Castillo der Versuchung
Gedanken?“
„Ich weiß noch genau, wie mir zumute war, als ich begriff, dass ich für die Erwachsenen, die sich um mich kümmerten, nur eine Last gewesen bin.“ Sophie stellte einen Trinkbecher auf Lydias Tischchen. „Also, was hältst du davon?“
Antonio war vor allem klar geworden, dass er doch nicht jeden Aspekt bedacht hatte. Natürlich wollte er auch nicht öffentlich verkünden, dass er nur eine Scheinehe einging. Für ihn zählten Äußerlichkeiten kaum, doch für einen Großteil seiner Familie waren sie alles. Folglich blieb ihm wohl nichts anderes übrig, als sich mit Sophies Bedingungen einverstanden zu erklären. „In Ordnung“, sagte er nun. „Aber ich möchte eine Hochzeit im kleinstmöglichen Rahmen. Mein Familienanwalt wird Trauzeuge sein. Hast du sonst noch irgendwelche Wünsche?“
„Nur noch einen …“ Verlegen biss sich Sophie auf die Unterlippe. „Du musst mir versprechen, Lydia ein guter Vater zu sein.“
„Unsere Abmachung betrifft nur dich und mich“, erklärte Antonio kühl. „Die Stellung, die meine Nichte bei mir einnimmt, hat nichts damit zu tun. Aber natürlich werde ich allen väterlichen Verpflichtungen nachkommen.“
Es herrschte angespanntes Schweigen zwischen den beiden, während der Hauptgang aufgetragen wurde. Lydia begann zu quengeln, und Antonio warf ihr einen vorwurfsvollen Blick zu, sodass Sophie sich fragte, ob er je imstande sein würde, sich in eine Vaterrolle einzufühlen.
„Meinerseits gäbe es da auch noch einige Bedingungen“, verkündete Antonio schließlich. „Bevor wir heiraten können, musst du einen Ehevertrag unterschreiben.“
Zu seinem Erstaunen lächelte Sophie. „So wie ein Hollywood-Star?“, fragte sie dann aufgeregt. „Bist du wirklich so reich? Wahnsinn!“
„In dem Vertrag werden finanzielle Regelungen getroffen …“
„Schon gut, schon gut … Müssen wir jetzt darüber reden?“ Sophie nahm Lydia, die kurz vor dem Einschlafen war, aus dem Hochstuhl zu sich auf den Schoß. Antonio bewunderte die Geschicklichkeit, mit der Sophie nur mit einer Hand weiteraß, während sie im anderen Arm das Baby hielt. Langsam fielen seiner Nichte die Augen zu, und Antonio musste zugeben, dass Sophie wirklich gut mit der Kleinen umgehen konnte. Auf seinem Arm hatte sie nur wie am Spieß geschrien.
Nachdem sie einen Augenblick lang geschwiegen hatte, sah Sophie ihn plötzlich über den Tisch hinweg verträumt an. „Was soll ich an unserem Hochzeitstag tragen?“, fragte sie dann leise.
„Ich möchte nicht unhöflich erscheinen, aber warum sollte mich das interessieren?“
Antonios Direktheit brachte Sophie jäh wieder auf den Boden der Tatsachen zurück, und sie errötete beschämt. Dann wurde ihr allerdings klar, dass sie Antonio keinen Vorwurf machen konnte. Er hatte schon recht, warum sollte es ihn interessieren, was sie bei ihrer Scheinheirat trug. „Okay“, sagte Sophie schließlich, „einmal abgesehen von dem, was wir schon besprochen haben. Welche Regeln wollen wir sonst noch für unseren Tauschhandel festhalten?“
„Gegenseitiger Respekt, Zusammenarbeit und …“ Antonio machte dem Angestellten ein Zeichen, und die Weingläser wurden noch einmal nachgefüllt, damit sie anstoßen konnten. „… und Dankbarkeit, meine Liebe.“
Sophie verstand sofort, was er damit meinte: Sie hatte ihn zu respektieren und stets zu versuchen, seine Wünsche zu erfüllen, und sie hatte ihm dankbar zu sein für diese vermeintliche Chance. Unwillkürlich presste sie die Lippen zusammen, senkte den Blick und küsste dann zärtlich Lydias Köpfchen.
Wenn Antonio ihr und der Kleinen ein gemütliches Zuhause und eine gesicherte Zukunft bot, verdiente er ihre Dankbarkeit.
5. KAPITEL
„Ganz schön bunt … und außergewöhnlich“. Ein wenig skeptisch betrachtete Norah Moore Sophies Kleid.
Es war Sophies Hochzeitstag, und sie war im Begriff, sich für die Trauung vorzubereiten. Da sie allerdings fürchtete, spöttische Bemerkungen von Antonio zu ernten, wenn sie sich wie eine echte Braut zurechtmachte, hatte sie sich ein recht ausgefallenes Kleid ausgesucht. Dass sie dafür überdies Antonios Konto nur wenig strapazieren musste, machte sie doppelt stolz.
Ihr gemeinsames Abendessen mit Antonio in seiner Hotelsuite lag inzwischen drei Wochen zurück. Seitdem hatte Sophie ihn nicht mehr gesehen, nur gelegentlich mit ihm telefoniert. Norah machte kein Geheimnis daraus, dass sie besorgt war, weil Sophie Antonio heiraten wollte.
„Bitte mach nicht
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