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Castello Christo

Titel: Castello Christo Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arno Strobel
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lag ein großer, eiserner Hammer und ein weiterer, etwa zwanzig Zentimeter langer Nagel.
    Der Tote befand sich in einer Art Käfig. In der Mitte des Gitters gab es eine Tür mit einem großen Schloss. Zusätzlich war sie noch mit einer schweren Eisenkette gesichert.
    »Wer ist zu so etwas fähig?«, flüsterte Gaetani tonlos. Jegliche Selbstsicherheit schien von ihm abgefallen zu sein.
    Matthias merkte, dass Varotto ihn von der Seite ansah. Seine Gedanken begannen zu rasen. Bisher waren alle Toten in Rom gefunden worden. Warum machten diese Wahnsinnigen hier draußen weiter? Die gleichen Gedanken schienen den Commissario zu beschäftigen, der sich nun an den Maggiore wandte.
    »Könnten Ihre Leute bitte die Tür aufbrechen?«
    Der Maggiore nickte und sagte leise etwas zu dem Carabiniere neben ihm, woraufhin der den Raum verließ. Matthias und Varotto traten ans Gitter.
    »Ist dir der Geruch aufgefallen?«, fragte Varotto. »Manhat sich offensichtlich die Mühe gemacht, den Raum mit Kalkmilch zu desinfizieren, bevor man den armen Kerl hier abgelegt hat.«
    Matthias antwortete nicht, sondern starrte weiter stumm auf die Szene des Gekreuzigten. Der Geruch war ihm auch aufgefallen. Er war noch nie in der Pathologie gewesen, aber das Ambiente musste dort ganz ähnlich sein. Das kalte Neonlicht hämmerte jedes Detail dieses Todes in seine Seele.
    »Eigentlich wäre jetzt die siebte Station an der Reihe«, fuhr Varotto fort. »Jesus fällt zum zweiten Mal unter dem Kreuz. Aber das hier ist ja schon beinahe das Ende . . .«
    Endlich riss sich der Deutsche von dem furchtbaren Bild los und sah den Commissario an. »Ja, Daniele, das ist die elfte Station: Jesus wird ans Kreuz genagelt.«
    Mit gerunzelter Stirn starrte der Commissario in den Käfig.
    »Bisher ging es immer der Reihe nach. Wenn das hier wirklich die elfte Station ist, dann würde das bedeuten, dass . . .«Er verstummte, als weigerte er sich, die Ungeheuerlichkeit auszusprechen.
    »Das würde bedeuten«, sagte Matthias, »dass es in Rom in dieser Nacht mindestens vier Mordopfer gegeben haben muss   ... Und dass spätestens morgen die zwölfte Station ansteht.«
    »Daniele! Matthias! Was . . .«
    Der spitze Schrei ließ alle erschrocken herumfahren.
    »Wer sind Sie?«, blaffte Gaetani.
    »Das   ... das sind die   ... Kollegen aus Rom«, erklärte der Carabiniere, der hinter Alicia, Tissone und Barberi in den Raum gekommen war und nun wie die drei bleich vor Entsetzen auf den Gekreuzigten starrte.
    »Commissario Capo Barberi«, erklärte Barberi undstreckte Gaetani die Hand hin. »Ich danke Ihnen für Ihre Hilfe.«
    »Maggiore Gaetani. Solche Einsätze gehören zwar normalerweise nicht zu unseren Aufgaben, aber natürlich helfen wir einem Kollegen aus der Stadt gern aus der Patsche. Und wenn wir so was hier vorfinden«, er deutete auf die Szene hinter dem Gitter, »dann hat sich der Aufwand ja gelohnt. Ich sehe schon die Schlagzeile in den Tageszeitungen: ›Carabinieri von Terni leisten entscheidenden Beitrag bei der Aufklärung der Kreuzwegmorde.‹«
    Barberi schnappte nach Luft. Auf seinen Wangen zeigten sich rote Flecken, doch er schaffte es, über die selbstgefällige Bemerkung hinwegzugehen. »Haben Sie den Besitzer des Gebäudes schon verhört?«
    »Auf dem Land sind wir zwar schnell und effizient, aber zaubern können auch wir nicht. Hier ist niemand mehr. Die Männer, die hier gehaust und den Sicherheitsdienst engagiert haben, sind spurlos verschwunden, Commissario.«
    »Commissario Capo«, berichtigte Barberi und wandte sich an Varotto, der zu Alicia gegangen war, die ihren Kopf an seiner Schulter barg, um die Szene hinter dem Gitter nicht mehr zu sehen.
    »Mit dir habe ich noch ein Wörtchen zu reden, Daniele. Glaub ja nicht, dass du mir so davonkommst, auch wenn wir das jetzt auf später verschieben. Und das Gleiche gilt für Sie, Matthias. Ich wundere mich, Sie hier anzutreffen.« Dann deutete Barberi mit dem Kopf zu dem Gitter. »Denkt ihr, das waren dieselben?«
    Varotto nickte. »Ich gehe davon aus.«
    »Sicher wissen wir es erst, wenn wir seinen Nacken gesehen haben«, sagte Matthias. »Wir haben den Maggiore schon vor einer ganzen Weile gebeten, das Gitterschloss aufzubrechen.«
    »Halten Sie sich aus meinen Ermittlungen heraus!«, schnauzte Gaetani ihn an. »Zivilisten haben mir gar nichts zu sagen!«
    Varotto bemerkte aus den Augenwinkeln, wie Barberis Wangen sich schlagartig dunkelrot färbten, und wusste in diesem Moment, was nun passieren

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