Castillo der Versuchung
und von oben herab zu sein!“, fiel Sophie ihm hitzig ins Wort. Das war alles zu viel für sie, und sie brauchte ein Ventil.
Antonio fluchte leise vor sich hin und begegnete ihrem verächtlichen Blick. „Sprich nicht in diesem Ton mit mir!“
„Warum nicht? Was willst du denn dagegen tun?“, fragte Sophie herausfordernd und wollte aus dem Zimmer stürzen.
Antonio hielt sie am Arm fest und stellte sich ihr in den Weg. „Das, was dir am meisten gefällt“, antwortete er dann und war ihr auf einmal ganz nahe.
Ihr Herz begann, wie wild zu schlagen, und sie atmete stoßweise. Mit großen Augen sah sie zu ihm auf und wünschte sich nichts mehr als eine Berührung von ihm. Sie sehnte sich mit jeder Faser ihres Körpers nach ihm.
„Nein …“, sagte Antonio lächelnd, „wenn du dich nicht in Ruhe mit mir unterhältst, gibt’s auch keinen Sex.“
Erstaunt sah sie ihn an, während ihr die Röte ins Gesicht stieg. Dann wurde sie blass: Nur durch einen Blick in ihre Augen hatte er begriffen, dass sie ihn begehrte. Was wusste er noch? Dass sie ihn liebte? Rasch schlug sie die Lider nieder, entwand sich seinem Griff und stolzierte davon.
„Jetzt rede doch mit mir!“, rief Antonio und lief hinter ihr her. Er sprach so laut, dass Sophie erschrocken stehen blieb. „Aber selbst wenn du nicht mit mir reden willst, kannst du mir zumindest zuhören“, sagte er dann, beugte sich zu ihr hinunter und hob sie hoch.
„Das macht man doch nicht!“, schimpfte Sophie. „Du kannst doch nicht einfach jemanden wegtragen, während du dich mit ihm streitest!“
Antonio blickte sie an. Sophie war tatsächlich wütend. „Warum nicht?“, fragte er dann.
„Weil es respektlos ist, deshalb!“
Mit der Schulter stieß Antonio die Tür zum Schlafzimmer auf und hielt kurz inne, um sie mit einem Tritt wieder hinter sich zu schließen. Dann ging er zum Bett und setzte Sophie auf die Kante.
„Du willst reden?“, fragte Sophie. „Okay … das kannst du haben. Wir können stundenlang reden, aber das wird nichts ändern.“
„Vielleicht sollte ich dich mal mit ins Büro nehmen, wenn es um wichtige Tarifabschlüsse geht.“
„Ich glaube nicht, dass das eine Angelegenheit ist, über die man scherzen sollte.“ Plötzlich war es Sophie unmöglich, auch weiterhin so zu tun, als stünde ihre Entscheidung fest. „Du weißt doch, dass wir nur geheiratet haben, weil du dachtest, Lydia sei deine Nichte.“
„Nein, das weiß ich nicht“, antwortete Antonio neckend.
Sehr ernst und sehr blass sah Sophie ihn an. „Das ist nicht der richtige Zeitpunkt, um Wortklaubereien zu betreiben. Du hast gedacht, du müsstest Lydia einen Vater ersetzen, und ich tat dir leid, weil Norah gesagt hat, ich … ich könnte keine Kinder bekommen.“
Antonio, der vor ihr stehen geblieben war, schien aus seiner Trance zu erwachen und setzte sich neben Sophie auf die Bettkante. „Dass du keine Kinder bekommen kannst, ist nicht von Bedeutung, mi amada .“
„Natürlich ist es das!“, flüsterte Sophie und wunderte sich, dass sie mit dem Kloß, den sie im Hals verspürte, überhaupt ein Wort herausbrachte. Sie verschränkte die Finger, um ihr Zittern vor Antonio zu verbergen.
„Es ist schade, dass du keine Kinder bekommen kannst“, erklärte Antonio leise. Dabei löste er mit sanftem Druck ihre Hände und nahm sie in seine. „Aber du hast die Leukämie überstanden und dafür einen Preis bezahlt. Ich bin sehr froh, dass du heute noch lebst und gesund bist.“
„Warum?“, fragte Sophie und blickte ins Leere, denn dahin schien für sie auch dieser Dialog zu führen.
Doch Antonio suchte ihren Blick. „Ich kann ohne eigene Kinder leben, aber ich glaube nicht, dass ich ohne dich leben könnte.“
Einen Herzschlag lang war Sophie wie erstarrt, denn sie glaubte nicht, dass er tatsächlich so empfand. Langsam atmete sie ein und wieder aus. „Das meinst du doch nicht ernst“, hauchte sie dann. „Ich meine … das ist doch nur Mitleid, was du für mich empfindest.“
„Nein, du tust mir nicht leid. So ungewöhnlich ist es nun auch wieder nicht, unfruchtbar zu sein. Außerdem gibt es verschiedene Möglichkeiten, damit umzugehen, zum Beispiel kann man Kinder adoptieren. So oder so ist es nicht das Ende der Welt. Wie ich sehe, nimmt es dich immer noch sehr mit, aber mit der Zeit wirst du lernen, es mit anderen Augen zu sehen“, meinte Antonio freundlich.
„Aber wie denn?“, fragte Sophie, die immer noch nicht begriffen hatte, was er ihr eigentlich
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