Castillo der Versuchung
Lydia und ich dich ja wohl nichts mehr an.“
„Du bist meine Frau, und ich lasse nicht zu, dass unsere Ehe an dieser Sache zerbricht“, versicherte ihr Antonio hitzig.
Sophie lachte höhnisch. „Ehe? Was für eine Ehe? Wir hatten nie eine, wir hatten nur Spaß und ganz viel Sex. Aber das ist jetzt vorbei.“
Antonio wollte sie in die Arme schließen, aber Sophie wehrte sich so vehement, dass er aufgab. „Rühr mich nicht an!“, rief sie mit blitzenden Augen.
„Ich wünschte, ich könnte alles zurücknehmen, was ich vorhin gesagt habe“, erklärte Antonio betrübt. „Aber da du mir nie erzählt hast, dass du unfruchtbar bist, bin ich davon ausgegangen, Norah Moore hätte mir eine Lügengeschichte aufgetischt.“
Sophie wurde ganz blass, denn von dieser Seite hatte sie die Sache noch nicht betrachtet. Wohl oder übel musste sie zugeben, dass ihr Schweigen dazu beigetragen hatte, Antonio glauben zu machen, ihm sei ein Märchen erzählt worden. „Ich habe dir meine Unfruchtbarkeit verschwiegen, weil wir sowieso keine richtige Ehe geführt haben“, sagte sie jetzt entschuldigend.
„Was verstehst du denn unter einer richtigen Ehe?“
„Eine, in der der Mann nicht Dinge sagt wie: ‚Lass uns unsere Ehe fürs Erste genießen‘, als handelte es sich bloß um irgendeine Affäre!“
Antonio war betroffen. „Da hast du recht. Aber trotzdem finde ich, dass unsere Ehe genauso echt war wie jede andere. Wir hatten alles, was dazugehört …“
„Ja, das hatten wir. Wir haben eine schöne Zeit verlebt, aber bekanntlich soll man ja aufhören, wenn’s am schönsten ist!“ Sophie lächelte gequält, und Antonio atmete tief durch.
„Ich fliege mit dir nach England“, erklärte er dann.
„Es ist mir egal, was du tust. Hauptsache, du lässt Lydia und mich in Ruhe“, sagte Sophie entschieden.
„Lydia wird uns nicht begleiten.“
„Wie bitte?“, fragte Sophie ungläubig.
„Lydia bleibt hier im Castillo, bis wir zurückkommen.“
„Aber ich habe nicht vor zurückzukommen!“, rief Sophie. „Ich will sie mitnehmen!“
„Nein, ohne meine Zustimmung geht Lydia nirgendwohin“, antwortete Antonio, ohne zu zögern. „Du bist im Augenblick nicht in der Verfassung, um eine so weitreichende Entscheidung zu treffen.“
Sophie ballte die Hände zu Fäusten. „Was interessiert dich das überhaupt? Lydia hat doch nichts mit dir …“
Mit seinen dunklen Augen erwiderte er ihren vorwurfsvollen Blick. „Das ist nicht wahr. Natürlich bin ich verärgert, weil ich die Wahrheit erst jetzt erfahren habe. Aber trotzdem liegt mir Lydia immer noch genauso am Herzen wie zuvor.“
„Na, wie schön für dich. Du kannst uns zweimal im Jahr besuchen kommen. Und jetzt will ich nichts mehr von dir hören.“
„Lydia wird nicht mit nach England fliegen“, wiederholte Antonio ärgerlich und hielt Sophies Blick stand. „Vielleicht bist du ja morgen in der Verfassung, dich mit mir zu unterhalten.“
Ihre Lippen begannen zu beben, und sie wandte ihm den Rücken zu. „Für heute hast du sowieso schon genug gesagt.“
„Sophie …“ Er legte seine Hand auf ihre Schulter, doch Sophie bedeutete ihm, dass seine Berührung unerwünscht war. Als er daraufhin das Zimmer verließ, hätte sie am liebsten laut losgeschluchzt, um ihrem Kummer Luft zu machen. Sie wollte nicht, dass Antonio ging, aber dass er blieb, ertrug sie genauso wenig. Was sollte sie auch jemandem sagen, der ganz umsonst so ein großes Opfer erbracht hatte? Er wollte seine Freiheit nicht aufgeben, nicht heiraten, war aber davon ausgegangen, dass es seine Pflicht war, für Lydia zu sorgen. Dadurch, dass er in ihrer Hochzeitsnacht der Versuchung erlegen war, hatte sich eine Beziehung zwischen ihnen entwickelt, die er von sich aus niemals eingegangen wäre. Aber er hatte versucht, erst einmal das Beste daraus zu machen. So war er eben: immer darauf bedacht, das Richtige zu tun, egal, wie schmerzlich es sein mochte.
Sie liebte ihn sehr, aber sein Mitleid ertrug sie nicht. Außerdem fürchtete sie inzwischen, dass das Ergebnis des Vaterschaftstestes stimmen könnte. Dann hätte Belindas Letzter Wille sie in die Zwickmühle gebracht, und Lydia würde am meisten darunter leiden, wenn die Ehe mit Antonio aufgelöst wurde. Wenn Lydia tatsächlich nicht blutsverwandt mit ihm war, würde er sich bestimmt nicht weiter um sie kümmern, trotz seiner Beteuerungen.
Am folgenden Nachmittag landete Antonios Privatjet in London. Da sich Sophie während der Nacht vor Kummer
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