Castillo der Versuchung
dass Belinda Pablo nicht treu gewesen war.
Gleich darauf erinnerte sie sich an Norah Moores Andeutung, dass Sophie Belinda vielleicht nicht richtig gekannt hatte. Ihre ältere Freundin hatte auch behauptet, Belinda habe ihr stets nach dem Mund geredet. Während Sophie jetzt darüber nachdachte, betrübte es sie sehr. Offensichtlich wusste Norah mehr über Belinda, als sie bisher hatte wahrhaben wollen, und Sophie beschloss, die Freundin zu treffen, um etwas Licht in die Angelegenheit zu bringen.
Doch Antonios Verärgerung blieb trotz allem eine schmerzliche Tatsache, und wenn er Recht hatte, floss in Lydias Adern tatsächlich das Blut eines Fremden. Dies hatte ihn bestimmt zusätzlich aufgeregt, weil ihm die Kleine inzwischen ans Herz gewachsen war.
Sophie umschlang ihre Knie noch fester. Antonio wusste jetzt, dass sie keine Kinder bekommen konnte – durch Norah. Am liebsten wäre sie ihm hinterhergerannt, um ihm zu sagen, dass sie vielleicht doch noch eine kleine Chance hatte, schwanger zu werden. Aber was würde das bringen? Wieder kamen ihr die Tränen, und sie atmete tief durch, in der Hoffnung, das Auf und Ab ihrer Gefühle auf diese Weise unter Kontrolle zu bringen.
Sie verstand sogar, weshalb Norah sich eingeschaltet hatte. Sie wollte ihr helfen, Lydia zu behalten. Norah hatte an Antonios Gewissen appelliert, damit er sie und das Kind in Ruhe ließe. Natürlich hatte Norah nicht im Traum daran gedacht, dass Antonio darauf mit einem Heiratsantrag reagieren würde. Deshalb war sie wegen der Hochzeit auch so besorgt gewesen. Norah hatte gewusst, dass Antonio sie nur aus Mitleid heiraten wollte.
Während Sophie versuchte, diese schmerzliche Wahrheit zu akzeptieren, liefen ihr die Tränen nur so über die Wangen. Aber kein Schluchzer kam über ihre Lippen. Sie wollte nicht, dass Antonio sie weinen hörte. Der Mann, den sie liebte, empfand höchstens Mitleid für sie. Ob es ihr nun gefiel oder nicht: Es war Norah gelungen, bei ihm genau die richtigen Saiten anzuschlagen. Antonio handelte oft aus Nächstenliebe. Seine moralischen Grundsätze gingen ihm über alles, und offenbar konnte er es nicht mit seinem Gewissen vereinbaren, ihr Lydia wegzunehmen, nachdem er wusste, dass sie keine eigenen Kinder bekommen könnte. Das war der einzige Grund, weshalb er ihr eine Heirat vorgeschlagen hatte … Mitleid. Sophie fühlte sich gedemütigt und ließ ihren Tränen jetzt freien Lauf.
Als sie zwei Stunden später das Badezimmer verließ, wartete Antonio zu ihrem Erstaunen immer noch auf sie. „Was willst du?“, fragte sie schroff, weil es so wehtat, ihn jetzt, da er ihr unerreichbar schien, zu sehen.
„Es tut mir leid, querida “, stieß er hervor, während Sophie einfach weiterging. „Als ich die Neuigkeiten über Lydia erfuhr, habe ich den Kopf verloren … Es war der Schock, aber das entschuldigt nicht, dass ich meine Verärgerung an dir ausgelassen habe.“
„Ja, und das wirst du auch nicht wieder tun“, rief ihm Sophie scheinbar ungerührt aus dem Ankleidezimmer zu.
„Nein, das werde ich nicht. Wir stellen uns dieser Herausforderung gemeinsam.“
Sophie rollte mit den Augen. „Nein, danke. Das ist keine Herausforderung, das ist das Ende einer Beziehung, die von vorneherein unmöglich war.“
Antonio erschien auf der Schwelle. „Was machst du denn da?“
„Ich packe ein paar Sachen zusammen.“
Wie angewurzelt blieb er stehen. „Du packst … wozu denn?“
„Ich fliege nach Hause.“
„Dein Zuhause ist hier“, sagte Antonio.
„Nein, das hier ist dein Zuhause. Ich will mit Norah sprechen und herausfinden, ob sie mehr über Belinda weiß als ich. Falls die Testergebnisse, die du erwähnt hast, tat sächlich stimmen, möchte ich herausfinden, wer Lydias Vater ist.“
„Ich begleite dich.“
Sophie presste die Lippen zusammen. „Nein, das geht dich alles nichts mehr an.“
Antonio atmete tief durch. „Bitte nimm meine Entschuldigung …“
„Die will ich nicht hören. Du hast mich geheiratet, weil du dachtest, Lydia sei das Kind deines Bruders. Das ist sie angeblich nicht, und dabei wollen wir es bewenden lassen.“
„Zwischen uns ist doch viel mehr“, warf Antonio ein. „Du bist böse auf mich, und dazu hast du allen Grund …“
„Gut, dann lass mich in Ruhe packen.“
„Es wäre unvernünftig, so spät noch irgendwohin zu reisen. Morgen stehen wir ganz früh auf und fliegen nach London.“
„Mit dir fliege ich nirgendwohin. Nach all dem, was du vorhin gesagt hast, gehen
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