Castillo der Versuchung
wechselt wie ihre Unterwäsche, kann sie mir gestohlen bleiben. Bei mir hast du deine Chancen verspielt.“
Sophie wollte ihm eine Ohrfeige verpassen, aber dazu war sie nicht groß genug. Außerdem reagierte Antonio schneller als sie und wich ihr aus, sodass ihre Hand nur seine Schulter streifte. Dass sie ihn nicht einmal treffen konnte, machte sie nur noch wütender. „Das ist wirklich unerhört!“, fauchte sie ihn an, wobei sie ihren Kopf in den Nacken legen musste, um ihm ins Gesicht blicken zu können. „Glaubst du wirklich, es macht mir etwas aus, dass ich nichts mit dir hatte?“
„Da du nach fast drei Jahren deshalb noch auf mich losgehst, würde ich diese Frage mit Ja beantworten, meine Liebe“, sagte Antonio mit seiner tiefen Stimme. Darüber, dass ihn das Ganze derart amüsierte, wunderte er sich nur am Rande.
„Ich will nichts mehr mit dir zu tun haben!“ Erschrocken über ihr eigenes Verhalten und zutiefst verletzt, weil Antonio sich über sie lustig machte, eilte Sophie zur Tür.
„Vielleicht könntest du dich nur einmal beherrschen und an Lydia denken, deren Zukunft hier zur Debatte steht“, rief Antonio ihr nach.
Seine Worte trafen Sophie mitten ins Herz, und sie erstarrte in ihrer Bewegung. Steif wandte sie sich um und ging zu ihrem Stuhl zurück, ohne Antonio jedoch eines Blickes zu würdigen.
„Danke“, sagte Antonio leise.
Sophies Fingernägel gruben sich in ihre Handflächen. In ihrem ganzen Leben hatte sie noch niemals jemanden so gehasst, wie sie in diesem Augenblick Antonio hasste. Es hatte ihr auch noch nie jemand das Gefühl gegeben, so dumm und selbstsüchtig zu sein.
Antonio bat den Notar wieder herein, und Sophie schwieg aus Angst, sich erneut zu blamieren. Dabei wollte sie eigentlich Fragen stellen. Aber das übernahm Antonio. Er bat den Notar um Erläuterungen, die Sophie ebenfalls dienten, auch wenn ihr nicht gefiel, was dabei herauskam.
Alle Entscheidungen bezüglich Lydia mussten in beiderseitigem Einvernehmen der Vormünder getroffen werden. Sowohl sie als auch Antonio konnten die Verantwortung ablehnen oder dem anderen Rechte abtreten. Aber im Zweifelsfall war der Notar berechtigt, das Jugendamt einzuschalten, damit dieses darüber entschied, was am ehesten in Lydias Interesse stand. Eine angemessene soziale Sicherheit und finanzielle Absicherung mussten natürlich auch in Betracht gezogen werden.
„Und da ich arm bin und Antonio reich ist, kann ich ja wohl kaum die gleichen Rechte an meiner Nichte bekommen wie er, oder?“, fragte Sophie schließlich bestürzt und sprang auf, um das Büro zu verlassen.
„So würde ich das nicht sehen, Miss Cunningham“, sagte der Notar zwar, wandte sich dann aber Hilfe suchend an Antonio.
Antonio hatte sich nur Sekundenbruchteile nach Sophie ebenfalls von seinem Stuhl erhoben. „Es gibt keinen Grund, weshalb Miss Cunningham und ich nicht zu einer einvernehmlichen Lösung kommen sollten“, erklärte er dann betont lässig, wie man es nur sein konnte, wenn man wusste, dass man seinem Gegner haushoch überlegen war. „Ich würde Lydia heute Abend gern sehen. Sagen wir um sieben? Ich komme bei dir vorbei. Passt dir das?“
„Ich habe ja wohl keine andere Wahl!“, antwortete Sophie verbittert.
Nachdem nun alles zu Antonios Zufriedenheit verlaufen war, begleitete er sie hinaus in den schmalen Flur. „Es muss nicht so zwischen uns weitergehen“, erklärte er dabei heiser.
„Wie soll es denn dann weitergehen?“, hörte sich Sophie unwillkürlich fragen.
Er stand so nah bei ihr, dass sie ihn hätte berühren können. Allein der Klang seiner tiefen, warmen Stimme war unglaublich sinnlich. Sie wagte es aufzusehen, aber das war ein Fehler. Antonios Anblick nahm ihr den Atem. Plötzlich kam es ihr so vor, als wäre die Zeit zurückgedreht worden, und sie befände sich wieder an der Stelle, an der sie vor fast drei Jahren schon einmal gewesen war. Während sie in seine wunderschönen dunklen Augen sah, begann sie zu zittern. Sein Blick hielt sie gefangen, und für einen verrückten, schier endlos erscheinenden Augenblick genoss sie Antonios Gegenwart in vollen Zügen. Fast schmerzte es sie, seinen schlanken und muskulösen Körper nicht berühren zu dürfen. Sie konnte seinen Atem hören und stellte sich vor, wie sich sein schöner Mund auf ihrem anfühlen würde. Nur die demütigende Erinnerung an seine Kommentare von vorhin brachte Sophie auf den Boden der Tatsachen zurück. Sie begann, sich für ihre eigene Schwäche zu
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