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Castello Christo

Titel: Castello Christo Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arno Strobel
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Wahrscheinlich Aramäisch, vielleicht auch Hebräisch. Ich beschäftige mich erst seit Kurzem mit Handschriften, aber ich denke, das Dokument ist in Aramäisch verfasst. Komisch ist jedenfalls, dass die Zeichnung und die Worte unmittelbar darum herum«, er fuhr mit dem Finger einen imaginären Kreis um die Zeichnung nach, »offenbar nachträglich eingefügt wurden.«
    Varotto runzelte die Stirn. »Woran siehst du das? Ich kann da überhaupt keinen Unterschied feststellen.«
    »Wie gesagt, so gut kenne ich mich mit Handschriften noch nicht aus. Aber die Schrift sieht hier sehr gequetscht aus. Ich kann mich natürlich auch täuschen, aber warum sollte jemand das tun, wenn es während des Schreibens noch genug Platz gab?«
    »Hm. Und was steht da?«
    »Das kann ich leider nicht übersetzen.«
    »Können Sie zumindest abschätzen, wie alt diese Schrift ist?«, wollte Barberi wissen.
    »Hm . . .« Matthias hielt sich das Blatt dichter vor die Augen. »Soweit man es auf dieser Kopie erkennen kann, scheint es sich bei dem Original nicht um Papier, sondern um Leder oder ein ähnliches Material zu handeln, was dafür sprechen würde, dass es schon sehr alt ist. Aber für eine genaue Datierung müsste natürlich das Originaldokument untersucht werden. Eins ist jedenfalls interessant.«Er warf einen kurzen Blick auf das seltsame Gemälde an der Wand und sah dann Varotto an. »Aramäisch ist die Sprache, die Jesus gesprochen hat.«
    Bevor der Commissario etwas dazu sagen konnte, war Gaetani neben ihnen und hielt Varotto ein durchsichtiges Tütchen hin, in dem ein etwa fünf Zentimeter breiter hellbrauner Fetzen steckte. An zwei Seiten waren die ungleichmäßigen Ränder verkohlt. Varotto sah es an, nahm es aber nicht in die Hand.
    »Was ist das? Sieht aus, als wäre das der Rest von etwas, das verbrannt worden ist.«
    Der Maggiore grinste. »Ja, das scheint mir auch so. Wir haben es aus dem Ofen gefischt.« Er deutete hinter sich. »Es lag neben einem Haufen Asche. Der Ofen war übrigens noch leicht erwärmt. Frisch verbrannt also.« Er zeigte mit der freien Hand auf das Blatt in Varottos Hand. »Halten Sie das doch mal mit der Schrift nach oben, waagerecht, so dass ich das Tütchen darauflegen kann.«
    Varotto verstand zwar nicht, was das sollte, aber er tat es trotzdem und sah zu, wie Gaetani das Tütchen auf die linke untere Ecke platzierte.
    »Fällt Ihnen etwas auf?«, fragte er grinsend.
    Matthias, Varotto und Alicia brauchten nur einen Augenblick, um zu verstehen, was der Maggiore meinte. Auch Barberi hatte es sofort gesehen.
    »Die Ecke hat genau die gleiche Form wie die des Schriftstücks, das hier abgebildet ist«, sagte er. »Das hier könnte ein Stück des Originalschriftstücks sein.«
    Matthias nahm das Tütchen in die Hand und hielt es sich vor die Augen. »Hm   ... es könnte aus Leder sein. Aber zur Altersbestimmung muss es in ein Labor.« Damit streckte er Barberi das Fragment entgegen. Der nickte und nahm es an sich.
    Anschließend wandte Barberi sich an Maggiore Gaetani und bedankte sich, so freundlich er konnte. Er erklärte ihm, dass er sich mit Varotto und Matthias noch ein wenig in dem Zimmer umsehen wolle, und bat Gaetani, in der Zwischenzeit Tissone bei der Vernehmung des Sicherheitschefs zu unterstützen. Als Gaetani zögerte, fügte Barberi hinzu: »Commissario Tissone ist ein fähiger Mann, aber er hat mit Verhören sicher nicht Ihre Erfahrung. Ich denke, dass Sie eher etwas aus dem Mann herausbekommen werden.«
    Der Maggiore nickte selbstgefällig. »Darauf können Sie wetten.« Mit zackigen Schritten verließ er den Raum, während Barberi, Varotto, Matthias und Alicia weiter das Zimmer durchsuchten. Es dauerte nicht lange, bis Barberi einen Pfiff ausstieß. »Nun seht euch das mal an . . .«
    Er stand vor dem massiven Schrank und hielt ein kleines stark abgenutztes Ledermäppchen in der Hand, das er in einer der Schubladen gefunden hatte. Auf der Vorderseite waren die Worte
Comune di Molochio
aufgestempelt. Die Schrift war schon stark verblasst. Darunter stand, deutlich besser lesbar,
Carta d’identità
und eine vierstellige, handschriftlich hinzugefügte Zahl. Barberi zog den alten Ausweis vorsichtig heraus und klappte ihn auf.
    Auf dem vergilbten Schwarzweißfoto lächelte ein gut aussehender junger Mann mit glatt zurückgekämmten schwarzen Haaren über einem sympathischen Gesicht. Darunter befand sich eine krakelige Unterschrift. Deutlich lesbar war das Datum: 3.   4.   1953.   Ebenso

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