Castle 3: Heat Rises - Kaltgestellt (German Edition)
gefunden worden war. Jetzt ergab es Sinn. Graf hatte Velez Arangos Medikamente aufbewahrt. „Ein weiterer Bonus, den ich meiner Zeit als Gast im Regierungsgefängnis verdanke“, sagte er, als er den Deckel wieder auf die Flasche schraubte. „Ein Mitinsasse verletzte mich mit einer Klinge, und ich wurde mit Hepatitis-B infiziert.“
„Es muss die Hölle sein, ein Leben wie Salman Rushdie zu führen.“
„Ich kann nur hoffen, dass ich so gut schreiben und so lange leben werde wie er“, erwiderte er.
„Wie sind Sie hier gelandet?“
Pascual Guzman räusperte sich auffällig. „Faustino, wenn er ein Reporter ist …“
„Mr. Rook ist mehr als das. Er ist Journalist. Was bedeutet, dass man ihm vertrauen kann. Kann ich mich darauf verlassen, dass Sie meine Geheimnisse nicht preisgeben werden, wenn ich sie Ihnen, wie sagt man so schön, inoffiziell anvertraue?“
Rook dachte darüber nach. „Klar, sie werden nicht veröffentlicht.“
„Pascual und seine heldenhafte Gruppe bei
Justicia a Guarda
haben mich vor dem sicheren Tod gerettet. Im Gefängnis wurde ich zum Ziel eines Auftragsmörders – das war der Mann mit der Klinge –, und weitere wurden zu diesem Zweck rekrutiert. Wie Sie sicher wissen, war meine Rettung logistisch gesehen sehr kompliziert und recht kostspielig. Señor Martinez, der ein Mann der ernsthaften Reform ist, sammelte hier in New York Gelder, um die rechtlichen Bemühungen der Menschenrechtsorganisationen in Kolumbien zu unterstützen und mir eine sichere Reise hierher in mein herrliches Exil zu ermöglichen.“ Er schmunzelte und deutete auf den Keller, in dem er lebte.
„Wann sind Sie hergekommen?“
„Vor drei Wochen. Ich traf in New Jersey ein, nachdem ich in einer hölzernen Frachtkiste auf einem Schiff von Buenaventura losgereist war. Kennen Sie den Ort?“ Rook nickte und dachte an den Tipp seines kolumbianischen Kontaktmannes T-Rex über die geheime Ladung, die von dort aus an Guzman geschickt worden war. Dann hatte es sich dabei wohl doch nicht um C4 gehandelt – sondern um Faustino Velez Arango! „So einengend und trübselig mein Leben in diesem Keller auch erscheinen mag, ist es im Vergleich zu dem, was ich hinter mir gelassen habe, ein Paradies. Und die offenherzigen New Yorker haben mir sehr geholfen, besonders der Pastor und die Gemeindemitglieder einer Ihrer Kirchen.“
Er griff unter sein Hemd und zog eine große religiöse Medaille an einer dünnen Metallkette heraus. „Das ist der heilige Christophorus, der Schutzpatron der Reisenden. Erst letzten Montag kam ein wundervoller Mann hierher, ein Priester, der unsere Sache unterstützte, und gab sie mir.“ Das Gesicht des Autors wurde ernst, und auf seiner Stirn erschienen tiefe Falten. „Wie ich hörte, kam der arme Mann kürzlich ums Leben, doch es war eine sehr freundliche Geste, finden Sie nicht?“
„Pater Graf hat Ihnen das am Montag gegeben?“ Rook wusste, dass es kurz nach dem Treffen des Priesters mit Horst Müller im Büro von dessen Agenten gewesen sein musste.
„
Sí
. Der Padre sagte zu mir: ‚Es ist die perfekte Medaille zum Verstecken.‘ “
Rook erwiderte nichts. Er wiederholte diese Worte nur in seinem Kopf, während er beobachtete, wie die Medaille an der Kette hin- und herschwang. Sein Handy summte und ließ ihn zusammenzucken. Es war Heat. „Darf ich drangehen? Das ist meine Freundin, und ich weiß, dass es wichtig ist … Ich verspreche, dass ich ihr nicht sagen werde, wo ich bin.“
Martinez und Guzman schüttelten die Köpfe, doch Velez Arango überstimmte sie. „Also gut, aber stellen Sie es auf Lautsprecher.“
Rook ging gerade noch rechtzeitig dran, um zu verhindern, dass der Anruf an die Mailbox weitergeleitet wurde. „Hey“, sagte er.
„Das hat ja ganz schön lange gedauert“, sagte Nikki. „Wo bist du?“
Martinez trat einen Schritt näher. „Du zuerst“, sagte Rook und Martinez wich kaum merklich zurück.
„Am Grand Central Terminal. Ich versuche gerade, ein Taxi zu bekommen. Ossining war ein voller Erfolg, Rook. Eine Riesensache.“ Er befürchtete, in einer solch prekären Situation das Falsche zu sagen, und wie er erwartet hatte, fragte sie: „Rook, bist du in Ordnung?“
„Ja, ich will unbedingt mit dir reden. Aber lass uns das lieber von Angesicht zu Angesicht machen.“
„Diese Sache wird dich wirklich umhauen. Soll ich zu dir kommen? Folgst du immer noch deinem Geld?“ Ein Rascheln erklang, und sie stöhnte. „Hey, was machen Sie …?“ Nikki
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