Castello Christo
würde.
»Ihre Ermittlungen?«, schrie Barberi den Maggiore an. »Jetzt habe ich aber die Nase voll. Was denken Sie aufgeblasenes Landei eigentlich, mit wem Sie es hier zu tun haben? Ich bin der verantwortliche Leiter der Sonderkommission, die direkt dem Justizministerium unterstellt ist. Ich berichte dem Minister persönlich! Ich bin Ihnen und Ihren Männern wirklich dankbar, dass Sie mitten in der Nacht hierhergefahren sind, um meinem Kollegen zu helfen, aber das war’s auch schon. Nicht
Sie
sind den Tätern auf der Spur, sondern
wir,
meine römischen Kollegen hier und ich. Wenn Sie damit ein Problem haben, können Sie es schriftlich formulieren und bei Ihrem Vorgesetzten einreichen. Ich überlege mir derweil, ob ich den Justizminister von Ihrem Verhalten in Kenntnis setze. Und jetzt lassen Sie endlich dieses verdammte Schloss aufbrechen. Außerdem brauchen wir Polizisten, die hier nicht wie eine Elefantenherde sämtliche Spuren zertrampeln. Sonst noch irgendwelche Fragen, Maggiore?«
Sie starrten sich an, der kleine, bullig wirkende Mann aus Rom mit dem hochroten Gesicht und der glatzköpfige Maggiore aus Terni, und es schien, als fochten sie mit den Augen einen Kampf aus. Es dauerte jedoch nicht lange, bis Gaetani sich abrupt abwandte und zu seinen Männern mit gepresster Stimme sagte: »Wo bleibt das verdammte Brecheisen?«
Barberi atmete durch und sagte zu Tissone, nun wieder völlig ruhig: »Du bleibst hier. Wenn die Tür geöffnet ist,schaust du nach, ob er tätowiert ist. Und achte darauf, dass sonst niemand den Toten anfasst, bis die Spurensicherung hier ist.« Dann verließ er den Raum, gefolgt von Matthias und Varotto, der die immer noch leichenblasse Alicia sanft vor sich herschob.
Vor dem Gebäude atmeten alle vier tief die kalte Nachtluft ein. Barberi wandte sich zu Alicia, die leicht schwankend hinter ihnen stehen geblieben war und aussah, als müsste sie sich jeden Moment übergeben.
»Alles in Ordnung?«
Sie nickte wortlos.
Varotto wandte sich an seinen Chef. »Wie haben Sie uns gefunden? Und wieso befinde ich mich in Gefahr?«
»Dazu kommen wir gleich. Jetzt möchte ich zuerst ganz genau wissen, was hier los ist.«
»Also gut.« Varotto zögerte. »Eins muss ich vorher aber noch loswerden: Sie erwähnten eben, dass Ihre römischen Kollegen . . .«
»Stopp!« Barberi hob die Hand, und Varotto verstummte tatsächlich augenblicklich. »Ich werde mich gleich morgen dafür einsetzen, dass deine Beurlaubung aufgehoben wird. Ich habe zu schnell auf den Druck von oben nachgegeben. Das war ein Fehler. Es tut mir leid. Noch bist du aber offiziell vom Dienst suspendiert. Vergiss das nicht, vor allem, wenn du mit diesem ... diesem Maggiore zu tun hast.«
»Danke, Barberi«, antwortete Varotto. »Aber das war nicht, was ich sagen wollte. Ich wollte Sie nur darauf hinweisen, dass es Matthias war, der die entscheidende Entdeckung gemacht und daraus die richtigen Schlussfolgerungen gezogen hat.«
»Nun, Signore Matthias gehört ja ebenfalls zu meinemTeam«, wandte Barberi trocken ein. »Was ich sagte, war also korrekt. Und jetzt erzähl mir endlich, was hier passiert ist.«
Varotto hielt seinen Bericht so kurz wie möglich, achtete aber darauf, nichts Wesentliches zu vergessen. Nach knapp zehn Minuten war Barberi im Bilde.
»Bleibt die Frage, warum man eine der Kreuzwegstationen plötzlich in dieses alte Gebäude verlagert hat. Konntest du etwas über den Besitzer in Erfahrung bringen?«
Varotto hob die Schultern. »Nein, bisher noch nicht, doch das sollte mit Hilfe des Maggiore kein Problem sein. Da ist aber noch etwas anderes. Diese Kreuzwegstation ... Wenn sie wirklich zu der Serie gehört, haben wir ein Problem.« Varotto warf einen kurzen Blick zu Matthias und bemerkte dabei aus den Augenwinkeln, dass Alicia ein paar Schritte näher gekommen war. »Das ist hier . . .«
Eine leise klassische Melodie drang aus Barberis Jacke. Mit einem Griff zog er das Handy heraus und hielt es sich ans Ohr.
»Pronto?«
Das Telefonat dauerte nur eine knappe Minute und wurde von Barberi lediglich mit einem Fluch und einem »Wo?« kommentiert, dann verschwand das Telefon wieder im Inneren der Jacke. Varotto hatte das Gesicht seines Vorgesetzten beobachtet. Ihm schwante nichts Gutes.
»Das war Commissario Cileras. Sie haben noch eine Station gefunden, die zweite in dieser Nacht. Drei Tote, ein junger Mann mit der Tätowierung im Nacken und als schmückendes Beiwerk zwei Frauen mit Taschentüchern in
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