vielleicht könnten Sie die Klärung dieser Sache zwischen Ihnen und Signore Matthias verschieben?«
    Bertonis Einwand kam zaghaft, nichtsdestotrotz hob Varotto beide Hände und senkte den Kopf zum Zeichen, dass er nichts mehr sagen würde.
    »Wie schon erwähnt, behauptete der Fremde, im Auftrag eines alten Bekannten von mir anzurufen. Ich habe natürlich

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