Castle 1 - Castle, R: Castle 1
wusste.
Endlich nahm jemand ab. „Hi, hier spricht Detective Heat vom Morddezernat. Ich würde gern den Transport eines Gefangenen anordnen, der bei Ihnen festgehalten wird. Sein Name ist Buckley, Gerald Buckley … Ja, ich bleibe dran.“
Während sie wartete, sagte Rook: „Warum reitest du immer noch darauf herum? Dieser Kerl wird uns nichts verraten. Besonders jetzt nicht mehr, da ihm diese Winkeladvokatin zur Seite steht.“
Nikki schenkte ihm ein selbstzufriedenes Grinsen. „Das war gestern im Vernehmungsraum. Heute werden wir eine kleine Theateraufführung inszenieren.“
„Was für eine Theateraufführung?“
„Ein Schauspiel. Du weißt doch“, sie holte tief Luft und rezitierte voller Inbrunst: „‚Das Schauspiel sei die Schlinge, In die den König sein Gewissen bringe.‘“ Dann fügte sie hinzu: „Der König wäre in diesem Fall Buckley.“
„Du wolltest wirklich Schauspielerin werden, was?“
„Vielleicht bin ich ja eine geworden“, erwiderte Nikki. „Komm mit und überzeuge dich selbst.“
Heat, Roach und Rook saßen im Flur vor dem Büro des obersten Gerichtsmediziners in Kips Bay, als die Strafvollzugsbeamten Buckley mit seiner Anwältin im Schlepptau zu ihnen brachten.
Nikki musterte ihn von oben bis unten. „Overalls stehen Ihnen, Mister Buckley. Hat Rikers Island bisher Ihren Erwartungen entsprochen?“
Buckley wandte sich von Heat ab – wie ein Hund, der so tut, als wäre er nicht für den Haufen auf dem neuen Teppich verantwortlich. Seine Anwältin ging dazwischen. „Ich habe meinem Mandanten geraten, keine weiteren Fragen zu beantworten. Wenn Sie Beweise gegen ihn haben, dann raus damit. Aber es werden keine weiteren Befragungen stattfinden, es sei denn, Sie haben jede Menge Zeit zu verschwenden.“
„Danke, Frau Anwältin. Das hier wird keine Befragung.“
„Keine Befragung?“
„Das ist richtig.“ Heat wartete ab, während die Anwältin und Buckley verwirrte Blicke austauschten, und sagte dann: „Hier entlang bitte.“
Nikki führte Buckley, seine Anwältin, Roach und Rook in den Autopsieraum, wo Lauren Parry neben einem Stahltisch mit einem Laken darüber stand.
„Hey, was wird das hier?“, wollte Buckley wissen.
„Gerald“, sagte seine Anwältin, und er presste die Lippen zusammen. Dann wandte sie sich an Nikki. „Was wird das hier?“
„Werden Sie dafür bezahlt, zu wiederholen, was er sagt?“
„Ich verlange, zu erfahren, warum Sie meinen Mandanten an diesen Ort gebracht haben.“
Nikki lächelte. „Wir haben eine Leiche, die identifiziert werden muss. Ich glaube, Mr. Buckley könnte uns dabei helfen.“
Buckley lehnte sich zu seiner Anwältin hinüber und schaffte es gerade noch, „Ich will keine …“ zu murmeln, als Heat Lauren Parry ein Zeichen gab, woraufhin die Gerichtsmedizinerin das Laken vom Tisch zog und den toten Körper enthüllte.
Vitya Pochenkos Leiche trug noch die Kleidung, in der sie aufgefunden worden war. Nikki hatte vorher angerufen, um mit ihrer Freundin über dieses Thema zu diskutieren. Lauren war der Meinung, dass eine nackte, für die Autopsie vorbereitete Leiche einen wirkungsvollen Anblick bot, der nur schwer zu übertreffen war. Doch Heat konnte sie überzeugen, dass der See aus getrocknetem Blut auf Pochenkos weißem T-Shirt noch besser wirken würde, also präsentierte die Gerichtsmedizinerin den Toten so, wie sie ihn gefunden hatte.
Der Russe lag auf dem Rücken. Seine Augen waren geöffnet, um den maximalen Effekt zu erzielen. Die Pupillen hatten sich geweitet und füllten beide Augen aus, die dadurch wie die dunklen Fenster zu seiner Seele wirkten. Jegliche Farbe war aus seinem Gesicht gewichen. Die einzige Ausnahme bildeten einige dunkle purpurne Flecken an seinem Kiefer, wo sich dank der Schwerkraft das Blut angesammelt hatte, nachdem er auf der Bank zusammengesackt war. Und dann war da natürlich noch die grausige bräunlich-pinke Brandwunde, die die eine Hälfte seines Gesichts bedeckte.
Nikki beobachtete, wie Gerald Buckley immer blasser wurde, bis sich seine Gesichtsfarbe kaum mehr von Pochenkos unterschied.
„Detective Heat, wenn ich kurz unterbrechen darf“, schaltete sich Lauren ein, „ich kann nun mit großer Wahrscheinlichkeit das Kaliber der Waffe bestimmen.“
„Entschuldigen Sie uns bitte für einen Moment“, sagte Nikki zu Buckley. Er machte einen hoffnungsvollen halben Schritt Richtung Tür, doch sein ungläubiger Blick war nach wie vor auf die Leiche gerichtet. Ochoa trat vor, um
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