Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Castle 1 - Castle, R: Castle 1

Castle 1 - Castle, R: Castle 1

Titel: Castle 1 - Castle, R: Castle 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Castle
Vom Netzwerk:
sie.
Konzentrier dich und lausche jedem Quadratzentimeter der Nacht
.
    Vielleicht war es ein Nachbar. Wie oft hatte sie schon Leute beim Sex gehört? Ständig erklang von irgendwo ein Husten oder das Klappern von Geschirr. Solche Geräusche wurden vom Wind durch die offenen Fenster zu ihr hereingetragen.
    Die Fenster. Sie waren alle offen.
    Obwohl erst wenige Sekunden ihrer Minute vergangen waren, hob sie einen nackten Fuß vom Läufer und trat einen Schritt näher an die Küche heran. Sie lauschte.
    Nichts.
    Nikki wagte einen weiteren vorsichtigen Schritt. Mitten in der Bewegung setzte ihr Herz einen Schlag aus. Ein Schatten huschte über den schmalen Streifen des Küchenfußbodens, den sie von ihrer Position aus sehen konnte. Sie zögerte nicht und blieb auch nicht mehr stehen, um noch einmal zu lauschen. Sie sprang los.
    Sie rannte an der Küche vorbei ins Wohnzimmer. Nikki schlug auf den Lichtschalter, knipste die Lampe aus und eilte zu ihrem Schreibtisch. Mit einer Hand griff sie in die große toskanische Schale, die dort in der hinteren Ecke stand. Sie war leer.
    „Suchst du das hier?“ Pochenko füllte den Türrahmen aus und hielt ihre Privatwaffe hoch. Das helle Küchenlicht hinter ihm ließ ihn wie einen riesigen Schatten wirken, aber sie konnte erkennen, dass die Sig Sauer immer noch in ihrem Holster steckte, als ob der arrogante Mistkerl sie nicht brauchen würde, zumindest noch nicht.
    Nikki stellte sich den Tatsachen und tat, was sie immer tat: Sie schob ihre Angst beiseite und dachte praktisch. Schnell ging sie im Kopf eine Checkliste ihrer Optionen durch. Option eins: schreien. Die Fenster waren offen, aber er würde daraufhin vielleicht anfangen zu schießen, wozu er – zumindest momentan – nicht zu neigen schien. Option zwei: eine Waffe auftreiben. Ihre Ersatzwaffe war in ihrer Handtasche in der Küche oder im Schlafzimmer, sie war sich nicht sicher. In jedem Fall musste sie irgendwie an ihm vorbeikommen. Option drei: Zeit schinden. Sie musste eine Waffe improvisieren, um zu entkommen oder ihn zu überwältigen. Wenn sie es mit einer Geiselnahmesituation zu tun gehabt hätte, würde sie es mit Konversation versuchen. Kontakt herstellen, vermenschlichen, Zeit schinden.
    „Wie haben Sie mich gefunden?“
Gut
, dachte sie, denn sie fand nicht, dass sie ängstlich klang.
    „Was denn, glaubst du etwa, du und deine Polizistenfreunde wären die Einzigen, die wissen, wie man jemanden unauffällig verfolgt?“
    Nikki trat einen kleinen Schritt zurück, um ihn in den Raum hinein und vom Flur weg zu locken. Im Kopf ging sie der Reihe nach die Orte durch, an denen sie gewesen war, seit sie das Revier verlassen hatte – das Soho House, Rooks Pokerrunde –, und als ihr klar wurde, dass dieser Mann sie die ganze Zeit über beobachtet haben musste, lief es ihr eiskalt den Rücken herunter.
    „Es ist nicht schwer, jemandem zu folgen, der nicht weiß, dass er beschattet wird. Das solltest du wissen.“
    „Und woher wissen
Sie
das?“ Sie trat einen weiteren Schritt zurück. Dieses Mal machte er gleichzeitig einen Schritt nach vorn. „Haben Sie in Russland etwa als Cop gearbeitet?“
    Pochenko lachte. „So was in der Art. Aber nicht für die Polizei. Hey, bleib wo du bist.“ Er nahm die Sig aus dem Holster und warf ihn wie Abfall beiseite. „Ich will dich nicht erschießen müssen.“ Dann fügte er hinzu: „Nicht bevor ich mit dir fertig bin.“
    Das ändert die Spielregeln
, dachte sie und bereitete sich auf die schlimmste Option vor. Nikki kannte den Griff, um einen Gegner zu entwaffnen. Sie hatte ihn schon unzählige Male ausgeführt. Doch das war immer in einer Trainingshalle mit einem Ausbilder oder einem anderen Polizisten als Übungspartner gewesen. Dennoch hielt sich Heat für eine Athletin. Sie war stets im Training und hatte diese spezielle Übung erst vor zwei Wochen zum letzten Mal angewandt. Während sie die einzelnen Schritte im Kopf durchging, redete sie weiter. „Sie haben ja ganz schön Nerven, hier ohne Ihre eigene Waffe aufzutauchen.“
    „Die werde ich nicht brauchen. Heute hast du mich reingelegt. Doch das wird dir kein zweites Mal gelingen.“
    Er streckte eine Hand nach dem Lichtschalter aus, und dieses Mal machte sie einen Schritt auf ihn zu. Als das Licht anging, sah er sie an und sagte: „Das gefällt Daddy.“ Er musterte ihren ganzen Körper und ließ sich dabei absichtlich Zeit. Ironischerweise hatte sich Nikki an diesem Nachmittag im Vernehmungsraum angesichts seiner

Weitere Kostenlose Bücher