Castillo der Versuchung
des Ankleidezimmers und kam zu dem Schluss, dass sie ziemlich verrucht aussah. Wenn es einen Feueralarm gäbe, und sie gezwungen wäre, aus dem Fenster zu springen, würde sie einfach sagen, sie habe gerade ein Bad genommen und sei deshalb nur so spärlich bekleidet. Sie trug spitzenverbrämte nachtblaue Seidendessous, die mit kleinen Rosen und Perlen verziert waren. Ihrer Meinung nach der letzte Schrei in Sachen erotischer Wäsche. Aber womöglich machte sie sich damit lächerlich. Models in ähnlichem Aufzug hatten immer endlos lange Beine und blickten betont gelangweilt drein. Das übte sie jetzt erst einmal vor dem Spiegel, während sie versuchte, ihre schlimmste Befürchtung zu verdrängen, nämlich dass Antonio womöglich über sie lachen könnte.
Das bestellte Essen wurde auf einem Servierwagen gebracht, zusammen mit einem Sektkühler und einer Flasche Champagner. Sophie nahm alles im Negligé entgegen, schob den Servierwagen ins Schlafzimmer und begann, Duftkerzen anzuzünden. Antonio schenkte ihr Blumen und eine romantische Karte, und sie … sie schenkte ihm eine Wiederholung ihrer Hochzeitsnacht, mit einem Dinner auf dem Fußboden und Sex. Wie sich das anhörte! Nun ja, sie konnte ihm wohl schlecht sagen, dass sie ihn liebte, oder? „Lass uns fürs Erste doch einfach genießen, dass wir verheiratet sind“, waren seine Worte gewesen, und bei diesem Vorschlag spielten romantische oder gar tiefe Gefühle keine Rolle.
Nachdenklich zog sie das Negligé wieder aus und spielte dann nervös mit dem glitzernden Diamantanhänger in Form einer Blume, den Antonio ihr im Urlaub geschenkt hatte. Er hatte ihr auch eine exklusive Uhr und Diamantohrringe gekauft, und zweifellos würde sie zu ihrem Geburtstag etwas noch Kostbareres bekommen. Darüber hinaus machte er ihr und Lydia immer wieder kleine Geschenke. Er war sehr großzügig. Hätte sie ihm vielleicht doch etwas kaufen sollen? Nein, wenn sich ein Mann finanziell alles leisten konnte, musste sich seine Frau eben etwas Besonderes einfallen lassen, um ihn zu überraschen. Doch … was, wenn sie nun billig aussah oder ordinär?
Plötzlich wurde die Tür geöffnet, und Sophie rief hastig: „Antonio? Mach die Augen zu, bevor du hereinkommst!“
Aber er schloss seine Augen nicht. Er sah sie sofort, und seine Verärgerung wuchs genauso wie seine Erregung. Nur spärlich mit aufreizenden Seidendessous bekleidet, lag Sophie auf dem Bett: Schamlos, sexy und unglaublich verführerisch. Antonio konnte das in ihm aufsteigende Verlangen kaum unterdrücken.
Als Sophie den unterkühlten Ausdruck in seinen Augen bemerkte, errötete sie heftig, setzte sich mit einem Ruck auf und zog ihre Knie an die Brust. Sie kam sich unheimlich dumm vor und wäre am liebsten im Erdboden versunken. „Ich wollte mich gerade anziehen … und habe mich vorher kurz hingelegt.“ Das war die einzige Notlüge, die ihr einfiel, bevor sie so hastig vom Bett aufstand, dass sie stolperte.
„Hast du gewusst, dass Lydia nicht das Kind meines Bruders ist?“, erkundigte Antonio sich und war bemüht, seine Frage möglichst beiläufig klingen zu lassen.
Sophie blieb wie angewurzelt stehen und sah ihn mit großen Augen an. „Sag das noch mal!“
„Wenn du versuchen solltest, mich davon zu überzeugen, dass du mit dieser Frage nicht schon gerechnet hast, verschwendest du deine Zeit“, antwortete Antonio scharf. „Das musst du doch gewusst haben. Deine Schwester hat bei dir gewohnt, als sie schwanger war, und –“
„Moment mal“, fiel ihm Sophie da ins Wort. „Du kommst hier rein und behauptest aus heiterem Himmel, Lydia sei nicht Pablos Kind? Was soll das sein, ein schlechter Scherz?“
„Schön wär’s“, antwortete Antonio mit todernster Miene. „Um dich aus dieser Verlegenheit zu ziehen, musst du dir schon etwas Besseres einfallen lassen, als mit sexy Unterwäsche im Schlafzimmer herumzustolzieren!“
„In was für einer Verlegenheit bin ich denn, bitteschön?“, fragte Sophie so ruhig wie möglich und überhörte seinen spöttischen Kommentar. „Erklär mir lieber, wieso du mir plötzlich diesen Unfug an den Kopf wirfst. Weißt du überhaupt, wie beleidigend das ist?“
„Wie soll ich denn höflich formulieren, dass Belinda während ihrer Ehe mit einem anderen Mann geschlafen hat und dieser Kerl Lydias Vater ist?“
„Wage es nicht, den guten Ruf meiner armen Schwester mit diesen abscheulichen Lügen zu beschmutzen!“, schrie Sophie, die inzwischen so wütend war, dass sie
Weitere Kostenlose Bücher