Castello Christo
den Händen, in einer Seitengasse des Trevi-Brunnens. Die beiden Frauen sind den Kollegen von diversen Razzien auf dem Straßenstrich bekannt. Die Mörder haben diePresse vorher informiert und ihnen gesagt, wo die Toten liegen. Als die Kollegen am Tatort eintrafen, war dort schon die Hölle los. Jetzt hat sich der Polizeipräsident eingeschaltet. Na prima. Wir können also hierbleiben.«
»Nummer acht«, murmelte Matthias. »Jesus begegnet den weinenden Frauen.«
Eine endlos scheinende Weile standen sie da, zu keiner Reaktion fähig. Alicia hatte die Hände vor den Mund gepresst und schluchzte leise.
»Welche Station hat Tissone eigentlich beim letzten Tatort vorgefunden?«, sagte Varotto auf einmal und sah seinen Chef an.
Barberi atmete schnaubend aus und erzählte dem Commissario von dem kleinen Holzkreuz mit seinem Namen und Tissones Vermutung, er könnte in Lebensgefahr sein. Als er damit fertig war, fuhr sich Varotto nervös durch die Haare. Er war leichenblass geworden. »O Mann. Und das hier ist wahrscheinlich die elfte Station.«
Barberi riss die Augen auf. »Die elfte schon? Darauf habe ich überhaupt nicht geachtet. Was haben diese Irren vor?«
»Das weiß ich nicht, aber wir müssen damit rechnen, dass vielleicht nicht erst in fünf Tagen, sondern schon morgen das große Finale stattfinden soll.«
»Wenn wir Glück haben, und nicht schon heute Nacht . . .«, warf Matthias ein.
»Was meinst du damit?«, fragte Alicia mit zitternder Stimme.
Matthias sah einen nach dem anderen ernst an und zeigte dann hinter sich auf das Gebäude. »Wenn das hier tatsächlich die elfte Station ist, woran ich mittlerweile nicht mehr zweifle, kann es sein, dass auch die zwölfte schon realisiert worden ist.«
»Verdammt! Verdammt!«, platzte es da aus dem Commissarioheraus. In seiner Stimme lag ohnmächtige Wut. Mit kleinen schnellen Schritten begann er, vor ihnen auf und ab zu gehen. »Diese elenden Schweine führen uns an der Nase herum, wie es ihnen gerade beliebt. Und wir lassen uns wie die Trottel vorführen und rennen brav überall hin, wo sie uns haben möchten. Wahrscheinlich lachen sie sich gerade halb tot über uns Deppen.« Er war außer sich. »Es ist ja auch zum Totlachen. Während wir wie aufgeregte Hühner in der Gegend herumrennen, um einen Massenmord zu verhindern, der in wenigen Tagen stattfinden soll, bringen diese Schweine gleich heute alle auserwählten Opfer um.«
»Aber vorher fehlen noch zwei Stationen!«, bemerkte Barberi. Es klang wie der trotzige Widerspruch eines Kindes und wollte so gar nicht zu dem stämmigen Mann passen.
Alicia ging zu Varotto und legte ihm die Arme um die Hüfte. Sie wirkte schon wieder viel gefasster. Ruhig sah sie ihn an. »Er hat recht. Noch können wir hoffen, Daniele. Wir haben noch eine Chance.«
Der Commissario stieß ein humorloses Lachen aus. »Ja, ja, die Hoffnung stirbt zuletzt. Im Hoffen bin ich doch ein wahrer Meister.« Mit einem Ruck befreite er sich aus ihrer Umarmung und wandte sich seinem Chef zu. »Wie geht es jetzt weiter?«
»Lasst uns schauen, ob sie unten mittlerweile den Käfig aufgebrochen haben.«
»Ich warte hier«, erklärte Alicia. »Ich möchte das nicht noch mal sehen.«
Matthias, der mit Barberi und Varotto schon ein paar Schritte auf das Gebäude zugegangen war, blieb stehen und wandte sich zu ihr um. »Soll ich bei dir bleiben?«
Die Antwort erübrigte sich, denn in diesem Momentkam Tissone die Sandsteintreppe herauf, dicht gefolgt von dem Maggiore aus Terni.
»Er hat die Tätowierung«, sagte er müde und frustriert, bevor jemand danach fragen konnte. »Verblasst und verwachsen wie bei den anderen.«
»Meine Männer haben sich das Zimmer, in dem das Telefon steht, etwas näher angesehen und dabei einige vielleicht interessante Dinge gefunden.« Gaetani zeigte auf das große Gebäude schräg vor ihnen. »Möchte der Commissario Capo aus Rom diese Dinge vielleicht selbst begutachten, bevor einer von uns Landeiern etwas falsch macht? Die Spurensicherung ist übrigens unterwegs. Der Leichenbeschauer für den armen Kerl da unten ebenso.«
»Es würde mir niemals einfallen, Ihre Carabinieri als Landeier zu bezeichnen«, sagte Barberi. Er machte eine Pause, in der er den Maggiore ansah und dann den Kopf schüttelte. »Maggiore Gaetani, was halten Sie davon, wenn wir das Kriegsbeil begraben? Wir alle haben nicht viel geschlafen und wahrlich Grauenvolles gesehen. Da benimmt man sich manchmal anders, als man es unter normalen
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