Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Casting fuer die Liebe

Titel: Casting fuer die Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anna Ludwig
Vom Netzwerk:
Kopf. »Kannst du ja ein anderes Mal machen«, meint er nur.
    Weil die Fladenbrote so reichlich gefüllt und gar nicht leicht zu essen sind, stellen wir uns an den kleinen Bistrotisch vor dem Laden. Muss ja nicht sein, dass mein Mantel neben Glühweinflecken auch noch ein paar Sesamsoßenspritzer abbekommt.
    Während Felix selig neben uns schlummert, quatschen wir noch ein bisschen. Ich hätte gar nicht gedacht, dass David und ich uns so viel zu erzählen haben.

    Als Erstes frage ich David natürlich, wie er
Room 16
findet. Die Meinung eines angehenden Musikfachmanns interessiert mich selbstverständlich brennend.
    »Also«, fängt David an und atmet erst mal tief ein. Ich mache mich auf einen längeren Monolog gefasst.
    »Ich weiß ja, dass Isabel und du große
Room 16 -
Fans seid, und die Band ist ja auch super …«
    »Aber?«, frage ich mit einem leicht aggressiven Unterton in der Stimme. Kritik an meiner Lieblingsgruppe vertrage ich nämlich gar nicht. Da bin ich ein bisschen wie eine Löwenmutter, die ihr Kind verteidigen muss.
    »Aber vor ihrem Plattenvertrag fand ich sie besser«, stellt David fest.
    Was soll ich dazu sagen? Mir geht es ja ähnlich, auch wenn ich das ungern zugebe.
    Wir diskutieren ziemlich lange darüber, ob es richtig von
Room 16
war, sich von der Plattenfirma kaufen zu lassen, und kommen zu keinem klaren Ergebnis.
    Ich vertrete ja die Ansicht, dass sie sonst keine Vollzeitmusiker werden und sich ein Jahr schulfrei hätten nehmen können.
    »Bestimmt werden sie wieder rockiger, wenn sie erst mal ein bisschen Geld verdient haben«, verteidige ich Philipp & Co.
    »Das wird man sehen«, meint David trocken.

    Dann unterhalten wir uns über meinen neu entdeckten Berufswunsch. David beschreibt mir, wie die Siedlungen der Maya aufgebaut waren. Keine Ahnung, woher er das weiß. Und schließlich kommen wir darauf, wie die Stadt der Zukunft aussehen müsste. Das macht richtig viel Spaß.
    »Sicher nicht wie Grünstett«, sage ich lachend. »Mit seinen fünf kleinen Läden …«
    Und in diesem Moment fällt es mir ein.
    Der Friseurbesuch.
    Ich werfe einen Blick auf die Uhr.
    Oh nein.
    Das darf doch nicht wahr sein!
    Es ist Viertel nach drei! Eigentlich sollte ich in diesem Moment in einem der schicken neuen Ledersessel der
Cutting Brothers
Platz nehmen.
    Verdammt noch mal!
    »Ich muss los! Sofort!«, rufe ich, schnappe mir den Buggy und lasse den ziemlich verdatterten David einfach stehen.
    Den ganzen restlichen Weg lege ich rennend zurück. Als der Buggy einmal in einem Schneehaufen stecken bleibt, überschlägt er sich beinahe. Ich schaffe es gerade noch, ihn zu halten, aber Felix wacht dabei natürlich auf. Zum Glück hat er genug geschlafen und fängt nicht wieder zu schreien an.

    Prustend und schnaubend erreiche ich die Nordendstraße.
    Frau Weber wartet bereits auf mich.
    »Ich muss sofort weiter!«, rufe ich ihr atemlos entgegen. »Hab noch einen Termin!«
    Frau Weber nimmt den Buggy samt Felix entgegen und drückt mir die zwölf Euro in die Hand, die ich heute verdient habe.
    Ich schwinge mich auf mein Rad und düse weiter in die Innenstadt.

    Als ich bei den
Cutting Brothers
ankomme, ist es Viertel vor vier.
    »Tut mir leid«, sagt der junge Friseur, der für mich zuständig gewesen wäre. »Das ist zu spät. So werden wir nicht fertig, bis der nächste Kunde kommt.«
    Er hätte mir ebenso gut mit einem Holzhammer auf den Kopf hauen können. Niedergeschmetterter, als ich es bin, kann man sich nicht fühlen.
    Ich werfe meinem Spiegelbild, das mich mit strähnigen, ungewaschenen Haaren anguckt, einen bitterbösen Blick zu. Dann trete ich den Rückzug an.

    Das ist ja ordentlich schiefgelaufen.
    Wenn ich nur David nicht getroffen hätte!
    Niemals hätte ich mich so lange in ein Gespräch mit ihm verwickeln lassen dürfen.
    Städte der Zukunft!
    Super.
    Und in der Gegenwart laufe ich herum wie ein Yeti. Verfilzt und langhaarig.

    Wütend setze mich wieder auf mein Rad und mache mich auf den Weg nach Hause. Zumindest waschen sollte ich mir die Haare noch. Und vielleicht mache ich mir auch noch einen Zopf oder so. Aber eine besonders aufwendige Frisur wird in der Kürze der Zeit nicht drin sein.

    Wenn Isabel jetzt wenigstens da wäre. Sie könnte mir im Handumdrehen eine tolle Hochsteckfrisur zaubern!
    Diesen Tag habe ich mir wirklich anders vorgestellt.
    Danke, David!

Die Hoffnung ist nicht immer grün
    E igentlich will ich zu Hause gleich unter die Dusche springen, aber dann sehe ich diesen

Weitere Kostenlose Bücher