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Catch 22

Catch 22

Titel: Catch 22 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joseph Heller
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General Dreedle ihn vor Colonel Korn und Major Danby rücksichtslos angepfiffen und ihm befohlen hatte, den Schießstand sämtlichen Mannschaften und Offizieren der kämpfenden Truppe zur Verfügung zu stellen. Colonel Cathcart sah sich zu dem Schluß gezwungen, daß der Tontaubenschießstand einen furchtbaren Minuspunkt für ihn bedeutete. Er wußte genau, daß General Dreedle diese Sache nie vergessen hatte, obwohl er genau wußte, daß General Dreedle sich überhaupt nicht daran erinnerte, was im Grunde sehr ungerecht war, so jammerte Colonel Cathcart, denn der Gedanke eines Tontaubenschießstandes als solcher hätte ihm einen mächtigen Stein im Brett eintragen müssen, obwohl so ein furchtbarer Minuspunkt daraus geworden war. Colonel Cathcart war nicht imstande festzustellen, wieviel Boden er nun wirklich mit diesem verfluchten Tontaubenschießstand gewonnen oder verloren hatte, und wünschte nur, daß Colonel Korn da wäre, um ein weiteres Mal die ganze Episode für ihn zu bewerten und seine Angst zu beschwichtigen.
    Es war alles sehr verwirrend, sehr entmutigend. Colonel Cathcart nahm die Zigarettenspitze aus dem Mund und schob sie in die Tasche seines Hemdes, dann begann er kummervoll seine Fingernägel zu benagen. Alle waren gegen ihn, und er fühlte sich in tiefster Seele krank, weil Colonel Korn ihm in diesem Augenblick der Krise nicht zur Seite war, um ihm bei der Entscheidung über die Veranstaltung des gemeinsamen Gebetes zu keifen. Er hatte beinahe gar kein Vertrauen zum Kaplan, der immer noch bloß ein Captain war. »Glauben Sie«, fragte er, »daß der Erfolg in Frage gestellt wäre, wenn wir die Unteroffiziere nicht zulassen?«
    Der Kaplan zögerte, denn er fühlte sich wieder auf unvertrautem Boden. »Jawohl, Sir«, erwiderte er schließlich. »Ich halte es für vorstellbar, daß ein derartiges Verhalten die Erfüllung unserer Gebete um ein engeres Bombenteppichmuster fraglich machen könnte.«
    »Daran hatte ich überhaupt noch nicht gedacht!« rief der Colonel, und seine Augen schimmerten wie Pfützen. »Wollen Sie damit sagen, daß Gott mich vielleicht sogar mit einem lockeren Teppichmuster bestrafen könnte?«
    »Jawohl, Sir«, sagte der Kaplan. »Es ist denkbar, daß er das tut.«
    »Dann soll der Teufel das ganze holen«, entschied der Colonel gekränkt und ganz selbständig. »Ich werde doch diese verfluchten Gebetsübungen nicht veranstalten, um die Dinge noch zu verschlimmern.« Verächtlich schnaufend ließ er sich hinter dem Tisch nieder, nahm die leere Zigarettenspitze wieder zwischen die Lippen und versank für ein Weilchen in gedankenträchtige Stille. »Wenn ich es mir überlege«, gestand er sich selbst ebenso wie dem Kaplan, »war es vielleicht kein so guter Einfall, die Leute beten zu lassen. Die Herausgeber der Saturday Evening Post hätten vielleicht nicht mitgemacht.« Der Colonel gab seinen Plan mit Bedauern auf, denn er hatte ihn ganz allein ausgeheckt und gehofft, damit imstande zu sein, nachdrücklich zu demonstrieren, daß er Colonel Korn durchaus nicht unbedingt brauchte. Nachdem er ihn aber aufgegeben hatte, freute er sich, ihn los zu sein, denn von Anfang an hatte er eine Gefahr darin gesehen, einen Plan zu verwirklichen, ohne sich vorher mit Colonel Korn darüber zu besprechen. Er stieß einen mächtigen Seufzer der Befriedigung aus. Seine Hochachtung vor sich selbst war nun, da der Plan aufgegeben war, noch sehr viel größer, denn er war der Ansicht, eine sehr kluge Entscheidung getroffen zu haben, und, was das wichtigste war, er hatte diese Entscheidung getroffen, ohne sich vorher mit Colonel Korn zu besprechen.
    »Ist das alles, Sir?« fragte der Kaplan.
    »Ja«, sagte Colonel Cathcart. »Es sei denn, Sie hätten einen anderen Vorschlag.«
    »Nein, Sir, nur ...«
    Der Colonel hob den Blick, als sei er beleidigt, und musterte den Kaplan hochnäsig und mißtrauisch. »Nur was, Kaplan?«
    »Sir«, sagte der Kaplan, »nachdem Sie die Anzahl der erforderlichen Feindflüge auf sechzig heraufgesetzt haben, ist unter den Leuten eine gewisse Unruhe entstanden. Man hat mich gebeten, mit Ihnen darüber zu sprechen.«
    Der Colonel blieb stumm. Der Kaplan errötete bis zu den Wurzeln seines sandfarbenen Haares und wartete. Der Colonel ließ ihn sich lange Zeit unter seinem starren, teilnahmslosen, jeden Gefühls baren Blick winden.
    »Sagen Sie ihnen, daß wir im Krieg sind«, empfahl er schließlich mit scharfer Stimme.
    »Jawohl, danke, Sir«, erwiderte der Kaplan, von

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