Castillo der Versuchung
wird es Lydia leichter machen, sich bei mir einzugewöhnen.“
Sophie verschränkte die Arme vor der Brust. „Ich soll also mein Leben hier aufgeben und ins Ausland ziehen, wo ich von dir abhängig bin und nicht einmal mit Lydia zusammenwohnen kann? Nein, danke! Ich bin gern bereit, ihre Erziehung mit dir zu teilen, aber ich weigere mich, dir das Kind auszuliefern. Ich meine, wie willst du dich überhaupt um Lydia kümmern?“
„Ich stelle eine Kinderfrau ein.“
„Das ist doch wieder mal typisch!“ Sophies grüne Augen funkelten. „Warum bist du nicht einfach ehrlich? Du hast nicht das geringste persönliche Interesse an der Tochter deines Bruders. Du denkst, es sei deine Pflicht, ihr ein Zuhause zu geben, aber eigentlich passt es dir überhaupt nicht …“
„Das stimmt nicht“, beharrte Antonio, doch ein Funken Wahrheit steckte zugegebenermaßen schon in Sophies Behauptung.
„Du wirst Lydia nie so lieben wie ich, weil sie für dich immer eine Last bleiben wird!“
„Da irrst du dich!“, rief Antonio aufgebracht.
„Nein, das tue ich nicht. Lydia ist nicht dein Kind, und du hättest dich freiwillig niemals um sie gekümmert. Außerdem bist du sowieso nicht besonders kinderlieb. Und wenn du einmal heiratest, wird Lydia deiner Frau ein Dorn im Auge sein!“
„Ich beabsichtige nicht zu heiraten.“
Aufgebracht marschierte Sophie auf Antonio zu und schaute ihm direkt in die Augen. „Aber Lydia braucht eine Mutter, Antonio, nicht irgendwelche Leute, die du bezahlst, damit sie deine Nichte waschen und füttern.“
„Ich bin aber noch nicht bereit für eine Ehe. Ich meine, eine einzige Frau …“
„Dann lass Lydia und mich in Ruhe, damit du Zeit genug hast, deinen Job und deinen Harem unter einen Hut zu bringen.“
Antonios Augen funkelten, während er Sophies Handgelenke umfasste und sie näher zu sich heranzog. „Harem, hm?“, spöttelte er.
Sophie errötete verärgert. „Pablo hat Belinda alles über deine Eskapaden erzählt.“
„Pablo kann von nichts gewusst haben. Ich hätte mich ihm niemals anvertraut. Wir standen uns nicht besonders nahe.“ Er schaute zu ihr hinunter und sah dabei fast ein wenig arrogant aus. Sein Blick hinter den dichten schwarzen Wimpern war auf beunruhigende Weise durchdringend. „Natürlich brüste ich mich nicht mit meinen Eroberungen, aber ich schäme mich auch nicht für mein Liebesleben. Oder was dachtest du?“
„Dein Liebesleben ist mir völlig schnuppe!“, rief Sophie mit feuerroten Wangen.
„Das möchte ich bezweifeln …“, sagte Antonio jetzt ganz leise, und Sophie lief beim Klang seiner Stimme ein wohliger Schauer über den Rücken. „Ich glaube vielmehr, dass ich mich damals vor drei Jahren für deinen Geschmack zu sehr wie ein Gentleman verhal…“
„Als Gentleman würde ich dich nun wirklich nicht bezeichnen“, fiel ihm Sophie ins Wort, während sie ein Verlangen überkam, das sie kaum noch unterdrücken konnte. In Antonios Gegenwart fühlte sie sich immer so unglaublich weiblich, und sie sehnte sich mit jeder Faser ihres Körpers nach ihm. Nur einen Kuss, sie wünschte sich nichts mehr als einen einzigen Kuss von ihm. Sie wollte wissen, wie es sich anfühlte, wenn seine sinnlichen Lippen die ihren berührten. Dabei war Sophie überzeugt, dass Antonio sie genauso enttäuschen würde wie all die anderen Männer. Aber in diesem Falle käme die Enttäuschung einer Erlösung gleich, denn dann würde es ihr endlich gelingen, Antonio ein für alle Mal aus ihren Träumen und ihrem Herzen zu verbannen.
„Egal, wie du mich nennen willst, du stehst immer noch auf mich, querida “, murmelte er jetzt heiser.
Sophie zitterte. „Vielleicht …“, hauchte sie dann und schluckte. „Vielleicht bin ich neugierig.“
Nach wie vor betrachtete er aufmerksam ihr Gesicht und hatte plötzlich das Gefühl, im Smaragdgrün ihrer erwartungsvoll blickenden Augen und dem sinnlichen Rot ihrer leicht geöffneten Lippen zu versinken. Antonio tauschte nie Zärtlichkeiten in der Öffentlichkeit aus, doch jetzt schob er behutsam eine Hand in Sophies Haar. Es fühlte sich seidig an, sodass er unwillkürlich daran dachte, wie es wohl wäre, wenn sie neben ihm im Bett läge, und ihre blonden Locken sich auf seinen seidenen Laken ausbreiteten … Mit einem Mal schien weder er noch Sophie imstande, einen klaren Gedanken zu fassen.
Antonio beugte sich immer weiter zu ihr herab, und Sophie stockte der Atem. Zunächst berührte er ihre Lippen nur leicht, doch bald
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