Casting fuer die Liebe
16
sehen.«
»Wir sollen durchgedrehte Fans spielen?«, wiederholt Isabel ungläubig.
Die Frau nickt und lässt eine kleine Kaugummiblase zerplatzen. »Genau! Hysterische, durchgedrehte Fans«, bestätigt sie.
»Das sind sie doch auch«, zischt sie dann dem Kameramann zu.
Isabel guckt mich von der Seite an.
»Willst du das machen?«, fragt sie mich.
Ich zögere einen kurzen Moment. Dann schüttle ich entschieden den Kopf.
»Der Nächste bitte«, sagt Isabel grinsend und zieht mich hinter sich her zur Tür hinaus.
»Ich lach mich krumm und schief!«, meint Isabel prustend, als wir wieder draußen stehen. »Dafür haben wir uns die ganze Zeit über so verrückt gemacht?«
»Ist doch nicht zu fassen!« Ich schüttle den Kopf.
In diesem Moment fällt mein Blick auf Miri und Manu, die gar nicht weit von uns entfernt auf dem Gelände stehen.
»Das war doch einfach supertoll!«, gackert Miri. Manu tippelt aufgeregt um sie herum.
»Die nehmen uns, die nehmen uns!«, wiehert sie.
»Das glaube ich auch«, kichert Isabel.
»Manche sind sich auch für nichts zu schade«, füge ich hinzu.
Dann machen wir uns stolz erhobenen Hauptes auf den Weg zur S-Bahn .
Wir sind noch nicht weit gekommen, als wir plötzlich eine Stimme hinter uns rufen hören: »Hey, Isabel! Leonie!«
Überrascht drehe ich mich um.
Ob wir etwas vergessen haben?
Oder vielleicht hat ja auch der Kameramann unser ungeheures Potenzial entdeckt und will uns nicht gehen lassen?!
»Ihr seid uns ja zwei!«, hören wir die Stimme jetzt schimpfen.
Nun sehen wir auch, woher sie kommt.
Auf der Treppe vor dem Haupteingang sitzen zwei Jungs –um sie herum jede Menge Zeitschriften, zerknülltes Schokoladenpapier und leere Colaflaschen.
Ich traue meinen Augen kaum!
Der eine hat Igelstacheln auf dem Kopf, der andere blonde Wuschelhaare.
»Da fahren wir extra mit dem Zug nach München, warten hier eine halbe Ewigkeit in der Kälte und dann macht ihr euch einfach so aus dem Staub?« Luis schüttelt mit gespielter Empörung den Kopf, während die beiden auf uns zukommen.
»Ich werd verrückt! Was machen die denn hier?«, flüstere ich Isabel zu.
»Irgendwer musste ihnen doch von deinem Liebeskummer erzählen«, meint Isabel und lächelt geheimnisvoll.
Jetzt könnte ich wirklich loskreischen vor Freude! Laut und hysterisch loskreischen!
»Uns hier einfach sitzen zu lassen, das ist aber nicht die feine Art von zwei angehenden Backgroundtänzerinnen!«, grinst David, als er mit Luis direkt vor uns steht.
»Ich werde Archäologin«, sage ich leise und gucke David dabei ganz tief in die Augen.
Informationen zum Buch
»Hey, Leonie, lies mal: ›Für unseren neuen Videoclip suchen wir Mädchen zwischen zwölf und sechzehn Jahren.‹« »Die meinen uns«, flüstere ich.
Casting für Room 16, die beste Band aller Zeiten! Klar, dass Isabel und Leonie mit von der Partie sind. Noch dazu, wo die Karriere ihrer Lieblingsband an ihrer Schule begann. Sie also praktisch befreundet sind. Auch wenn die Jungs davon noch nichts wissen…
Informationen zur Autorin
Anna Ludwig
hat sich schon immer gern Geschichten ausgedacht und ihre Einfälle bisher als Werbetexterin in zahlreichen Funk- und Fernsehspots verarbeitet: für Hüftjeans und Hundefutter, Eierkocher und Urlaubsreisen. Wenn sie nicht über einer neuen Idee brütet, baut sie mit ihren beiden Kindern Legotürme oder studiert an der Uni. Sie lebt mit ihrer Familie in der Nähe von München.
Yayo Kawamura
findet die Begegnung ihrer Eltern vor 50 Jahren bezeichnend für die Liebe: Ein japanischer Grafiker und eine deutsche Goldschmiedin begegnen sich auf einer Spaghettiparty in Island und haben sich scheinbar gründlich ineinander verliebt. Sie selbst ist etwas sesshafter: Zwischen Deutschland und Tokyo aufgewachsen arbeitet sie als freischaffende Illustratorin und Grafikerin. Mit Tochter, einem 100 0-Watt -Söhnchen und ihrem Mann hat sie sich inzwischen im bunten Berlin niedergelassen, wo sie viele Inspirationen für ihren Traumberuf findet.
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