Castillo der Versuchung
aufzuklären. Antonio ließ aber eine derartige Beleidigung nicht auf sich und seiner Braut sitzen und trennte sich schließlich im Streit von der anderen Frau. Ihm war seine Selbstzufriedenheit deutlich anzusehen, offenbar fühlte er sich wie ein Heiliger, umgeben von besessenen Frauen.
Auf dem Flughafen ging Sophie mit Lydia in den Wickelraum, um ihre Windeln zu wechseln. Dabei hörte sie plötzlich, wie sie über Lautsprecher ausgerufen und gebeten wurde, sich am Informationsschalter zu melden. Während sie hastig ihre Nichte wieder anzog, überlegte sie, ob Antonio etwas zugestoßen sein könnte … Ein Herzanfall war bei gestressten Geschäftsmännern nichts Ungewöhnliches. Oder … hatte er es sich am Ende anders überlegt und ihr eine Nachricht hinterlassen, dass er sie nicht mit nach Spanien nehmen wollte?
Sophie rannte regelrecht zum Schalter. Gerade wollte sie sich ausweisen, als ihr ein etwas untersetzter junger Mann auffiel. „Matt …!“, rief sie ungläubig. „Was machst du denn hier?“
Matt Moore errötete und hielt ihr einen Blumenstrauß hin.
„Oh Matt …“, sagte Sophie, und Tränen der Rührung traten ihr in die Augen.
„Du kommst doch ab und zu mal wieder zu Besuch, oder?“, brachte er schließlich heraus, und dann, ohne jede Vorwarnung, nahm er sie linkisch in die Arme und gab ihr einen Kuss auf den Mund. Sophie stand ganz still da und ließ es geschehen. Sie war zu gerührt und überrascht, um zu reagieren, und außerdem hatte sie den Eindruck, dass sie es ihm schuldig wäre.
Fünf Meter entfernt blieb Antonio wie angewurzelt stehen, während er Zeuge der Szene wurde. Auch er hatte die Durchsage gehört und war erschrocken zum Informationsschalter geeilt. Jetzt, als er die leidenschaftliche Umarmung der beiden mitansehen musste, kam er sich doppelt betrogen vor. Sophie, seine Braut, seine Ehefrau, die Marquesa de Salazar küsste in der Öffentlichkeit und unter Tränen einen anderen Mann.
„Vielen Dank für die Blumen“, hörte Antonio sie jetzt sagen. „Wir sehen uns bestimmt irgendwann wieder, Matt“, fügte sie hinzu und widerstand der Versuchung, sich über die Lippen zu wischen. Was Antonio natürlich nicht wissen konnte.
Matt ging, und Sophie mühte sich mit dem Anschnallgurt von Lydias Tragekörbchen ab. Mit wenigen Schritten war Antonio bei ihnen.
„Wo kommst du denn her?“, fragte Sophie verwundert und warf der blonden Frau hinter dem Schalter, die Antonio fasziniert anstarrte, einen vernichtenden Blick zu.
„Ich habe die Durchsage gehört“, antwortete Antonio, der nur Augen für Sophies volle Lippen hatte. Wieder einmal war er erstaunt über das prompte Verlangen, das sie in ihm auslöste. „Jemand hat dich ausrufen lassen.“
„Oh … äh …, das war nur ein Freund, der sich von mir verabschieden wollte“, murmelte Sophie, die Schwierigkeiten mit Lydias Gurt hatte. Antonio half ihr schließlich, und sie konnten gehen.
Während sie in der VIP-Lounge warteten, begann Sophie, Lydia zu füttern.
„Hat das nicht Zeit, bis wir an Bord sind?“, fragte Antonio, als sei es der Gipfel des schlechten Geschmacks, einem Baby in aller Öffentlichkeit etwas zu essen zu geben.
Sophie schüttelte den Kopf und presste die weichen rosa Lippen zusammen, weil sie ihm sonst eine Szene gemacht hätte. Wenn Antonio sie nicht gerade ignorierte, dann beschuldigte er sie zu Unrecht oder kritisierte sie. Jetzt atmete sie tief durch und schluckte vergebens, während sie mit den Tränen kämpfte. Da war sie nun von Gott und der Welt verlassen, kurz davor, in ein fremdes Land zu reisen, und der einzige Mensch, den sie dort kannte, benahm sich ihr gegenüber wie ein arroganter, gefühlloser Mistkerl!
Wenig später begaben sie sich an Bord des Rocha-Privatjets, und Sophie war ganz beeindruckt von der luxuriösen Ausstattung. Die Flugbegleiterin zeigte ihr das Schlafabteil, in dem auch ein hängendes Babybettchen montiert worden war. Sophie legte ihre Nichte hinein und betrachtete das großzügige Bett für die erwachsenen Passagiere. Wie viele Frauen hatte Antonio wohl schon darin gehabt? Unwillkürlich biss sie sich auf die Lippen und schloss ihre Augen, um die Tränen zurückzuhalten – schon wieder. Dabei war sie geradezu schockiert, wie niedergeschlagen sie sich fühlte.
Währenddessen sinnierte Antonio bei einem Glas Brandy über die nicht vorhandenen Freuden des Ehelebens. Verheiratet zu sein war genauso schlimm, wie er es sich immer vorgestellt hatte. Erst ließ sich
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