Castle 1 - Castle, R: Castle 1
denn sie war clever. Außerdem war sie erleichtert, dass er mit diesen vorpubertären Anspielungen aufgehört hatte.
„Das überprüfen wir noch“, sagte Francis. „Wir werden mehr wissen, sobald sich die Bewohnerin, Mrs. Starr, die Sache angesehen hat, aber bisher scheinen nur die Kunstwerke entwendet worden zu sein.“
Dann tat Ochoa das, was sie alle die ganze Zeit über taten: Er starrte auf die nackten Wände. „Mann, wie viel sollte diese Sammlung noch mal wert sein?“
„Fünfzig bis sechzig Millionen – mehr oder weniger“, erwiderte Nikki.
„Tja, nun wohl weniger“, fügte Rook hinzu.
Während die Leute von der Spurensicherung die Wohnung untersuchten und sich die Detectives vom Einbruchsdezernat aufmachten, um die anderen Bewohner des Hauses zu befragen, ging Nikki nach unten, um mit dem einzigen Augenzeugen zu sprechen: dem Portier der Nachtschicht.
Henry wartete in Gegenwart eines Streifenpolizisten ruhig auf einem der Sofas in der Lobby. Sie setzte sich neben ihn und fragte, ob es ihm gut gehe. Er bejahte die Frage, doch es klang, als wäre das in jedem Fall seine Antwort gewesen, egal wie schlecht es ihm tatsächlich ging. Der arme alte Kerl hatte die Fragen, die sie ihm daraufhin stellte, bereits den Helfern vor Ort und dann noch mal den Kollegen vom Einbruchsdezernat beantwortet, aber er verhielt sich Detective Heat gegenüber äußerst geduldig und kooperativ. Er schien froh zu sein, jemandem seine Geschichte erzählen zu können.
Der Stromausfall hatte während seiner Schicht begonnen, ungefähr um Viertel nach neun. Henry hätte um Mitternacht Feierabend haben sollen, aber seine Ablösung rief ihn gegen elf an und sagte, er werde es aufgrund des Stromausfalls nicht rechtzeitig schaffen. Nikki fragte nach dem Namen des Mannes, notierte ihn sich, und Henry fuhr fort. An diesem Abend war nicht viel los gewesen, da der Fahrstuhl nicht funktionierte und auch wegen der Hitze. Die Leute blieben in ihren Wohnungen, und die, die in der Stadt unterwegs waren, steckten wegen des Stromausfalls irgendwo fest. Das Treppenhaus und die Flure waren zwar mit schwachen Notbeleuchtungen ausgestattet, aber das Gebäude besaß keinen Notstromgenerator.
Gegen halb vier morgens hielt ein großer Lieferwagen vor dem Gebäude, und Henry dachte, er sei von der Stromfirma, weil er die gleiche Größe hatte. Vier Männer in Overalls stiegen aus und überwältigten ihn. Er sah keine Waffen, aber sie trugen große Taschenlampen bei sich, und einer der Männer schlug ihm damit gegen die Brust, als er sich wehrte. Sie zerrten ihn von der Straße in die Lobby und fesselten seine Hände und Füße mit Kabelbindern. Nikki konnte auf seiner braunen Haut immer noch Spuren des blassgrauen Klebemittels erkennen, die von dem Klebeband stammten, mit dem sie ihm den Mund verschlossen hatten. Dann nahmen sie ihm sein Handy ab, trugen ihn in den winzigen Postraum und schlossen die Tür. Er konnte keine besonders gute Beschreibung seiner Angreifer liefern, weil es dunkel gewesen war und sie alle Baseballkappen getragen hatten. Nikki fragte, ob er sich vielleicht an irgendwelche Namen erinnern könne oder ob ihm etwas Ungewöhnliches an ihren Stimmen aufgefallen war – waren sie besonders hoch oder tief gewesen, hatten sie vielleicht einen Akzent gehabt? Er verneinte alles, denn er hatte ihre Stimmen gar nicht gehört. Keiner von ihnen hatte gesprochen. Nicht ein Wort.
Profis
, schoss es ihr durch den Kopf.
Henry sagte, er habe später gehört, wie sie das Gebäude verlassen hätten und mit dem Lieferwagen davongefahren wären. Danach hatte er dann versucht, sich zu befreien, und gegen die Tür getreten. Seine Fesseln saßen jedoch zu fest, und so musste er ausharren, bis der stellvertretende Verwalter kam und ihn fand.
„Und wissen Sie, um wie viel Uhr die Einbrecher verschwunden sind?“
„Die genaue Uhrzeit kann ich Ihnen nicht nennen, aber es war kurz bevor das Licht wieder anging. Vom Gefühl her würde ich sagen, dass dazwischen fünfzehn oder vielleicht zwanzig Minuten lagen.“
Sie notierte: Verschwanden vor Ende des Stromausfalls. Schätzungsweise vier Uhr morgens.
„Denken Sie noch mal einen Augenblick in Ruhe darüber nach, Henry. Kann es sein, dass Sie die Zeiten, die Sie mir genannt haben, durcheinandergebracht haben?“
„Nein, Detective. Ich weiß, dass es halb vier war, als sie hier ankamen, denn als der Lieferwagen vor der Tür auftauchte, habe ich auf meine Armbanduhr gesehen.“
„Ja, sicher. Das
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