Castle 3: Heat Rises - Kaltgestellt (German Edition)
Tunnel taumelte, der sie auch schon am Belvedere Castle verschluckt hatte, während sie von den Folgen des Angriffs auf sie wie gelähmt gewesen war. Sie erhielt den Augenkontakt mit Atkins aufrecht, doch die ganze Zeit über wirbelten wahllose Bilder um ihn herum. Rook, der nach dem Schuss in ihren Armen lag … Montrose, der über die Ausdrucke mit seinen Verbrechensstatistiken und Zielzahlen fluchte … Rooks bleiches Gesicht … Van Meter, der Steljess’ Puls auf dem Autorecyclinghof überprüfte … Rooks Blut im Waschbecken, als sie sich endlich die Hände gewaschen hatte … das Mordfallbrett, nachdem Captain Irons es nachlässig abgewischt hatte, wodurch rote Schlieren von ihrem Stift zurückgeblieben waren …
Atkins kam zum Ende und zerrte sie in die Gegenwart zurück. „Es war ein vorschnelles Urteil“, sagte er, „und dafür entschuldigen wir uns aufrichtig.“
„Angenommen, Sir.“ Und dann fügte sie hinzu: „Und ich weiß das zu schätzen.“ Der Mount Rushmore aus Gesichtern um sie herum entspannte sich. Manche lächelten sie sogar an.
„Wir haben entschieden, Sie mit sofortiger Wirkung wieder in Ihrer aktiven Stellung einzusetzen, Detective Heat“, fuhr Atkins fort. „Ich sollte außerdem erwähnen, dass es kein Geheimnis ist, dass Sie im Verlauf dieser Prüfung eine bedeutende Fürsprecherin hatten.“
„Es ist kein Geheimnis, weil sie es uns nicht vergessen lassen wird“, stieß der Personalchef mit einem Lachen hervor, das die allgemeine Stimmung im Raum auflockerte.
„Und deswegen“, sagte Atkins, „übergebe ich das Wort nun an den Deputy Commissioner der Abteilung für technologische Entwicklung. Phyllis?“
Die strahlende Phyllis Yarborough lehnte sich an dem großen Mahagonitisch vor und neigte den Kopf, um einen besseren Blick auf Nikki zu haben. „Detective Heat … Es ist schön, das wieder sagen zu können, nicht wahr? Tja, gewöhnen Sie sich nicht zu sehr daran. Mir wurde das Privileg und die persönliche Ehre erteilt, Sie darüber zu informieren, dass Sie nicht nur wieder als Detective eingesetzt, sondern heute außerdem für den Rang eines Lieutenants des NYPD vereidigt werden und Ihren Goldstreifen erhalten.“ Nikkis Herz raste in ihrer Brust. Phyllis wartete darauf, dass sich der Applaus legte. „Meinen Glückwunsch. Und ich darf wohl hinzufügen, dass wir keinen Zweifel daran haben, dass dies nur eine Sprosse auf der Karriereleiter ist, die Sie innerhalb dieses Dezernats erklimmen werden.“
Der Applaus brauste erneut auf, und einige der Anwesenden riefen: „Hört, hört.“ Als der Lärm langsam verstummte, richteten sich alle Blicke auf Nikki. Offenbar wurde erwartet, dass sie sich zu der Situation äußerte.
Heat erhob sich.
„Ich möchte wiederholen, was ich vor ein paar Tagen vor dem Ausschuss der mündlichen Prüfung gesagt habe. Polizeiarbeit – Polizeiarbeit beim NYPD – ist für mich mehr als nur ein Job, es ist meine Lebensaufgabe. Meine Professionalität rührt daher, dass ich meine Arbeit sehr persönlich nehme. Und deswegen nehme ich die Wiedereinsetzung von ganzem Herzen an und danke Ihnen dafür.“ Kurzer Beifall folgte, der jedoch von ihrer erhobenen Hand sofort wieder gestoppt wurde. Als es erneut still war, fuhr sie fort. „Aus dem gleichen Grund lehne ich die Beförderung zum Lieutenant respektvoll ab.“
Erstaunen beschrieb die Reaktionen der Anwesenden nicht einmal annähernd. Die nüchternen, lebenserfahrenen Karrierepolizisten mit ihren Pokerfaces waren sichtlich schockiert. Nicht viel anders erging es Phyllis Yarborough, die Nikki anstarrte, den Kopf schüttelte und dann die anderen anschaute und genau wie sie versuchte, zu verstehen, was hier gerade vor sich ging.
„Damit ich nicht undankbar erscheine – denn ich bin wirklich dankbar –, kann ich Ihnen vielleicht helfen zu verstehen, warum ich diese Entscheidung getroffen habe, indem ich auf das verweise, was ich vor ein paar Minuten gesagt habe. Dies ist meine Lebensaufgabe. Ich habe mich dem NYPD angeschlossen, um den Opfern von Verbrechen zu helfen. Und mit der Zeit habe ich diese Aufgabe noch mehr zu schätzen gelernt, weil es mich mit Stolz erfüllt, mit den besten Polizisten der Welt zusammenzuarbeiten und sie zu meinen Freunden zählen zu können. Doch der Vorgang zum Erreichen dieser Beförderung sowie einige Einblicke, die ich in den vergangenen Wochen erhalten habe, haben mir klargemacht, dass ein Schritt die Leiter hinauf bedeutet, sich einen Schritt weit von
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