Castle 2: Naked Heat - In der Hitze der Nacht (German Edition)

dann mit gezogener Waffe zur Hecktür hinaus, wobei er sich um die geschützte Seite des Wagens herumbewegte.
    Es gab eine weitere Salve sowie eine Reihe von Schüssen mit dem Sturmgewehr. Rook schaute gerade rechtzeitig aus dem Beifahrerfenster, um zu sehen, wie Ochoa Deckung in einem Tabakladen suchte. Weitere Schüsse ertönten, und das Motorrad wurde angelassen.
    Der Biker gab Gas und fuhr auf nur einem Reifen vom Bürgersteig auf die Neunzehnte Straße. Heat und Hinesburg kamen mit gezogenen Waffen aus dem Laden gestürmt, doch ihre Schusslinie wurde von einem vorbeifahrenden Taxi blockiert. Der Biker sah über seine Schulter in ihre Richtung, und als er sich umdrehte, grinste er. Das war der Gesichtsausdruck, an den Rook sich ewig erinnern würde, denn eine Sekunde später schleuderte er einen Wäschesack gegen den Typen und warf ihn dadurch von seinem Motorrad direkt auf die Straße.
    Eine halbe Stunde später befand sich der Biker mit einer Gehirnerschütterung in der Gefängnisstation des Bellevue-Krankenhauses. Er war ein knallharter Typ und nicht nur derjenige mit dem AR-15, sondern vermutlich auch der Anführer, und würde sich wohl nicht so leicht knacken lassen. Seine beiden Komplizen saßen Nikki Heat im Vernehmungsraum des 20. Reviers gegenüber. So wie sie aussahen, würde sie sie ganz schön bearbeiten müssen. Sie saß vor ihnen und sah sich in Ruhe ihre Strafregister an. Beide waren bereits für diverse Vergehen im Gefängnis gewesen, angefangen bei Diebstahl über Raubüberfälle bis hin zu Drogenhandel.
    Detective Heat wusste, dass sie die beiden später trennen würde. Doch zuerst musste sie die Schwäche in einem von ihnen finden. Dieser würde derjenige sein, den sie von der Herde trennen musste. Um das zu erreichen, hatte sie eine Strategie, und diese verlangte, dass sie nun zusammen waren, während sie ihre Entscheidung traf. Sie klappte die Akten mit ihren Strafregistern zu und fing ruhig an. „Okay, raus damit. Wer hat Sie für diesen Auftrag gestern angeheuert?“
    Beide Männer starrten mit toten Augen vor sich hin, Augen, die nichts sahen und nichts verrieten. Gefängnisaugen.
    „Boyd, fangen wir mit Ihnen an.“ Der größere mit dem grau melierten Bart richtete seinen Blick auf sie, sagte aber nichts. Er verhielt sich gelangweilt und wandte den Blick wieder ab. Sie sprach den anderen an, einen Rotschopf mit einer Spinnennetztätowierung am Hals. „Shawn, wie steht es mit Ihnen?“
    „Sie haben nichts“, sagte er. „Ich weiß nicht mal, warum ich hier bin.“
    „Beleidigen Sie mich nicht, okay?“, sagte sie. „Vor weniger als vierundzwanzig Stunden haben Sie und Ihr Bikerfreund ein städtisches Fahrzeug überfallen, eine Leiche gestohlen, einen Polizisten und eine Gerichtsmedizinerin mit Schusswaffen bedroht sowie einen städtischen Fahrer ins Krankenhaus befördert, und jetzt sitzen Sie hier, verhaftet und mit der Aussicht auf eine lange Zeit in Sing Sing!“
    In der Beobachtungskabine wandte sich Rook an Ochoa. „Heftig.“
    „Diese Typen brauchen mehr als heftig, wenn Sie mich fragen“, erwiderte der Polizist.
    Nikki faltete ihre Hände auf dem Tisch und lehnte sich vor. Sie hatte ihre Wahl getroffen und entschieden, wer von den beiden das Opfer war. Das Opfer konnte man immer knacken. Sie drehte sich halb zu dem Spiegel hinter ihrem Stuhl um und nickte. Die Tür öffnete sich, und Ochoa betrat den Raum. Sie beobachtete die Gesichter der Verdächtigen, als der Detective sich hinter sie stellte. Boyd mit dem grauen Bart tat so, als würde er ihn gar nicht sehen und starrte wie schon zuvor ins Leere. Shawn blinzelte nervös und wandte sich ab.
    „Alles klar, Detective?“, fragte sie.
    „Ich muss ihre Hälse sehen, die linke Seite.“
    Heat forderte die beiden Männer auf, ihre Köpfe nach rechts zu drehen, und Ochoa lehnte sich über den Tisch und sah sie sich nacheinander an. „Ja“, sagte er, als er fertig war. „Alles klar.“ Und dann verließ er den Raum.
    „Was sollte das denn?“, fragte Shawn mit der Spinnennetztätowierung.
    Alles, was Nikki sagte, war: „Ich bin gleich wieder da.“ Dann ging sie hinaus. Doch sie ließ ihnen nicht viel Zeit und kehrte schon nach weniger als einer Minute mit zwei Officers zurück. „Diesen da“, sagte sie und deutete auf Shawn. „Bringen Sie ihn in Vernehmungsraum 2 und behalten Sie ihn dort, bis der Typ von der Bezirksstaatsanwaltschaft eintrifft.“
    „Hey, was haben Sie vor?“, fragte Shawn, als sie ihn nach