Castillo der Versuchung
telefonisch bei Doña Ernesta, wieso man ihn nicht informiert hatte, dass sich seine Frau allein in Madrid aufhielt.
„Braucht Sophie dafür etwa deine Erlaubnis?“, fragte seine Großmutter.
„Nein, aber ich habe gedacht, du seist bei ihr.“
„Nur die ersten beiden Tage. Madrid strengt mich zu sehr an, und Sophie schließt so schnell Freundschaften. Da ist sie einfach ein Naturtalent, und beim Kleiderkaufen braucht sie mich auch nicht. Sie hat ein großartiges Stilgefühl.“
Äußerst unzufrieden beendete Antonio das Telefonat und begann, den überschwänglich geschriebenen Artikel zu lesen. Dabei hoffte er, einen Hinweis auf den Ferrari-Fahrer zu erhalten und vielleicht auch eine Erklärung dafür, warum sich seine Frau in dessen Wagen befand.
„Exzellenz … könnte ich das Magazin vielleicht zurückbekommen, wenn Sie es zu Ende gelesen haben?“, fragte da sein Chauffeur entschuldigend. „Meine Frau hat ein Album über die Marquesa angelegt. Sie müssen sehr stolz auf sie sein. So eine schöne, lebhafte Frau.“
Sophie lächelte, als Reinas Bekannter Josias sie zu einem weiteren Tanz aufforderte. Sie zwang sich, dabei nicht auf die Uhr zu sehen. Egal, wie spät es sein mochte, inzwischen wäre Antonio mit Sicherheit gelandet. Sie war stolz darauf, dass sie ihm durch nichts gezeigt hatte, wie sehr sie sich nach ihm sehnte. Weder war sie zum Flughafen geeilt noch saß sie zu Hause und wartete sehnsüchtig auf seine Rückkehr, als wäre er ihr Herr und Meister.
Vom obersten Absatz der Treppe, die zur Tanzfläche hinunterführte, ließ Antonio den Blick über die Menge schweifen, um Sophie ausfindig zu machen. Als er sie entdeckte, zog er unwillkürlich die Brauen zusammen. Ihr Kleid gab ihre Arme, ihren Rücken und ihre wohlgeformten schlanken Beine frei. Der feine silberfarbene Stoff reflektierte im Lichterschein und ließ jede ihrer sanften Kurven erkennen, während sie sich im Rhythmus der Musik bewegte. Sie lachte beim Tanzen, und der junge Mann, der ihr zulächelte, war … Josias Marcaida, der Sohn von Antonios schärfstem Konkurrenten. Wäre Sophie von einem Hai umrundet worden, hätte es Antonio nicht stärker beunruhigen können. Beim Heruntereilen auf die Tanzfläche nahm er zwei Stufen auf einmal und bahnte sich dann einen direkten Weg durch die Menge auf die beiden zu.
Während Sophie im einen Moment noch die Musik genoss, erstarrte sie bereits im nächsten: Sie hatte Antonio erblickt. Seine stattliche Größe und seine aristokratische Haltung sorgten dafür, dass jeder auf ihn aufmerksam wurde. Doch als sie ihm ins Gesicht sah, vergaß sie ihre Umgebung vollkommen. Ein Blick in seine goldglänzenden Augen, und in ihrem Bauch schienen Schmetterlinge zu tanzen. Gleichzeitig stockte ihr der Atem, und ihr Puls begann zu rasen.
Antonio ergriff ihre Hand. „Verabschiede dich von Josias, querida “, sagte er heiser, als die ohrenbetäubende Musik leiser gestellt wurde, weil der DJ eine Ansage machen wollte.
Sophie hielt den Atem an: Antonio war gekommen, um sie abzuholen. Er hatte sie gesucht. Hätte er für sie den Mount Everest bezwungen, hätte es sie nicht mehr rühren können. Sie war außer sich vor Freude und konnte es kaum erwarten, alleine mit Antonio zu sein.
„Ich muss gehen …“, sagte sie wie in Trance in Richtung ihres Tanzpartners.
8. KAPITEL
Antonio legte seinen starken Arm um Sophies Taille und wollte sie zum Ausgang geleiten, doch dann fiel Sophie ein, dass sie den Nachtclub wohl kaum verlassen konnte, ohne sich von Reina zu verabschieden. Das sagte sie auch Antonio und verschwand.
„Entschuldige, Reina, aber ich muss gehen.“
„Ich weiß, ich habe Antonio ankommen sehen“, erwiderte die elegante Brünette trocken.
Zuerst lächelte Sophie erleichtert, aber dann fragte sie sich, ob sie bei Antonios Ankunft vielleicht etwas gelassener hätte reagieren sollen. Doch als sie in der Limousine saß und Antonio ihre Hand nahm, dachte sie nicht mehr daran, ihm die kalte Schulter zu zeigen. „Antonio …“, flüsterte sie stattdessen mit unsicherer Stimme, „küss mich!“
Normalerweise tauschte Antonio im Beisein seines Chauffeurs keine Zärtlichkeiten mit einer Frau aus. Doch nun sah er in Sophies schönes Gesicht, während sie mit inniger Hingabe seinen Blick erwiderte, und ihre verlockend sinnlichen Lippen erschienen ihm nur allzu verführerisch. Als sie dann auch noch die Arme um ihn schlang, sah Antonio sie schon halb nackt vor sich – hier auf den
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