Casting fuer die Liebe
wollte ich gerade zur Tür raus. Jetzt bleibe ich mit offenem Mund stehen.
»Wie? Er kann nicht mit?«, fragt Isabel, die beinahe genauso erschrocken zu sein scheint wie ich.
»Weiß auch nicht genau«, sagt Luis und setzt sich seine Mütze auf. »Er hat irgendetwas davon gesagt, dass seine Tante da ist oder so. Hab mich auch schon gewundert.«
Dann schlingt er sich seinen Schal um den Hals und sieht uns erwartungsvoll an: »Was ist? Zischen wir los?«
Lustlos stapfe ich hinter Luis und Isabel her über den Markt.
»Dann machen wir uns eben zu dritt einen schönen Nachmittag!«, hatte Isabel vorhin verkündet. Aber irgendwie klappt das nicht so richtig.
Isabel und Luis amüsieren sich zwar prächtig, aber meine Laune ist so ziemlich auf dem Tiefpunkt.
David ist bestimmt sauer auf mich. Und irgendwie gefällt mir das gar nicht. Ich möchte, dass er wieder so nett zu mir ist, wie er es gestern war!
Und nicht, dass er mir faule Ausreden auftischt.
Aber vermutlich habe ich es nicht anders verdient.
Als wir die Mandeln kaufen, beschließe ich, ein Tütchen für David mitzunehmen und es bei ihm zu Hause vor die Tür zu legen.
»Das ist eine gute Idee!«, sagen Luis und Isabel wie aus einem Mund.
Nach dem Weihnachtsmarkt setzen wir uns noch ein bisschen ins
Roma
, um unsere kalten Füße wieder aufzutauen.
»Was ist eigentlich mit dem Casting nächste Woche?«, fragt Isabel. »Machen wir da noch mit?«
Ich zucke mit den Schultern.
»Ich hätte gedacht, dass das Thema für dich durch ist«, sage ich. »Jetzt wo du Luis hast.«
Isabel schüttelt den Kopf.
»Das hat damit nichts zu tun! Es wäre doch trotzdem toll, in einem Videoclip mitzuspielen!«, meint sie. »Und
Room 16
sind und bleiben eine super Band!«
Luis muss natürlich auch seinen Senf dazugeben. Grinsend meint er: »Macht das nur. Wenn ihr im Fernsehen kommt, kann ich bei meinen Freunden mächtig mit euch angeben!«
Das ist zwar nicht das entscheidende Argument, aber nach einigem Hin und Her beschließen wir trotzdem, es nächsten Freitag in München zu versuchen.
»Das wird bestimmt spannend!«, meint Isabel.
»Klar!«, sage ich und nicke wie wild. Aber insgeheim beschäftigt mich etwas anderes viel mehr.
Auf dem Rückweg machen wir einen Abstecher zu Davids Haus und geben die Mandeln ab.
Ich will sie nur vor der Tür ablegen, aber Luis klingelt einfach.
Davids Mutter öffnet uns. Sie sieht nett aus. Blond und blauäugig. Ein bisschen wie David.
»Oh, David ist leider nicht da! Ich glaube, er ist bei Ben«, erklärt sie bedauernd. »Aber ich lege die Mandeln einfach für ihn in den Ofen, dann sind sie wieder warm, wenn er nach Hause kommt.«
Wir bedanken uns und machen uns auf den Heimweg.
Von wegen Tante zu Besuch!
Aber ich bin David nicht böse.
Ich verstehe, dass er sich so verhält.
Ein Kummer geht, ein Kummer kommt
A m Sonntag unternehmen wir einen kleinen Familienausflug. Wir fahren mit meinen Eltern in die Berge zum Schlittenfahren. Isabel kommt auch mit und Luis ruft bei David an.
»Komisch, er kann schon wieder nicht«, erzählt er später.
Davids Absage gibt mir einen Stich ins Herz. Aber im Gegensatz zu Luis wundere ich mich nicht darüber.
Der Ausflug ist richtig schön. Wir fahren eine ewig lange Abfahrt mit den Schlitten hinunter, überholen uns gegenseitig und bewerfen uns mit Schneebällen. Sogar mein Papa macht begeistert mit.
Danach gehen wir in eine kleine, urige Hütte, Punsch trinken und Schnitzel essen.
Ich nütze die gelöste Stimmung und frage meine Eltern endlich nach dem Casting.
»Paula will uns hinbringen!«, unterstützt mich Isabel.
Aber meine Eltern sind sowieso einverstanden.
»Das ist bestimmt eine interessante Erfahrung für euch«, meint mein Papa, der die Dinge immer sehr rational angeht.Ich weiß, ich sollte mich freuen und glücklich sein.
Aber als wir am Abend im Auto auf dem Heimweg sind – Luis hat den Arm um Isabel gelegt, die in der Mitte zwischen uns sitzt –, breitet sich eine tiefe Traurigkeit in mir aus.
Ich blicke in die verschneite Winterlandschaft, die am Fenster vorüberzieht, und denke an David.
Warum ist mir eigentlich nicht schon früher aufgefallen, wie süß er ist?
Mein Zustand bessert sich auch in den nächsten Tagen nicht.
In der Schule ist so kurz vor Weihnachten nicht mehr viel los. Sogar der Giftzwerg entspannt sich und schlägt völlig überraschend vor, eine DVD anzugucken.
Die Wahl der Klasse fällt auf ›Tatsächlich … Liebe!‹.
Während
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