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Castello Christo

Titel: Castello Christo Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arno Strobel
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würde ihm jedes Wort schwerfallen. Der Mann nickte kurz, machte zackig kehrt und verschwand. Sowohl Matthias als auch Varotto sahen Barberi an.
    Seine Stimme war so leise, als er schließlich sprach, dass er fast nicht zu verstehen war.
    »Der Papst. Er ist seit vier Uhr spurlos verschwunden.«

20.   OKTOBER 2005
    8   Uhr 10.   Rom. Questura, Via San Vitale 15
    58
    Matthias und Varotto fühlten sich völlig ausgelaugt, aber an Schlaf war nicht zu denken. Nachdem der Hubschrauber auf dem Parkplatz hinter dem Präsidium gelandet war und Barberi sie beschworen hatte, vorerst kein Wort über das Verschwinden des Papstes zu verlieren, hatte Alicia ein Taxi zum Redaktionsgebäude des ›Cortanero‹ genommen. Der Vatikan bestand auf absoluter Geheimhaltung, selbst im Stadtstaat wussten nur einige wenige der Kurienmitglieder, was geschehen war, wahrscheinlich hoffte man, dass sich alles als Missverständnis herausstellen würde. Matthias war jedoch sicher, dass im Hintergrund schon eine Maschinerie angelaufen war, die den Geheimdiensten großer Staaten in nichts nachstand.
    Seit ihrer Rückkehr hatte Matthias schon mehrfach versucht, Kardinal Voigt oder Bertoni zu erreichen, allerdings ohne Erfolg.
    Barberi hatte sofort nach ihrer Ankunft dafür gesorgt, dass die Kopie des Schriftstücks und das Fragment ins Untersuchungslabor gebracht wurden. Beides hatte er einem Beamten in die Hand gedrückt mit dem Auftrag, dass ein Wissenschaftler, der sich mit alten Sprachen auskannte, gleich mit der Übersetzung beginnen sollte.
    Seit anderthalb Stunden saßen Barberi, Varotto und Matthias nun schon in Barberis Büro und rekapituliertenanhand der Berichte der Kollegen wie auch ihrer eigenen handschriftlichen Notizen, was in den vergangenen Stunden geschehen war.
    Varotto schlug mit der flachen Hand auf den Aktenstapel vor sich, so dass sein Chef und Matthias zusammenzuckten.
    »
Merda! Porco mondo!
Nicht nur die italienischen Medien waren vor unseren Beamten am Tatort, nein, auch Fernsehteams und Radio- und Zeitungsreporter aus der ganzen Welt, die seit Tagen hier herumlungern und auf die große Sensation warten, haben sie mobil gemacht. Das ganze voyeuristische Pack!
Cazzo!
Nicht genug damit, dass wir am Tatort jetzt nichts mehr finden werden, weil Heerscharen von sensationsgeilen Medienfuzzis dort herumgetrampelt sind. Diese grauenhaften Szenerie wurde bis ins kleinste Detail fotografiert und gefilmt und ich bin überzeugt, dass einige nicht davor zurückschrecken werden, die Bilder auch zu veröffentlichen.
Porca madonna,
es ist zum Kotzen!«
    Matthias sah den Commissario verwundert von der Seite an. Er hatte sich daran gewöhnt, dass Varotto schnell lauter wurde und auch schon einmal einen Fluch ausstieß, doch so vulgäre Ausdrücke hatte er in Matthias’ Gegenwart bisher noch nie gebraucht. Ein Zeichen, wie sehr ihn das alles mitnahm.
    Aber auch Matthias spürte deutlich, dass seine seelische Belastungsgrenze erreicht war. Die schrecklichen Ereignisse der letzten Tage, all die furchtbaren Morde und schließlich die Nachricht über das Verschwinden des Heiligen Vaters – das alles hatte ihm sehr zugesetzt. Wer konnte den Papst aus dem Vatikan entführt haben? Ein Außenstehender kam um diese Uhrzeit nicht in Frage. Es musste jemand aus seinem direkten Umfeld sein. Der Name, dersich in sein Bewusstsein drängen wollte, ließ ihn schwindeln. Das seltsame Bild fiel ihm wieder ein, auf dem jemand im Gewand des Heiligen Vaters gekreuzigt worden war. Wie hieß der Maler noch mal? Longa   ... Woher nur kannte er diesen Namen? Matthias war sich mittlerweile sicher, dass er ihm nicht in Zusammenhang mit der Malerei begegnet war. Woher aber kannte er ihn dann? Und was hatte es mit den Zahlen auf sich, die hinter dem Namen gestanden hatten?
    »Können Sie mir noch einmal das Foto des Gemäldes reichen?«, wandte er sich an Barberi. »Auf dem der zweite Gekreuzigte ein Papstgewand trägt?«
    »Ja, Moment . . .«
    Varottos Chef zog aus einem der Stapel eine Fotografie in DIN-A 4-Größe heraus. Matthias wollte schon danach greifen, als das Mobiltelefon in seiner Hosentasche zu vibrieren begann. Er sprang auf und fingerte es mit nervösen Bewegungen aus der Jeans. Das konnte nur Voigt sein. Endlich.
    »Ja?«
    »Hier spricht Salvatore Bertoni«, hörte er die Stimme des alten Mannes. Sie klang müde und besorgt.
    »Monsignore, Gott sei Dank. Ich habe schon mehrfach versucht, Sie oder Kardinal Voigt zu erreichen. Gibt es etwas Neues

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