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Casting fuer die Liebe

Titel: Casting fuer die Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anna Ludwig
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grünen Briefumschlag, der auf dem Postkasten liegt.
    »Für Leonie« steht darauf.
    Die Schrift kenne ich. Es ist Isabels Sauklaue, bei der augenblicklich jeder Kalligraf erblinden würde.
    Schnell nehme ich den Brief und renne damit in mein Zimmer.
    Endlich ein Lebenszeichen! Vielleicht wird ja jetzt alles wieder gut!
    Ich will meine beste Freundin wieder! Das wird mir von Stunde zu Stunde klarer. Und wenn es sein muss, nehme ich sie auch mit Anhang!

    Ich lasse mich auf mein Bett fallen und reiße mit zittrigen Fingern das Kuvert auf.
    Aufgeregt lese ich, was Isabel geschrieben hat.
    Einmal, zweimal, dreimal.
    Dann lasse ich den Brief auf den Boden fallen und fange aus tiefstem Herzen an zu schluchzen.

    Nichts wird wieder gut. Isabel hat keine Lust mehr, mit mir befreundet zu sein. Sie schreibt, dass sie von mir enttäuscht ist. Dass sie mich total egoistisch findet. Ich solle mir mal vorstellen, wenn sie mir verbieten würde, in Philipp verliebt zu sein.
    Und was ich Luis vorwerfe, sei doch alles Schnee von gestern.
    Apropos gestern: Da hätte sie sich noch gerne mit mir versöhnt und auch schon einen ganz anderen Brief für mich in der Tasche gehabt. Aber nachdem ich ihr Friedensangebot in Mathe heute wieder ausgeschlagen habe, reiche es ihr jetzt.
    Zum Schluss schreibt sie noch, sie hätte mich nie hintergehen wollen. Bei ihrem Spaziergang im Park hätten Luis und sie sich das erste Mal geküsst. Und jemandem nachspionieren wäre ja übrigens auch nicht die feine Art.

    Nachspionieren?
    Immer wieder überlege ich, was Isabel damit meinen könnte.
    Dann fällt es mir ein.
    Na klar, die beiden müssen ja denken, ich wäre ihnen vorgestern in die Grünstetter Passage gefolgt und hätte sie vorsätzlich am Brunnen beobachtet.
    Wie peinlich für mich, dass sie das glauben!
    Mein Kopf fängt an zu brummen. Ich stecke ihn unters Kissen und will erst einmal von nichts mehr etwas hören, sehen oder lesen.

    Als ich wieder unter dem Kissen zum Vorschein komme, ist es fast fünf. Jetzt habe ich nicht einmal mehr Zeit, mir die Haare zu waschen.
    Ich überlege, ob ich überhaupt zum Schulbazar gehen soll. Es wird komisch sein, Isabel zu begegnen.
    Außerdem sehe ja aus wie die reinste Vogelscheuche!
    Wie soll sich Philipp so nur für mich interessieren?
    Andererseits, wenn ich zu Hause bleibe, wird er sich erst recht nicht in mich verlieben.
    Geringe Chancen sind immer noch besser als gar keine, sage ich mir.
    Seufzend erhebe ich mich von meinem Bett.
    Ich verstecke meine Haare unter meiner lila Ballonmütze und ziehe die Klamotten an, die ich gestern schon vorbereitet habe.

    Mama ist unten im Wohnzimmer. »Na, gehst du zum Schulbazar?«, fragt sie mich.
    Ich nicke. Dann fällt mir ein, dass ich ihr ja noch von der Zwei in Mathe erzählen muss.
    Mama ist ganz aus dem Häuschen. Sie freut sich, als hätte ich den Nobelpreis erhalten.
    »Ich habe schon gehört, dass Luis mit euch gelernt hat«, meint sie, als sie sich wieder ein bisschen beruhigt hat. »Das finde ich wirklich toll von ihm!«

    Dass Luis nur mit uns gelernt hat, weil er es auf Isabel abgesehen hatte, sage ich nicht. Und vom Casting erzähle ich heute auch noch nichts. Obwohl es ein guter Zeitpunktwäre. Aber irgendwie habe ich im Moment keine Kraft dafür.
    Denn den kläglichen Rest meiner Energie brauche ich für die Schulveranstaltung heute Abend, zu der ich mich jetzt endlich auf den Weg mache.

Gehäkelt und geküsst
    A ls ich an der Schule ankomme, ist der Bazar bereits in vollem Gange. Schüler, Lehrer, Besucher und Eltern drängen sich durch die weihnachtlich geschmückte Aula. Nur von
Room 16
ist noch keine Spur zu sehen. Das habe ich aber auch nicht anders erwartet. Das Konzert gibt es nämlich bestimmt erst nach der alljährlichen Weihnachtsrede unserer Direktorin. Und vorher werden die Jungs kaum auftauchen, sonst wäre ja die ganze Überraschung verdorben.

    Ich schlendere durch die Reihen mit den Ständen und sehe mir alles genau an. Ich weiß noch, wie ich letztes Jahr mit Isabel hier entlanggelaufen bin. Wir haben Punsch getrunken und uns über die gehäkelten Kannenwärmer von Frau Geiger lustig gemacht.
    Aber dieses Jahr ist alles anders. Nicht nur, dass ich nicht die geringste Ahnung habe, wo Isabel steckt. Erstaunt stelle ich fest, dass diesmal sogar ein paar wirklich gute Arbeiten angeboten werden.
    Am spannendsten ist der Stand der 10 a. Die Jungs und Mädels haben T-Shirts entworfen und selbst bedruckt. Als ich ein Longsleeve mit

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