Castillo der Versuchung
schwieg zunächst, machte sich aber große Vorwürfe, denn er wollte nicht, dass Sophie erführe, dass er von ihrer Unfruchtbarkeit wusste. „Mein Fehler …“, sagte er dann, „ich dachte, nun … dass du vielleicht dafür gesorgt hättest.“
„Nein“, meinte Sophie nur und schmiegte den Kopf wieder an seine Schulter. Und zum ersten Mal in ihrem Leben spielte sie mit dem Gedanken, vielleicht doch schwanger werden zu können. Als sie zwölf Jahre alt war, hatte ihr Vater ihr erzählt, dass die Ärzte der Meinung seien, sie könne nie Kinder bekommen.
„Gibt es denn nicht wenigstens eine kleine Chance?“, hatte sie damals gefragt.
„Ja, schon, aber keine große“, hatte ihr Vater geantwortet. „Mach dir deswegen bloß keine Sorgen! Kinder ruinieren einem nur das Leben. Ohne bist du besser dran.“
„Ich habe mir ein paar Wochen freigenommen“, sagte Antonio jetzt und hoffte, lässig zu klingen, damit Sophie von dem anderen Thema abkam. „Ich muss mehr Zeit mit dir und Lydia verbringen.“
Sophie seufzte zufrieden und strich ihm zärtlich über seinen muskulösen Oberkörper. „Ja, das glaube ich auch.“
Er drückte sie sanft in die Kissen zurück und beugte sich über sie, während er ihr tief in die Augen sah. Sophie war hingerissen von seinem Lächeln. Dieses umwerfende, charismatische Lächeln galt ihr allein und bedeutete, dass ihm im Augenblick nichts wichtiger war als sie. Für Sophie ging ein Traum in Erfüllung, und sie verdrängte alle Zweifel und Ängste und gestattete sich, den Traum auch zu leben.
9. KAPITEL
Sechs Wochen später saß Sophie im sonnendurchfluteten, bunten Kinderzimmer und beobachtete belustigt, wie Antonio Lydia mit todernster Miene das Krabbeln vormachte. Am liebsten hätte Sophie laut gelacht, aber es gelang ihr, sich zu beherrschen. Antonio, der stets sehr ehrgeizige Ziele verfolgte, hatte ein Buch über Kindesentwicklung gelesen und alle wichtigen Entwicklungsschritte verinnerlicht. Nun wollte er Lydia frühzeitig zum Krabbeln anspornen, damit sie ihren Altersgenossen voraus war.
„Du verschwendest deine Zeit“, sagte Sophie zärtlich. „Einige Babys krabbeln in dem Alter schon, aber Lydia ist dazu viel zu bequem.“
„Vielleicht braucht sie nur ein bisschen Ermutigung“, beharrte Antonio, während seine Nichte sich zunächst zwar darüber freute, ihn auf Händen und Füßen zu sehen, ihm dann aber lieber die Arme entgegenstreckte, um hochgenommen zu werden.
„Nein, Lydia ist nicht so aktiv. Das sieht man schon an den Gewohnheiten, die sie entwickelt hat. Belinda war genauso und genoss das süße Nichtstun. Morgens habe ich sie kaum aus dem Bett bekommen.“
„Aber vielleicht schlägt ihre Tochter eher nach meiner Familie …“
„Ich denke, wenn das so wäre, hätten wir das inzwischen gemerkt. Dann würde sie durch die Stäbe ihres Gitterbettchens Befehle brüllen, sich selbst einen Entwicklungsplan erstellen, und damit drohen auszuziehen, wenn wir sie nicht die Börsennachrichten gucken lassen.“
Antonio lächelte. „Ich brülle nicht“, sagte er dann und nahm Lydia auf den Arm.
„Na ja, du bist sehr höflich, aber trotzdem ziemlich resolut“, meinte Sophie, während Antonio seine Nichte mehrmals behutsam in die Luft warf und wieder auffing, sodass die Kleine vor Vergnügen jauchzte. „Versprich mir nur eins …“, fuhr Sophie fort, „dass du nicht enttäuscht bist, wenn Lydia später einmal nicht die Welt aus den Angeln hebt.“
Vorwurfsvoll sah Antonio sie an. „Natürlich nicht. Als ihre Eltern können wir nur hoffen, dass sie bei guter Gesundheit bleibt und eine glückliche Erwachsene wird. Alles was darüber hinausgeht, bleibt allein ihr überlassen.“
Insgeheim schalt sich Sophie, ihm unterstellt zu haben, er würde Lydia mit seinen Anforderungen unter Druck setzen. Schließlich sprach in den letzten Wochen alles dafür, dass Antonio auf dem besten Wege war, ein fantastischer Vater zu werden. Fürs Erste war Lydia auf jeden Fall ganz vernarrt in ihn. Ihr kleines Gesicht leuchtete, sobald er das Zimmer betrat. Anfänglich hatte Antonio vielleicht nur Zeit mit ihr verbracht, weil er wusste, dass es von ihm erwartet wurde. Aber Lydias begeisterte Reaktion sorgte rasch dafür, dass er ein echtes Interesse an ihr entwickelte und bald auch wahre Zuneigung für sie empfand.
Sophie selbst war inzwischen glücklich wie noch nie. Vor sechs Wochen hatte Antonio sie und Lydia für mehrere Wochen in die Karibik entführt. Sie wohnten in
Weitere Kostenlose Bücher