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Castle 2: Naked Heat - In der Hitze der Nacht (German Edition)

Castle 2: Naked Heat - In der Hitze der Nacht (German Edition)

Titel: Castle 2: Naked Heat - In der Hitze der Nacht (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Castle
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was Sie gesehen haben.“ Sie erkannte die Ironie darin, dass Granville für diesen einen glorreichen Augenblick in seinem verdrehten Leben wichtig war, und dass sie dieses Bedürfnis auch noch bestärkte.
    „Wie ich schon sagte, sie war laut und sehr aufgebracht – sie hat rumgeschrien wie verrückt, verstehen Sie? Und als ich sah, mit wem sie sich stritt, dachte ich, wenn ich nah genug herankommen könnte, um das mit meinem Handy zu fotografieren, würde dieses Bild auf die Titelseite von
People
oder
Us
kommen. Oder zumindest auf die des
Ledgers
.“
    „Warum konnten Sie nicht näher herankommen? Waren dort Sicherheitsleute?“
    „Nein. Der Club hatte schon längst zu. Und sie waren die einzigen anderen Personen auf dem Bürgersteig. Ich bin nicht näher herangegangen, weil ich nicht wollte, dass sie mich sehen.“
    Nikki war wie gebannt. Sofern er nicht wahnhaft oder hochtrabend war, schien er auf seine eigene verrückte Weise glaubwürdig zu sein. Sie wünschte sich, dass er die Wahrheit sagte. „Mit wem hat sie gestritten? Warum war es so eine große Sache?
    „Weil sie mit Reed Wakefield gestritten hat, und zwar in der Nacht, in der er starb.“

SIEBZEHN
     
    Jameson Rook sah vom Bildschirm seines Laptops auf und warf einen sehnsüchtigen Blick in Richtung des Hubschraubers, der auf der Fensterbank stand. Sein orangefarbener Walkera Airwolf hatte die rücksichtlose Durchsuchungsaktion des Texaners überstanden und lockte Rook nun mit der Aussicht auf eine Pause, um ein wenig mit ihm zu spielen. Er könnte tatsächlich eine Pause gebrauchen. Nachdem er stundenlang an dem Entwurf seines Artikels geschrieben hatte, war die Aluminiumschale seines MacBooks ganz warm und zeugte somit von seiner löblichen Arbeitsmoral – zumindest redete er sich das ein. Es erinnerte ihn daran, wie sich der Rumpf des Hubschraubers erwärmte, nachdem er ihn durch sein Loft gesteuert hatte.
    „Und führe mich nicht in Versuchung“, sagte er und wandte sich wieder seiner Tastatur zu. Rook war ein Journalist, der sich fast ausschließlich auf seine persönlichen Beobachtungen verließ und sich auch gern mal die Hände schmutzig machte – sei es bei einem Aufenthalt in Grosny während eines russischen Luftangriffs, bei einer Reise mit Bono zu diversen Dorfkrankenhäusern im Senegal oder bei einer Polostunde mit einem der jungen Monarchen in Westchester County. Ihm war klar, dass richtige Geschichten aus der eigenen Erfahrung und nicht aus dem Internet stammten. Er hatte ein ausgezeichnetes Gedächtnis und ein Notizensystem, das ihn zu dem erlebten Moment zurückbrachte, wann immer er das ausgefranste Lesebändchen aus seinem Moleskine-Notizbuch zog, um eine Seite voller Zitate und beobachteter Details aufzuschlagen.
    Wenn er schrieb, arbeitete er den Artikel von Anfang bis Ende schnell ab. Er hielt seine ersten Eindrücke in einem Entwurf fest, ließ Lücken und hob sich den Feinschliff für später auf, wenn er alles noch einmal von Anfang bis Ende durchging. Er machte zahllose solcher Durchgänge, aber immer fortlaufend, ohne noch mal zurückzuspringen, damit er ein Gefühl für den Lesefluss bekam. Er schrieb, als wäre er selbst der Leser. Auf diese Weise verhinderte er auch, dass sein Schreibstil zu selbstverliebt wurde und es schließlich mehr um ihn selbst als um das Thema ging. Rook war Journalist, strebte aber danach, ein Geschichtenerzähler zu sein, der seine Themen für sich selbst sprechen ließ und sich so gut es ging aus allem raushielt.
    Cassidy Townes Stimme erklang in seinem Kopf, und durch ihn war sie plötzlich wieder in Form von Times New Roman lebendig und ganz ihr lebhaftes, zickiges, laut lachendes, ehrliches, nachtragendes, rechtschaffenes Selbst. Als Rook der Reihe nach von seinen Tagen und Nächten mit ihr berichtete, kristallisierte sich das Bild einer Frau heraus, für die alles im Leben ein Handel war. Ihre Mission in dieser Welt bestand darin, nicht die Leitung, sondern die Quelle der Energie zu sein.
    Als Rook sich dem Ende seines ersten Entwurfs näherte, überkam ihn ein Gefühl der Unruhe. Dieses Unbehagen rührte daher, dass er wusste, wie wenig über das entscheidendste Ereignis ihres Lebens bekannt war. Sicher, er konnte die Lücken in der Mitte füllen, dafür gab es jede Menge Material, doch der Artikel endete, bevor er das eigentliche Ende der Geschichte erreichte. Seine Zeichenzahl wuchs immer weiter an. Er hatte genug für einen Zweiteiler (er musste daran denken, seinen Agenten

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