Castle 2: Naked Heat - In der Hitze der Nacht (German Edition)
große Hoffnung der Familie, nun der fehlgeleitete Sohn – und las die
Financial Times
im Licht des Fensters.
Nachdem sie einander begrüßt hatten, nahm Rook auf einem Ohrensessel neben Ludlow Platz. Nikki setzte sich ihm gegenüber auf eine Chaiselongue im Ludwig-XV.-Stil und fand, dass dieser Ort deutlich beeindruckender war als das Büro der Autowaschanlage.
Chester Ludlow faltete seine Zeitung ordentlich zusammen und nahm Heats Visitenkarte vom silbernen Tablett auf dem Beistelltisch. „Detective Nikki Heat. Klingt aufregend.“
Was erwiderte man auf so etwas? Danke? Also sagte sie stattdessen: „Und dies ist mein Mitarbeiter, Jameson Rook.“
„Oh, der Journalist. Das erklärt die Krawatte.“
Rook fuhr mit der Handfläche über das geborgte Kleidungsstück. „Ist schon verrückt, oder? Da zieht man sich ein Mal nicht für den Club an.“
„Das witzige an diesem Ort ist, dass man ihn sogar ohne Hose betreten kann, aber nicht ohne Krawatte.“
Wenn man den Karrieresturz des in Ungnade gefallenen Politikers durch diverse Sexskandale bedachte, war Nikki weder von dem Kommentar noch von der Lautstärke seines Lachens überrascht. Sie ließ den Blick durch den Raum schweifen, um festzustellen, ob es die anderen Mitglieder verärgerte, doch die wenigen, die in dem großen, weitläufigen Raum verteilt saßen, schienen es nicht einmal zu bemerken.
„Mr. Ludlow“, begann sie, „ich würde Ihnen gerne ein paar Fragen bezüglich einer Ermittlung stellen, die wir derzeit durchführen. Möchten Sie sich dafür an einen Ort mit etwas mehr Privatsphäre begeben?“
„Mehr Privatsphäre als im Milmar bekommt man nirgendwo. Außerdem glaube ich nicht, dass ich nach dem äußerst öffentlichen Jahr, das ich gerade hinter mir habe, noch irgendwelche Geheimnisse besitze.“
Das wird sich zeigen
, dachte Detective Heat. „Das bringt mich direkt zu dem Thema, über das ich gerne mit Ihnen reden würde. Ich nehme an, Sie haben gehört, dass Cassidy Towne ermordet wurde.“
„Ja. Bitte sagen Sie mir, dass ihr Tod schmerzhaft und unangenehm war.“
Rook räusperte sich. „Ihnen ist schon klar, dass Sie mit einer Polizistin sprechen?“
„Ja“, erwiderte er und drehte Nikkis Visitenkarte herum, um sie erneut zu lesen. „Noch dazu mit einer Mordermittlerin.“ Er legte die Karte ordentlich auf das Silbertablett. „Sehe ich besorgt aus?“
„Haben Sie einen Grund, es zu sein?“, fragte sie.
Der Politiker wartete, womit er wohl Spannung erzeugen wollte, und sagte dann: „Nein.“ Er lehnte sich auf seinem Stuhl zurück und lächelte. Er würde sie die ganze Arbeit machen lassen.
„Sie hatten eine Vorgeschichte mit Cassidy Towne.“
„Ich glaube, man muss wohl eher sagen, dass sie eine Vorgeschichte mit mir hatte. Ich bin nicht derjenige mit der täglichen Schlammschlachtkolumne. Ich bin nicht derjenige, der mein Sexleben an die Öffentlichkeit gezerrt hat. Ich bin nicht der Parasit, der sich am Unglück und an den Missgeschicken anderer labt, ohne sich auch nur einen Deut um den Schaden zu scheren, der damit womöglich angerichtet wird.“
Rook schaltete sich ein. „Oh, bitte. Haben Sie eine Ahnung, wie oft Leute bei etwas erwischt werden und dann die Medien dafür beschuldigen, dass sie darüber berichten?“ Nikki versuchte, ihm mit einem Blick zu signalisieren, dass er damit aufhören und sich aus der Sache heraushalten sollte, doch das ermutigte ihn erst recht. „Ein Journalist würde sagen, dass Cassidy nur die Schlacht geführt hat. Sie waren derjenige, der … den Schlamm dafür lieferte.“
„Und was ist mit den Tagen, an denen es nichts zu berichten gab, Mr. Rook? Den unzähligen Tagen, an denen nichts Neues geschah, an denen der Skandal keine neue Schlagzeile lieferte und diese widerliche Frau dennoch Spekulationen und Unterstellungen veröffentlichte, die von ‚anonymen Quellen‘ und ‚Insidern, die zufällig ein Gespräch mit angehört hatten‘ stammten? Und als das nicht genug war, warum sollte man die Ereignisse nicht einfach noch mal aufwärmen, um meinen Schmerz im Licht der Öffentlichkeit zu halten?“ Nun war Nikki froh darüber, dass Rook sich eingemischt hatte. Ludlows gelassene Fassade begann zu bröckeln. Vielleicht würde er unvorsichtig werden. „Ja, dann hatte ich eben ein paar sexuelle Abenteuer.“
„Sie wurden beim Besuch eines Sadomasosalons in der Dungeon Alley erwischt.“
Ludlow winkte ab. „Sehen Sie sich um. Leben wir im Jahr 2010 oder 1910?“
Heat
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