Castillo der Versuchung
zusammen sein könntest?“
„Alles“, antwortete sie mutig, zog aber fragend ihre schmalen Augenbrauen zusammen.
„Wenn du Lydia immer bei dir haben könntest und keine finanziellen Sorgen hättest, wärst du dann auch bereit, mir jeden Wunsch zu erfüllen?“
„Wenn es sich nicht um ein Verbrechen handelt, ja“, antwortete Sophie rasch, wobei ihre Verwunderung stetig wuchs. „Warum fragst du mich das?“
„Ich mag mein Leben genauso, wie es ist. Wenn Lydia aber rund um die Uhr eine Mutter braucht, sollte ich vielleicht heiraten und mich nach fünf oder zehn Jahren in aller Freundschaft wieder scheiden lassen.“
Sophie hing an seinen Lippen, konnte aber nicht wirklich folgen. „Sprichst du von einer Scheinehe?“, fragte sie schließlich unsicher.
„Ja, du müsstest dich nicht von Lydia trennen und wärst noch dazu finanziell abgesichert, und an meinem Leben würde sich nichts ändern. Das wäre doch ein fairer Handel.“
„Willst du damit andeuten, dass du und ich …“ Bei der Vorstellung, ihn zu heiraten, verschlug es ihr die Sprache. „Aber …“
„Du müsstest verrückt sein, um mein Angebot abzulehnen“, erklärte Antonio, der mehr und mehr davon überzeugt war, dass er einen genialen Einfall gehabt hatte. Natürlich wären da einige wichtige Dinge zu beachten. Auch wenn das Ganze nur eine vorübergehende Lösung darstellte, war ein hieb- und stichfester Ehevertrag unabdingbar, und er musste dafür sorgen, dass sich Sophie keinen Illusionen hingab. Sie würde auf seinem Landsitz wohnen und sich ausschließlich um das Wohl des Kindes kümmern. Seine Großmutter wäre natürlich über Sophies bescheidene Herkunft und ihre mittelmäßige Bildung empört. Aber Doña Ernesta war eine starke Frau und würde schnell über die Enttäuschung hinwegkommen. Der Rest der Familie und seine Freunde würden sich auch schockiert zeigen. Aber da er immer schon ein Einzelgänger gewesen war, könnte er damit leben.
Aus irgendeinem Grunde erinnerte er sich plötzlich jedoch daran, wie viele Menschen auf Pablos Hochzeit von Sophies Lebhaftigkeit angetan gewesen waren. Sehr wahrscheinlich würde seine Großmutter sie schließlich unter ihre Fittiche nehmen und ihr alles beibringen, was sie wissen musste. Gleichzeitig würde Doña Ernesta davon profitieren, dass Pablos Tochter nun in ihrer Nähe aufwuchs und sie sich keine Gedanken machen musste, ob das Kind auch gut versorgt wurde.
Unterdessen sah Sophie immer noch verwundert zu Antonio auf. Da hatte er sie doch tatsächlich gebeten, ihn zu heiraten, damit er ihr und Lydia in Spanien ein gemeinsames Zuhause bieten konnte. Und jetzt wartete er auf eine Antwort.
„Du meine Güte!“, rief er schließlich ungeduldig, „jetzt sag schon Ja, damit wir endlich ins Warme kommen.“
Sophie blinzelte ungläubig. „Du kannst mir doch nicht einfach so was an den Kopf knallen, und dann erwarten …“
„Warum sollte ich nicht damit rechnen, dass du zustimmst?“, fiel er ihr ins Wort und sah sie herausfordernd an. „Hier in England gehst du putzen, damit du was zu essen hast. Dein Zuhause steht auf Rädern und ist so schäbig, dass du es mir nicht einmal zeigen willst. Ich biete dir sozusagen einen Freifahrtschein aus der Hölle.“
Sophie errötete und trat nervös von einem Bein aufs andere. „So einfach ist das nicht … Mein Leben hier ist alles andere als die Hölle …“
Eine kräftige Brise wehte über sie hinweg, und Antonio überlief ein Schauer. Er sah auf das graue Meer unter dem fahlen Himmel hinaus und blickte dann auf den noch langweiligeren Kiesstrand unter seinen Füßen. „Doch, nach meinem Dafürhalten ist es das.“
„Aber du bist reich und verwöhnt.“
„Möchtest du das nicht auch sein?“, fragte Antonio einschmeichelnd und legte einen Arm um Sophie, um sie behutsam in Richtung Campingplatz zurückzudirigieren.
„Ich kann es mir nicht vorstellen, reich zu sein. Aber verwöhnt werden würde ich schon gern“, sagte sie zögernd. „Machst du eigentlich Witze, oder ist das dein Ernst?“
„Wenn du eine Ehe mit bereits feststehendem Scheidungsdatum akzeptieren kannst und einen Ehemann, der in allem sein eigener Herr bleibt, dann ist es mein Ernst.“
Antonio heiraten? Sich seinen Wünschen unterordnen und über seine Untreue hinwegsehen? Ihr Gefühl sagte ihr, dass es falsch war, außerdem verstieß es ganz und gar gegen ihre Grundsätze. Doch dann erinnerte sie sich, dass Antonio ihr ja keine normale Ehe vorgeschlagen
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