Catch 22
überlegen, welche Gebete da gesprochen werden können.
Ich möchte nichts Schwermütiges oder Trauriges hören. Ich möchte, daß Sie es frisch und munter machen und die Burschen in guter Stimmung hinausschicken. Verstehen Sie, was ich meine?
Nichts von solchem Zeug wie Reich Gottes oder Tal des Todes.
Das ist alles zu negativ. Warum machen Sie denn ein so saures Gesicht?«
»Verzeihung, Sir«, stammelte der Kaplan. »Mir fiel der 23. Psalm ein, als Sie das sagten.«
»Wie geht der denn?«
»Es ist der, den Sie gerade erwähnten, Sir. Der Herr ist mein Hirte, mir ...«
»Das ist genau der, den ich meinte. Der kommt nicht in Frage.
Was haben Sie sonst noch?«
»Errette mich, Gott, denn die Wasser sind .. .«
»Keine Wasser«, entschied der Colonel und blies kräftig in seine Zigarettenspitze, nachdem er zuvor den Stummel in den Aschenbecher aus gehämmertem Messing geschnipst hatte. »Warum nicht ein bißchen was mit Musik? Wie wäre es denn mit den Harfen an den Weiden?«
»Darin kommen die Wasser von Babylon vor, Sir«, erwiderte der Kaplan. »... da saßen wir und weinten, als wir Zions gedachten.«
»Zion? Na, das kommt nun wohl überhaupt nicht in Frage. Ich möchte wissen, wer das da eigentlich reingeschmuggelt hat. Haben Sie nicht ein bißchen was Lustiges, worin weder Gewässer, noch Täler, noch Gott vorkommen? Wenn irgend möglich, möchte ich die Religion überhaupt aus dem Spiel lassen.«
Der Kaplan sagte schuldbewußt: »Es tut mir leid, Sir, aber alle Gebete, die ich kenne, sind ziemlich düster und erwähnen Gott mindestens am Rande.«
»Na, dann nehmen wir eben neue. Meine Leute meckern ohnehin schon darüber, daß ich sie fortgesetzt fliegen lasse, da brauchen wir es mit Predigten über Gott und Tod und Paradies nicht noch schlimmer zu machen. Warum können wir der Sache nicht positiver beikommen? Warum können wir nicht um etwas Angenehmes beten, ein dichteres Bombenteppichmuster zum Beispiel? Könnten wir nicht um ein dichteres Bombenteppichmuster beten?«
»Ja, das könnten wir wohl, Sir«, erwiderte der Kaplan zögernd, »wenn Sie weiter nichts wollen, brauchen Sie mich gar nicht dazu.
Das könnten Sie auch selber tun.«
»Das weiß ich«, versetzte der Colonel grob. »Aber was meinen Sie wohl, wozu ich Sie habe? Ich könnte mir auch mein eigenes Essen kaufen, aber das ist Milos Sache, und deswegen erledigt er das für alle unsere Staffeln. Ihre Sache ist es, unsere Gebete zu leiten, und von jetzt an werden Sie uns vor jedem Einsatz im Gebet für ein engeres Bombenteppichmuster anführen. Haben Sie verstanden? Ich finde es sehr angebracht, um ein engeres Bombenteppichmuster zu beten. Das verschafft uns allen bei General Peckem einen Stein im Brett. General Peckem ist der Ansicht, daß es eine hübschere Luftaufnahme ergibt, wenn alle Bomben dicht beieinander explodieren.«
»General Peckem, Sir?«
»Ganz recht, Kaplan«, erwiderte der Colonel und schnalzte väterlich, als er den verwirrten Blick des Kaplans bemerkte. »Ich möchte, daß das unter uns bleibt. Es sieht so aus, als sei General Dreedle endgültig auf dem Weg nach draußen, und als solle General Peckem seine Stelle einnehmen. Offen gestanden würde ich das nicht bedauern. General Peckem ist ein sehr guter Mann, und ich glaube, daß wir unter seinem Kommando alle sehr viel besser dran sein werden. Andererseits kommt es vielleicht nicht dazu, und General Dreedle bleibt unser Chef. Offen gestanden wäre ich auch darüber nicht enttäuscht, denn auch General Dreedle ist ein sehr guter Mann, und ich glaube, daß wir unter seinem Kommando ebenfalls alle besser dran wären. Ich hoffe, Sie behalten das für sich, Kaplan. Ich möchte nicht, daß einer von den beiden auf den Gedanken kommt, ich stellte der Gegenseite meine Unterstützung zur Verfügung.«
»Jawohl, Sir.«
»Das ist schön«, sagte der Colonel und stand liebenswürdig auf.
»Aber all dieser Klatsch bringt uns nicht in die Saturday Evening Post, was, Kaplan? Wollen doch mal sehen, wie wir da am besten vorgehen. Übrigens, Kaplan, — kein vorzeitiges Wort zu Colonel Korn. Klar?«
»Jawohl, Sir.«
Colonel Cathcart begann nachdenklich in den schmalen Gängen hin und her zu gehen, die zwischen den Körben mit Tomaten, dem Tisch und den Stühlen in der Mitte des Zimmers geblieben waren. »Sie müssen wohl bis-zum Ende der Einweisung draußen warten, denn was da besprochen wird, ist geheim. Sie können aber hereinschlüpfen, während Major Danby die Uhrzeit
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