Castello Christo
Zeitung den Artikel über Sie gelesen. Wenn ich das hier so sehe, komme ich zu dem Schluss, dass er wahrscheinlich sehr schmeichelnd geschrieben war.«
»Wir sind hier nicht ›eingedrungen‹«, widersprach Matthias, woraufhin der Maggiore ihn ansah wie ein lästiges Insekt, das er gleich mit der Schuhspitze zerdrücken würde.
»Ach, und wie nennen Sie es dann? Wer sind Sie überhaupt?«
»Jemand, der sich nicht von einem Carabiniere anschnauzenlassen muss«, zischte Matthias, und Varotto wunderte sich über den ungewohnt scharfen Ton des Deutschen. »Und ich werde nicht tatenlos dabei zusehen, wie ein verdienter Offizier der römischen Polizei öffentlich abgekanzelt wird. Ich bin ein Zivilist mit ausgesprochen guten Kontakten zur Presse. Sie haben den Artikel über Commissario Varotto gelesen? Dann warten Sie mal ab, wie der über Sie aussehen wird.«
Varotto betrachtete den Maggiore. Der Stabsoffiziersgrad der Carabinieri entsprach dem eines Commissario Capo der
Polizia di Stato
. Damit hatte er den gleichen Rang wie Barberi. Aber im Grunde genommen spielte das keine Rolle, denn er, Varotto, war sowieso vom Dienst suspendiert. Interessant war ja vielmehr, wieso Barberi diesen Typen angerufen hatte. Woher wusste er, dass sie hier waren? Aber das würden sie sicherlich gleich erfahren.
Dem Gesichtsausdruck nach wäre der Maggiore Matthias am liebsten an die Gurgel gesprungen, doch besann er sich offenbar. Er wandte sich an den Chef des Sicherheitsdienstes, der den Wortwechsel interessiert verfolgt hatte.
»Warum werden diese beiden Männer hier festgehalten?«
Gimbala hob bedauernd die Schultern. »Ein Irrtum. Wir sind vor zwei Tagen von Pater Guillesso, dem Abt dieses Klosters, engagiert worden, weil er einen Einbruch befürchtete. Offensichtlich besitzt die Klostergemeinschaft etwas, das so wertvoll ist, dass jemand auf die Idee kommen könnte. Es war alles ruhig, bis heute Nacht der Commissario und sein Begleiter um das Kloster herumschlichen. Wir haben sie festgenommen und dabei festgestellt, dass Commissario Varotto zwei Waffen bei sich trug, sich aber nicht als Polizist ausweisen konnte.«
»Und wo ist dieser Pater Guillesso, der Sie beauftragt hat? Das hier ist schon lange kein Kloster mehr.«
»Wir können ihn nicht finden.«
»Na, dann schaffen Sie mir jemand anderen herbei. Der Mann wird ja nicht alleine hier leben, oder?«
Gimbala trat von einem Bein aufs andere. »Nein, gestern Abend waren noch weitere Mönche da. Aber jetzt können wir leider keinen mehr finden.«
»Na so ein Zufall«, sagte Varotto spöttisch. »Maggiore, wie viele Männer haben Sie hier?«
»Achtzehn. Wie Ihr Chef mir sagte, hat man am letzten Tatort etwas gefunden, das darauf hindeutet, dass Sie in großer Gefahr sind. Deshalb habe ich die gesamte Nachtschicht aufgescheucht.«
»Man hat etwas gefunden, das mit mir in Zusammenhang steht?«, erklärte Varotto und schüttelte ungläubig den Kopf. »Aber ich danke Ihnen sehr. Wer weiß, was diese Bodyguards mit uns angestellt hätten, wenn Sie nicht gekommen wären.«
Dabei warf er Gimbala einen vielsagenden Blick zu.
Bevor dieser sich verteidigen konnte, wandte Gaetani sich schon zur Tür und sagte im Hinausgehen: »Gimbala, rufen Sie Ihre Männer zusammen. Wir werden die Gebäude jetzt durchsuchen. Hier scheint etwas ganz und gar nicht in Ordnung zu sein.«
Als er draußen war, sagte Gimbala zu Varotto: »Das war nicht fair von Ihnen. Ich hatte Ihnen schon die Fesseln abgenommen, bevor der Maggiore hier aufgetaucht ist.«
»Ich weiß«, antwortete Varotto und erhob sich. »Das war dafür, dass Sie sich über den
interessanten
Artikel lustig gemacht haben.«
Er ließ den Mann stehen und ging, gefolgt von Matthias, ebenfalls nach draußen, wo Gaetani gerade zweiGruppen zu je fünf Mann losschickte, die die anderen Gebäude durchsuchen sollten. Zwei Carabinieri postierte er am Eingangstor, bevor er gemeinsam mit den restlichen Uniformierten die Durchsuchung des Haupthauses in Angriff nahm.
Varotto und Matthias wollten sich anschließen, was der Maggiore ihnen jedoch verweigerte. Der Commissario erklärte, dass sie sich in der Zeit wenigstens das Gelände außerhalb der Mauern ansehen könnten. Dagegen hatte der Maggiore nichts einzuwenden.
»Was hältst du von dem Ganzen?«, fragte Matthias, kaum dass sie sich einige Meter vom Eingangstor entfernt hatten. Varotto hob die Schultern.
»Ich finde es, gelinde gesagt, sehr merkwürdig. Ein vermeintlicher Abt engagiert
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