Castillo der Versuchung
darüber verbergen, dass vor der Kirche ein Pulk von Paparazzi auf sie wartete. Aus der geheimen Zeremonie, die er geplant hatte, war nichts geworden. Seine Familie mied die Presse wie der Teufel das Weihwasser. Wer also hatte geplaudert? Einer seiner Angestellten? Jemand aus dem Hotel? Oder seine Braut?
Was um alles in der Welt trug sie da überhaupt? Eigentlich hatte er Sophie in einem viel zu romantischen Hochzeitskleid mit Schleier erwartet und sich in gewisser Weise sogar darauf gefreut. Warum, vermochte er nicht zu sagen. Aber stattdessen war sie in diesem unsäglich schrägen Fummel erschienen. Nun ja, vielleicht war das die Strafe dafür, dass er ihr damals bei ihrem gemeinsamen Abendessen keine vernünftige Antwort auf ihre Frage gegeben hatte.
„Genau da stehen bleiben!“, befahl jetzt Norah Moore, die ein Foto machen wollte, als sich Braut und Bräutigam vom Altar abwandten.
Antonio sah Sophie in die leicht verschleierten grünen Augen. Ihr Lippenstift hatte den gleichen Ton wie ihr Hütchen, aber erstaunlicherweise stand ihr diese Farbe ausgezeichnet.
„Tut mir leid“, flüsterte sie ihm ins Ohr. Dabei umfasste sie seinen Oberarm und stellte sich auf die Zehenspitzen. „Tu einfach so, als wolltest du mich küssen … Das Foto ist fürs Familienalbum, das ich für Lydia zusammenstellen möchte.“
Antonio grub seine Finger in Sophies lange blonde Locken, nahm dann ihren Kopf zwischen beide Hände und küsste sie stürmisch. Erschrocken riss Sophie die Augen auf, und Antonio hätte am liebsten laut gelacht. Aber Sophie musste endlich lernen, dass er ein Rocha war und wie jeder männliche Nachkomme seines alten Adelsgeschlechts keine Befehle entgegennahm, sondern sie erteilte.
Sein verwegener Zungenkuss wurde immer intensiver, und Sophie überkam eine Hitzewelle, gefolgt von dem schier unerträglichen Bedürfnis nach mehr. Ganz benommen legte sie Antonio die Arme um den Nacken, und als er sich schließlich wieder von ihr löste, lehnte sie leicht wankend den Kopf an seine Schulter und rang nach Atem. In der Kirche herrschte absolute Stille. Doch in Sophies Ohren pochte noch immer das Blut.
Norah starrte sie halb ungläubig, halb schockiert an, und Sophie errötete erschrocken über das zügellose Verhalten. Antonio focht das nicht an, und er stellte Sophie kurz seinem Anwalt vor, der bereits im Gehen begriffen war.
Am Eingang der Kirche wartete der bestellte Fotograf. Antonio forderte ihn zunächst auf, sich auszuweisen, und sagte dann: „Tut mir leid, aber mit den ganzen Journalisten da draußen wird es keine Aufnahmen geben. Natürlich hat das keine Auswirkung auf Ihr Honorar.“
„Aber du kannst doch die Fotos nicht einfach absagen!“, rief Sophie, die inzwischen aus ihrer Trance erwacht war.
„Ich kann, und ich werde, meine Liebe“, raunte er ihr zu, während er mit leicht zusammengekniffenen Augen zu ihr hinuntersah. „Falls du für den Pressepulk da draußen verantwortlich bist, werde ich dir leider einen Strich durch die Rechnung machen. Wir nehmen den Hinterausgang.“
„Das sind Reporter?“, fragte Sophie verwundert. „Wie kommst du darauf, dass ich etwas mit ihnen zu tun haben könnte?“
„Darüber reden wir später“, erklärte Antonio in einem Ton, der einen heißen Lavastrom zum Erkalten gebracht hätte.
„Aber wir müssen doch Fotos machen, und du wirst dir doch durch die Journalisten nicht unseren Tag verderben lassen. Das wäre ja wie Erpressung.“
Am liebsten hätte Antonio geantwortet, dass er im Augenblick tatsächlich das Gefühl hatte, erpresst zu werden, aber nicht von den Journalisten. „Wir lassen uns im Hotel fotografieren.“
Für dieses Einlenken wurde er sofort belohnt. Sophie umarmte ihn freudestrahlend. „Danke, vielen Dank! Du wirst es nicht bereuen.“
Gleich darauf erklärte Norah Moore, dass sie nach Hause zurückkehren wollte. Als Sophie versuchte, sie umzustimmen, meinte Norah nur: „Ich spiele hier keinen Moment länger das fünfte Rad am Wagen. Du hättest mir schließlich sagen können, dass Antonio und du … ich meine, nun der Kuss war ja wohl deutlich genug.“
„Es ist nicht so, wie du denkst“, erklärte Sophie beschämt.
„Es ist genau so, wie es sein sollte. Und dass du jetzt verheiratet bist, ist auch gut für Matt. Seit Jahren läuft er dir nach wie ein Hündchen, aber jetzt weiß er wenigstens, woran er ist.“
In der Limousine, auf dem Weg zum Hotel, wandte sich Sophie an Antonio. „Wieso dachtest du, ich könnte
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