Castillo der Versuchung
sagen wollte.
„Menschen können mit viel schlimmeren Dingen zurechtkommen. Wenn es umgekehrt wäre, und ich keine Kinder zeugen könnte, würdest du dich dann von mir abwenden?“
„Nein!“, protestierte Sophie sofort, fügte dann aber errötend hinzu: „Aber das ist auch etwas anderes.“
„Inwiefern?“
„Ich habe keinen Titel zu vererben.“
„Adelstitel sind heutzutage nicht mehr von großem Nutzen“, meinte Antonio gelassen.
Sophie schluckte. „Es besteht eine winzige Chance, dass ich vielleicht doch ein Kind bekommen kann. Die Ärzte wussten nicht genau, wie groß die Nebenwirkungen der Leukämiebehandlung waren … Aber ich will nicht, dass du dir allzu große Hoffnungen machst.“
„Das tue ich nicht. Ich schlage vor, wir vergessen einfach, dass es vielleicht möglich wäre. Jeder von uns hat nur ein Leben, und wir sollten das Beste daraus machen. Mit dir zusammen habe ich ein ungeahntes Glück gefunden, und ich weigere mich, es einfach aufzugeben“, sagte er und sah sie ernst an.
Daraufhin herrschte eine Weile Schweigen, während Sophie versuchte, einen Haken an diesem umfassenden Geständnis zu entdecken. Sie wagte nicht zu glauben, dass Antonio es tatsächlich so meinte und dass sie vielleicht doch noch gemeinsam glücklich werden könnten. „Du willst dich also gar nicht … ich meine … soll das heißen, dass du mit mir verheiratet bleiben willst, obwohl ich keine Kinder bekommen kann?“, flüsterte Sophie dann kaum hörbar.
„ Sí, enamorada “, bestätigte Antonio.
Mit großen Augen sah sie ihn an. „Mache ich dich wirklich so glücklich?“
„Ja, das tust du …“
„Dann glaubst du also nicht, dass es eine gute Idee wäre, sich scheiden zu lassen?“
„Das würde mir im Traum nicht einfallen“, rief Antonio, sprang auf und zog sie mit sich hoch. „Ich könnte dich nicht gehen lassen … niemals.“
Sophies grüne Augen strahlten, und ihr Gesicht leuchtete. „Ernsthaft?“
„Ganz ernsthaft.“ Er schloss sie fest in seine starken Arme. „Es ist unglaublich. Ich hätte nie geahnt, dass ich so empfinden würde, aber ich habe mich damals beim Notar Hals über Kopf in dich verliebt. Schon in Spanien war ich kurz davor, und als ich dich wiedersah, konnte ich nicht mehr klar denken. Es hat mir sogar gefallen, mich mit dir zu streiten. Ist das nicht verrückt? Nichts lief nach Plan. Lydia hat mir einen Vorwand gegeben, mit dir zusammen zu sein, und die Gelegenheit habe ich ergriffen.“
„Unser Hochzeitstag war furchtbar.“
„Ja, ich wollte, dass du ein langes weißes Kleid trägst“, gestand Antonio und lächelte entschuldigend. „Als du mit diesem Blumending angekommen bist, habe ich gedacht, du willst dich über mich lustig machen.“
„Oje, wenn ich das nur gewusst hätte. Ich dachte, du würdest sauer, wenn ich mich wie eine richtige Braut anziehe!“, klagte Sophie.
„Das ist doch nicht deine Schuld. Ich wusste erst, was ich wollte, als es zu spät war. Ich habe nichts dazu beigetragen, um den Tag gebührend für dich zu gestalten.“ Das Bedauern in Antonios dunklen Augen ging ihr zu Herzen, und Sophie beeilte sich zu sagen: „Aber die Hochzeitsnacht war großartig.“
„Ja, bis auf das Ende. Ich habe vorher nicht einmal gewusst, was ich für dich empfand. Und als du dann behauptet hast, du hättest mich nur benutzt, ist mir jeglicher Spaß vergangen. Ich war verärgert und verletzt“, gestand er zerknirscht.
Als Zeichen ihrer Entschuldigung erwiderte Sophie seine Umarmung. „Ich war viel zu sehr damit beschäftigt, mein Gesicht zu wahren“, erklärte sie dann. „Dabei habe ich mir gar keine Gedanken gemacht, was du wohl empfinden mochtest. Wenn ich mich unsicher fühle, neige ich dazu, in die Offensive zu gehen.“
Zärtlich strich ihr Antonio über die Wange, ehe er fortfuhr: „Als ich diese Geschäftsreise unternahm, um ein wenig Abstand von dir zu gewinnen, habe ich mich furchtbar gefühlt. Ich begriff erst, was mit mir los war, als ich dich wiedersah.“ Antonio umfasste behutsam ihr Kinn und hob es an, damit er in ihren Augen lesen konnte. „Mir ist dann klar geworden, dass ich noch einiges zu tun haben werde, wenn ich dich glücklich machen will.“
„Aber es ist dir gelungen …“ Sie konnte nicht weitersprechen, denn die Gefühle drohten sie zu übermannen. „Weißt du“, meinte sie schließlich, „ich habe auch schon von Anfang an etwas für dich empfunden, aber bis zum Schluss alles getan, damit du es nicht
Weitere Kostenlose Bücher