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Castello Christo

Titel: Castello Christo Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arno Strobel
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Moment zu verblüfft, um antworten zu können. Ungläubig schüttelte er den Kopf.
    »Hast du vergessen, dass ich beurlaubt bin? Was, denkst du, wird Barberi dazu sagen?«
    »Ach, Daniele, Barberi kreuzt doch nie am Tatort auf. Ich bin zum ersten Mal leitender Commissario. Ich möchte einfach sichergehen, dass ich alles richtig mache. Bitte, Daniele!«
    Varotto stieß ein kurzes Lachen aus. »Und da möchtest du mich dabei haben?« Er dachte einen Moment darüber nach, ob er Tissone die Wahrheit sagen konnte, und gab sich dann innerlich einen Ruck. »Francesco, selbst wenn ich wollte, ich kann nicht an den Tatort kommen. Ich bin mit Matthias gerade irgendwo nördlich von Rom, über hundert Kilometer von dir entfernt.«
    Tissone brauchte offensichtlich einige Sekunden, um diese Information zu verarbeiten, und Varotto befürchtete schon, die Verbindung sei unterbrochen worden, als sein Kollege sich wieder meldete.
    »Hundert Kilometer von Rom entfernt? Um diese Uhrzeit? Und was tut ihr dort, um Himmels willen?«
    »Es könnte sein, dass wir auf eine heiße Spur gestoßen sind. Du solltest jetzt zusehen, dass du zu deinem Tatort kommst. Du wirst dort alles richtig machen, da bin ich ganz sicher. Ich melde mich wieder bei dir. Sollte sich unser Verdacht bestätigen, kann es sein, dass wir hier schnell Unterstützung brauchen. Ciao.«
    Bevor Tissone noch etwas entgegnen konnte, hatte Varotto den roten Knopf gedrückt und das Handy ausgeschaltet. Mit einem schiefen Grinsen sah er Matthias an.
    »Wäre doch schade, wenn wir uns in bester James-Bond-Manier geräuschlos an dieses Castello anschleichen und mein lieber Kollege Tissone ruft mich in dem Moment wieder an.«
    »Die nächste Station?« Es war mehr eine Feststellung als eine Frage.
    »Ja«, seufzte Varotto und öffnete die Tür. »Aber vielleichtliegen wir ja richtig, und es war der letzte Mord   ... Hoffentlich.«
    Matthias warf noch einen letzten Blick auf seine Skizze und steckte sie zusammengefaltet in die Jackentasche. Dann stieg er aus und ging im Schein der einzigen Straßenlaterne um den Wagen herum. Der Commissario hatte ihm den Rücken zugewandt und sah zum Waldrand hinüber, der etwa zwanzig Schritte weiter begann, eine undurchdringbar scheinende schwarze Wand.
    »Ich hoffe, wir finden dieses Castello«, brummte Matthias. »Hast du die Taschenlampe?«
    »Ja«, antwortete Varotto. Seine Stimme klang seltsam gepresst.
    »Daniele?« Matthias trat einen Schritt näher. Als Varotto ihm das Gesicht zuwandte, bemerkte Matthias den leicht glänzenden Schweißfilm, der sich auf Varottos Stirn gebildet hatte. »Alles in Ordnung?«
    Varotto zögerte einen Augenblick und sagte dann barsch: »Natürlich ist alles in Ordnung. Was soll die Frage?«
    »Ich dachte nur . . .«
    »Es geht mir gut.« Varotto steckte jetzt eine Hand ins Innere seiner Lederjacke. Sekunden später hielt er Matthias etwas entgegen. »Hier, nimm das.«
    Als Matthias danach greifen wollte, sah er, dass es sich nicht um die Taschenlampe handelte, sondern um eine Pistole. Erschrocken zog er die Hand zurück.
    »Was soll ich damit?«
    »Für alle Fälle. Nimm sie. Ich habe auch eine.«
    Matthias schüttelte energisch den Kopf. »Auf keinen Fall. Ich habe mir damals geschworen, nie wieder eine Waffe in die Hand zu nehmen.«
    »Aber das hier ist doch etwas ganz anderes. Nur für denFall, dass wir uns verteidigen müssen und ich nicht mehr dazu in der Lage bin. Na los, nimm sie schon.«
    Er hielt ihm die Waffe wieder hin, als Matthias aber entschieden den Kopf schüttelte, ließ er sie resigniert im Inneren der Jacke verschwinden.
    »Also gut, ich kann dich nicht dazu zwingen. Ich hoffe nur, wir werden nicht in die Situation kommen, in der wir das beide bitter bereuen.«
    »Ich würde es auf jeden Fall bereuen. Ich möchte nie wieder auf einen Menschen schießen«, erwiderte Matthias leise.
    »Gehen wir«, brummte Varotto und zog die Stabtaschenlampe aus dem Hosenbund.
     
    Auf dem schmalen Trampelpfad tanzte der helle Lichtstrahl mit jedem Schritt unruhig vor ihnen her. Die Kronen der Laubbäume standen hoch über ihren Köpfen so dicht zusammen, dass sie ein fast lückenloses Dach bildeten und das Mondlicht nur als schwacher, schmutzig silbriger Schimmer wahrnehmbar war. Mit jedem Meter schien die Stille, die sie umgab, näher zu rücken wie ein hungriges Raubtier. Gleichzeitig wuchs die Panik, die den Commissario Minuten zuvor nur gestreift hatte. Verdammt, dachte er, wann wird das endlich besser?

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