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Castle 3: Heat Rises - Kaltgestellt (German Edition)

Castle 3: Heat Rises - Kaltgestellt (German Edition)

Titel: Castle 3: Heat Rises - Kaltgestellt (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Castle
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und unterirdischen Tunnel überstanden hatte. Heute waren sie längst abbruchreif, doch früher konnte durch sie Alkohol hineingeschmuggelt werden, und die Betrunkenen schmuggelten sich dann auf gleichem Weg wieder hinaus, um mehrere Blocks entfernt wieder auf die Straße zu treten. Doch Rook kannte diesen Ort noch aus einem anderen Grund. Er konnte sich den Namen der Bar in Nikkis ordentlicher Blockschrift auf dem Mordfallbrett Süd vorstellen, wo sie sie als Pater Gerry Grafs Lieblingskneipe vermerkt hatte. Er grübelte über die fehlenden anderthalb Stunden auf der Zeitlinie nach, die zwischen dem Treffen des Priesters mit Müller zur Übergabe des Videos und seinem betrunkenen Auftauchen im Hauptquartier von
Justicia a Guarda
lagen, und musste nicht lange überlegen.
    Rook fragte sich, wie sein nächster Schritt aussehen sollte. Seine Blase antwortete ihm. Auf dem Weg zur Tür argumentierte er im Geiste, dass weder Martinez noch Guzman ihn je gesehen hatten, also standen die Chancen, dass sie ihn erkennen würden, sehr gering. Sofern er nicht zu lange wartete und mit einer nassen Hose in die Bar stiefelte, sollte er keine Aufmerksamkeit erregen. Andererseits handelte es sich hier um das Brass Harpoon, weshalb nasse Hosen vermutlich an der Tagesordnung waren. Also würde er auf jeden Fall auf der sicheren Seite sein.
    Es war erst kurz nach vier, und in der Bar befanden sich lediglich sechs Gäste. Alle sechs drehten die Köpfe in seine Richtung, um ihn zu beäugen, als er durch die Tür kam. Die beiden Männer, denen er gefolgt war, waren nirgends zu sehen. „Was kann ich für Sie tun?“, fragte der Barkeeper.
    „Jameson“, sagte Rook und betrachtete die Flasche Cutty-Sark-Whisky, die auf dem obersten Regalbrett über dem kleinen Schrein stand, den man Pater Graf zu Ehren errichtet hatte. Das gerahmte Foto, das den Priester lachend zeigte, war mit einem lilafarbenen Trauerband versehen, und darunter stand auf einem grünen Samtkissen ein Whiskyglas, in das sein Name eingraviert war. Rook legte ein paar Geldscheine auf die Theke und sagte, er sei gleich wieder da.
    Unter den Türen der Kabinen in der Herrentoilette waren keine Füße zu sehen. Rook kam eilig zum Geschäft und erfuhr selige Erleichterung, während er das Schild über dem Pissoir las: „‚Schreibe betrunken; lektoriere nüchtern.‘ – Ernest Hemingway.“
    Dann hörte er die Stimme, die er an diesem Morgen beim Brunch belauscht hatte. Alejandro Martinez lachte und scherzte mit jemandem. Er zog seinen Reißverschluss zu, betätigte aber nicht die Spülung. Stattdessen stromerte er durch den Toilettenraum, um festzustellen, durch welche Wand die Stimmen kamen. Doch sie kamen gar nicht durch eine Wand.
    Sie kamen durch den Boden.
    Rook schlich sich aus der Toilette, sah zur Bar und entdeckte an seinem Platz einen Jameson, doch niemand schien an seinem Verbleib interessiert zu sein. Er schlich sich rückwärts durch den Flur, am Büro des Geschäftsführers vorbei und erreichte eine Ziegelwand. Er hatte die Legenden gelesen – so wie jeder Schriftsteller, der seinen Kater wert war. Er stellte sich direkt vor die Wand und untersuchte sie, während seine Finger vor ihm zuckten wie die eines Tresorknackers. Tatsächlich wies einer der Ziegel eine leichte Verfärbung auf, eine dünne Schicht Fingerschmutz an der Kante.
    Er dachte darüber nach, Nikki anzurufen, doch plötzlich kam jemand. Vielleicht jemand, der zur Toilette gehen wollte, womöglich aber auch der Geschäftsführer. Rook umfasste die Kanten des Ziegels mit Daumen und Zeigefinger und zog daran. Die Wand öffnete sich. Die Ziegel waren nur eine Verkleidung über einer Tür. Die Luft, die ihm entgegenwehte, war kühl und roch muffig und nach schalem Bier. Er schlüpfte durch die Tür und drückte die Wand hinter sich zu. Im schummrigen Licht konnte er gerade so den Absatz einer freistehenden Holztreppe erkennen. Er ging sie auf Zehenspitzen hinunter und hielt sich nah an einer Seite, um das Risiko zu verringern, dass die Stufen knarrten. Am Fuß der Treppe blieb er stehen und lauschte. Dann wurden seine Augen von Taschenlampen geblendet. Er wurde an der Vorderseite seiner Jacke gepackt und gegen eine Wand gedrückt.
    „Haben Sie sich verlaufen, Kumpel?“ Es war Martinez. Und er konnte das Parfüm seiner Mutter an ihm riechen.
    „Total.“ Rook versuchte, gelassen zu klingen. „Haben Sie auch nach der Herrentoilette gesucht?“
    „Was zum Teufel glauben Sie, was Sie hier machen?“,

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